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11:07 Uhr - 25.09.2014

Die Bussen für die Grossbanken nehmen kein Ende

Die Analysten von Morgan Stanley rechnen für UBS und Credit Suisse mit weiteren Milliardenstrafen.

Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Frühjahr 2009 haben die 25 grössten Banken der USA und Europas Bussen von insgesamt 220 Mrd. $ bezahlt respektive Rückstellungen für Strafzahlungen gebildet.

Damit ist der Spiessrutenlauf der Grossbanken allerdings noch nicht zu Ende, wie die Analysten von Morgan Stanley (MS 34.98 -0.11%) in einer umfassenden Studie schreiben. Sie erwarten von den 25 untersuchten Banken Zahlungen von weiteren 75 Mrd. $, wovon der grösste Teil von europäischen Instituten zu tragen sein dürfte. Auch UBS (UBSN 16.69 0.54%) und Credit Suisse (CSGN 26.34 0.92%) dürften abermals tief in die Tasche greifen müssen.

Besonders aufsehenerregende Fälle waren in jüngerer Vergangenheit Credit Suisse und BNP Paribas (BNP 53.39 0.26%) im Mai, die in den USA 2,6 respektive 9 Mrd. $ Strafe bezahlten, und Bank of America (BAC 17.18 0.76%), die sich mit 17 Mrd. $ vom Vorwurf freikaufte, verbriefte Hypothekarkredite minderer Qualität verkauft zu haben. Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die bereits geleisteten sowie die noch zu erwartenden Bussen:

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Die fünf amerikanischen Grossbanken haben demnach bereits 124 Mrd. $ an Strafzahlungen geleistet (blauer Balken links); das Team von Morgan Stanley erwartet weitere 20 Mrd. $ (gelber Balken links). Die US-Institute dürften also rund 85% des Bussenmarathons bereits hinter sich haben.

 

Anders die Situation der zwanzig kontinentaleuropäischen, britischen und schweizerischen Banken: Sie haben bislang für allerlei Verfehlungen – beispielsweise die Manipulation des Libor-Zinses – 96 Mrd. $ an Bussen bezahlt. Die Analysten von Morgan Stanley rechnen mit weiteren 54 Mrd. $. Trifft diese Prognose zu, haben die europäischen Banken erst 65% des Marathons hinter sich.

Die folgende Grafik zeigt die Aufteilung, für welche Verfehlungen die Bussen zu leisten waren. Zunächst die USA:

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Der weitaus grösste Teil der Bussen (grün) steht in Zusammenhang mit verbrieften Hypothekarkrediten. Weitere 10% (gelb) betreffen Zahlungen an die Federal Housing Finance Agency (FHFA).

Für die Libor-Manipulation (blau) haben US-Banken bislang noch nahezu keine Strafzahlungen geleistet. Das dürfte sich nach Ansicht der Analysten von Morgan Stanley allerdings noch ändern: Sie gehen davon aus, dass Citigroup (C 53.26 0.79%) und J.P. Morgan Chase noch je 2 Mrd. $ für den Libor-Fall bezahlen werden. Für Bank of America rechnen sie mit weiteren 1,5 Mrd. $. Einzig von Goldman Sachs (GS 187.81 1.47%) und von Wells Fargo erwarten sie keine Bussen im Libor-Fall.

Die nächste Grafik zeigt die deutlich breitere Fächerung der Busszahlungen der zwanzig grössten Banken in Europa:

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36% der bislang geleisteten Bussen von insgesamt 96 Mrd. $ entfallen auf sogenannte Payment Protection Insurance (PPI, hellblau) in Grossbritannien. In diesen Fällen mussten besonders Lloyds (16,5 Mrd. $) und Barclays (BARC 228.8 0.15%) (7,7 Mrd. $) bereits tief in die Tasche greifen.

14% der Bussen betreffen gebrochene US-Sanktionen (violett), wobei BNP (8,8 Mrd. $) und HSBC (HSBA 651.7 -0.02%) (1,9 Mrd. $) die grössten «Sünder» waren.

6% der Bussen entfallen bislang auf den Libor-Fall (v.a. UBS, Barclays, Royal Bank of Scotland und Deutsche Bank (DBK 27.93 0.43%)) und je 4% auf FHFA (gelb) sowie verbriefte US-Hypotheken (grün).

Die folgende Grafik zeigt, wie viel jede der 25 untersuchten Banken bereits in Form von Bussen bezahlt hat:

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Spitzenreiterin ist Bank of America mit 64 Mrd. $, gefolgt von J.P. Morgan mit 39,3 Mrd. $. Platz drei belegt die britische Bank Lloyds mit 20,4 Mrd. $.

 

 

 

 

Eine etwas detailliertere Aufstellung für die zwanzig europäischen Banken zeigt diese Grafik:

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Die blauen Segmente der Balken zeigen bereits geleistete Bussen (Incurred) respektive bereits gebildete Rückstellungen (Provisioned). Die gelben Segmente stehen für den Bussbetrag, den die Analysten von Morgan Stanley noch erwarten.

Die beiden britischen Grossbanken RBS und Barclays haben demnach erst etwa die Hälfte des Schreckens hinter sich gebracht. Beide werden gemäss Analystenschätzungen noch weitere Strafzahlungen von mehr als 10 Mrd. $ zu leisten haben.

UBS hat seit 2009 bislang Bussen von insgesamt 6,1 Mrd. $ bezahlt. Rückstellungen für weitere 2,2 Mrd. $ hat sie bereits gebildet. Die Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass sie noch weitere 3,1 Mrd. $ bezahlen wird. Der grösste Teil davon dürfte im Zusammenhang mit manipulierten Währungswechselkursen (Forex) zu bezahlen sein: Hier erwarten die Analysten für UBS eine Busse von 1,5 bis 2 Mrd. $. Eine Einigung mit den Untersuchungsbehörden könnte noch im vierten Quartal des laufenden Jahres erzielt werden, schreiben sie.

Credit Suisse Group hat bereits Bussen von 4,8 Mrd. $ bezahlt und Rückstellungen für 2,5 Mrd. $ gebildet. Von ihr erwarten die Analysten darüber hinaus Strafzahlungen von «nur» 1,1 Mrd. $.

Weil Credit Suisse allerdings schwach kapitalisiert sei, könnte eine Busszahlung in Milliardenhöhe die Dividendenausschüttung vorübergehend gefährden, warnen die Analysten. Im Fall der UBS sei diese Gefahr nicht akut.

Für Julius Bär (BAER 42.15 0.48%) schliesslich gehen die Analysten davon aus, dass die Busse im Steuerstreit mit den USA auf knapp 900 Mio. $ zu liegen kommen wird. Rückstellungen hat die Bank dafür bislang noch keine gebildet.

Huw van Steenis, der Banken-Chefanalyst von Morgan Stanley, empfiehlt die Aktien UBS derzeit zum Kauf. Credit Suisse, Julius Bär und Deutsche Bank hat er mit «Equal Weight» eingestuft.

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