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15:00 Uhr - 24.07.2015

Frankenstärke wirft SFS fast zwei Jahre zurück

Der Halbjahresgewinn des Industriezulieferers sinkt fast ein Drittel. Das Ebita-Margenziel von 15% wird statt 2016 wohl erst 2018 erreicht.

Es tut weh: Mit drei exportorientierten Produktionswerken in der Schweiz ist SFS (SFSN 67.75 0.97%) der Frankenstärke mehr ausgesetzt als viele andere kotierte Industrieunternehmen. Betriebsresultat und Gewinn leiden derzeit deutlich mehr als der Umsatz. Das Margenziel von 15% (vor Goodwill-Amortisation) dürfte – statt 2016, wie zum Zeitpunkt der Publikumsöffnung vor fünfzehn Monaten versprochen – mit zwei Jahren Verspätung erreicht werden.

Mit 6,1% fiel das Wachstum aus eigener Kraft in den ersten sechs Monaten erstaunlich robust aus. Neue Produkte für die Automobilindustrie und der Auftrag für das iPhone 6 (SFS liefert mehrere Dutzend metallische Minikomponenten) kurbelten den Absatz an.

Die Hausaufgaben gemacht

Mit unveränderten Währungsrelationen steigerte das Unternehmen die Ebita-Marge von 13,6 auf 14,4% und wäre damit in Bezug auf die Rentabilität auf Zielkurs gewesen. In der Realität sank die Spanne 3,8 Prozentpunkte auf den niedrigsten Wert seit 2009, als viele Endmärkte in eine Krise gerieten. Währungsbedingt schmälerte sich das Ebita fast 30 Mio. Fr.

Trotz Kostensenkungsmassnahmen blieb der Aufwand hoch, während ein Teil der Exporteinnahmen in Franken umgerechnet massiv sank (Transaktionseffekt). Die Schweizer Werke führen mehr als 95% der Produktion aus. Der Löwenanteil wird in Euro fakturiert.

Für das zweite Halbjahr rechnet das Unternehmen mit einer «deutlichen Erholung» der Betriebsmarge auf 13,6 bis 15,4%. Währungsbedingte Debitorenverluste von netto 7 Mio. Fr. fallen nicht mehr an.

Gegenmassnahmen beginnen zu wirken

Zudem werde sich der Transaktionseffekt abschwächen, erklärte Verwaltungsratspräsident und CEO Heinrich Spoerry gegenüber «Finanz und Wirtschaft». Die im Frühjahr beschlossenen Gegenmassnahmen (u. a. Erhöhung der Arbeitszeit, Einstellungsstopp, Verringerung des Ferienanspruchs, Reduktion der Entlohnung für VR und Management) entfalten allmählich ihre Wirkung. Schliesslich ist das zweite Halbjahr traditionell das stärkere.

Im Ausblick auf das Gesamtjahr ist das Management im Vergleich zum März indessen eine Spur vorsichtiger geworden. Das organische Wachstum soll für das Gesamtjahr 3% betragen, was für das zweite Semester eine Stagnation impliziert. Die 2014 durch das iPhone 6 ausgelöste Dynamik wiederholt sich nicht unbedingt. Und statt einer Ebita-Marge von 12,9 bis 13,5% erwartet SFS nun 12,1 bis 13,1%.

Schweizer Kunden vorsichtig geworden

Warum die Revision? Laut Spoerry wurde der Effekt der Währungsturbulenzen auf  Schweizer Kunden unterschätzt. Rascher als erwartet seien Rabatte verlangt worden. Trotzdem hätten viele Klienten zunächst Lager abgebaut und weniger bestellt. Dass SFS die diesjährige Scharte bereits 2016 auswetze, sei nicht auszu­schliessen, liege aber «am oberen Ende der Erwartung». Eher dauere es zwei Jahre.

Weil das familienbeherrschte Unternehmen die Konsequenzen des teuren Frankens früh umfassend kommunizierte, reagierte die Börse auf den Zwischenbericht mit leicht höheren Kursen. Mit einer Cash P/E (Kurs-Gewinn-Verhältnis ohne Berücksichtigung der hohen Goodwill-Amortisation gemäss IFRS-Rechnungslegungsstandard) von 17 sind SFS ähnlich wie die etwa gleich grossen Dätwyler (DAE 118.2 0.34%) und Forbo (FORN 1134 0.27%) bewertet.

Bezogen auf das Verhältnis Unternehmenswert zu Ebitda sind sie mit einem Abschlag von 20% eingestuft. Solange die Kurse unter 70 Fr. verharren, lohnen sich dosierte Zukäufe für geduldige Anleger.

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