Noch arbeitet Roman Sonderegger bei der Bühler-Gruppe. Ab Mai führt er den Industriekonzern Schweiter. Ein wenig auffälliger Mann, der alles gern unter Kontrolle hat.
Gerade von einem Businesstrip nach Deutschland am Flughafen Zürich (FHZN 172.20 -0.75%) angekommen, kippt Roman Sonderegger schnell einen Kaffee runter, bevor er direkt in sein Büro im sankt-gallischen Uzwil zurückkehrt, dem Hauptsitz von Bühler. Manche würden wohl noch einen Abstecher zu Hause einlegen. Nicht so der 45-jährige Manager. Arbeit ist für ihn zentral. Wichtig sind ihm aber auch seine Familie mit vier Kindern im schulpflichtigen Alter und seine Freunde. Er ist überzeugt: Mit der richtigen Organisation bringt man alles unter einen Hut.
Mit seinem Rollkoffer und im Businesslook fällt er am Flughafen nicht auf. Einzig mit seinen weissen Reiseturnschuhen hebt sich der schlanke und gross gewachsene Mann etwas ab. Man sieht ihm seine sportliche Seite an. So hält er sich gerne in der freien Natur auf, fährt Mountainbike, wandert oder joggt.
Bei Bühler gilt er als dynamische Person, die sich gerne positiv gibt. Er lächelt oft, wird erzählt. Vor kurzem hat er einen wichtigen Auftrag an Land gezogen. Mehr dazu wird im verschwiegenen Familienkonzern Bühler nicht verraten. Und ist man traurig über seinen Abgang? «Ja schon», meint nach langem Zögern eine enge Mitarbeiterin.
Bei Schweiter (SWTQ 1'400.00 +2.94%) sind die Vorschusslorbeeren gross: «Roman Sonderegger verfügt über einen ausgezeichneten Leistungsausweis in der Führung von Gesellschaften», heisst es in der Mitteilung zu seiner Ernennung. «Der Verwaltungsrat ist überzeugt, mit ihm einen CEO gefunden zu haben, der menschlich und fachlich ausgezeichnet zu Schweiter Technologies passt.» Und auch der Analyst der ZKB hält grosse Stücke auf Sonderegger: «Mit Roman Sonderegger konnte Schweiter einen erfahrenen und bestens ausgewiesenen Industriemanager als neuen CEO gewinnen.»
Sonderegger hat an der ETH Zürich studiert. Der Ingenieur hat mit einem Master in Betriebs- und Produktionswissenschaft abgeschlossen. Elf Jahre arbeitet er nun schon für die Bühler-Gruppe und ist dort die Karriereleiter emporgestiegen bis zum Leiter der Geschäftseinheit Weizen und Roggen. Mehr als zwei Drittel der weltweiten Produktion an Getreide wird auf Mühlen verarbeitet, welche das Uzwiler Familienunternehmen produziert.
Vor kurzem hat Sonderegger eine Mühle im Norden Englands eingeweiht, deren Herzstück mehr als 15’000 Datenträger besitzt, die Informationen über alle Schritte im Produktionsprozess sammeln. «Damit machen wir weitere Schritte bei der Entwicklung der SmartMill», lässt sich Sonderegger in einem Lokalblatt zitieren. Richtung Digitalisierung soll es auch vermehrt bei Schweiter gehen. Mittlerweile kennt fast jedes Kind hierzulande die transparenten Kunststoff-Abschrankungen von Schweiter, die als Infektionsschutz an Kassen und in Restaurants dienen. Weniger bekannt ist in der breiten Öffentlichkeit, dass Schweiter der weltgrösste Produzent und Verarbeiter von Balsaholz ist, das ideal für den Bau von Rotorblättern für Windkraftanlagen ist.
Sonderegger wird in seiner neuen Funktion damit auch Manager von Plantagen in Ecuador und Papa-Neuguinea. Dabei kann er auch auf internationale Erfahrungen zurückgreifen, die er gesammelt hat. Als Managing Director Bühler Südliches Afrika ist er für drei Jahre mit seiner Familie nach Johannesburg gezogen. «Die Arbeitsprozesse waren gleich wie in der Schweiz, aber das tägliche Umfeld war anders. So fährt man zum Beispiel nicht einfach wie hierzulande mit dem Auto oder dem Velo los, sondern überlegt sich genau, wo man durchfährt und insbesondere zu welcher Tageszeit», sagt er.
Eingearbeitet wird Sonderegger noch von seinem Vorgänger Heinz Baumgartner. Dieser war 25 Jahre lang beim Industriekonzern angestellt, zuletzt 13 Jahre als CEO. Baumgartner bleibt auch nach dem CEO-Wechsel im Verwaltungsrat von Schweiter und wurde soeben als Verwaltungsratspräsident von Bystronic (BYS 1'342.00 +1.21%) portiert. Sonderegger ist froh, weiterhin eine gute Ansprechperson zu haben. Sein hehres Lebensziel ist nichts weniger als: «der nächsten Generation einen lebenswerten Planeten zu übergeben».
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