Lydie Hudson übernimmt den Posten der Compliance-Chefin von Lara Warner. Die Finanzmarktaufsicht hat die Bank 2018 wegen Regelverstössen hart gerügt.
Stühlerücken bei Credit Suisse (CSGN 12.215 0.7%). Zwei Wochen nach der Präsentation der Jahreszahlen baut CEO Tidjane Thiam die Geschäftsleitung (GL) so stark um wie seit 2015 nicht mehr. Betroffen sind dabei nicht die Chefs der Divisionen, in denen die Grossbank ihr konkretes Geschäft betreibt und aus deren Mitte dereinst der Nachfolger von Thiam kommen könnte. Veränderungen erfahren drei GL-Posten mit übergreifenden Funktionen (Shared Services). Konkret erhält CS eine neue Risikochefin, eine neue Compliance-Chefin und eine neue Personalchefin.
Im Fokus stehen vor allem zwei Damen: Lara Warner und Lydie Hudson. Die Australoamerikanerin Warner wird Risikochefin, nachdem sie seit 2015 in der GL bereits den Bereich Compliance abdeckte. Der Job der obersten Regelwächterin ist eine der heikelsten Aufgaben, die eine Bank zu besetzen hat. Die Person ist dafür verantwortlich, dass sich die Bankmitarbeiter an Recht und Gesetz halten.
Harte Rüge der Finma
Wie fast alle Grossbanken glänzte Credit Suisse in der Vergangenheit nicht gerade mit Regeltreue, leistete sich sogar eklatante Verstösse. Das hat sie seit der Finanzkrise rund 13 Mrd. Fr. an Bussen gekostet. Bis heute hält sie den traurigen Rekord der höchsten Strafe, die eine Schweizer Bank je zahlen musste: 5,3 Mrd. Fr. für den betrügerischen Verkauf von hypothekenbesicherten US-Wertpapieren.
Im September 2018 dann erhielten Credit Suisse und Regelwächterin Warner eine Sonderabreibung von der Finanzmarktaufsicht (Finma). Die Behörde stellte fest, Credit Suisse habe im Kontext der Korruptionsfälle um den internationalen Fussballverband Fifa, den brasilianischen Ölkonzern Petrobras (PETR4 6.3 0%) und den venezolanischen Ölkonzern PDVSA gegen aufsichtsrechtliche Pflichten zur Bekämpfung der Geldwäscherei verstossen.
Die Finma rügte Mängel bei der Identifizierung von Kunden und der Feststellung des wirtschaftlich Berechtigten, der Risikoabklärung und der Dokumentation zwischen 2006 und 2016. Dinge, die zum Einmaleins der modernen Vermögensverwaltung gehören.
Nach Abbau nun Aufbau
Die Finma setzte der CS einen Prüfbeamten ins Haus, der die Stärkung der Kontrollen im Geldwäschereibereich überwachen soll. Konkret muss CS bis Ende 2019 nachrüsten und eine automatisierte Gesamtsicht über ihre Kundenbeziehungen einführen. Es ist die erste Bewährungsprobe für Warners Nachfolgerin Lydie Hudson. «Die Technologie, unsere Kundendaten zu überblicken, ist im Compliance-Bereich verfügbar und wird nun unseren Fronteinheiten zur Verfügung gestellt», sagt Hudson im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». Grundsätzlich müsse man in einem Unternehmen «ein Umfeld schaffen, das sich an Verhaltens- und Ethikstandards hält».
Compliance war bisher weniger das Metier von Hudson, die in Harvard Betriebswirtschaft studiert hat. Vorgängerin Warner war einst aus dem Investment Banking auf den Posten der obersten Regelwächterin gekommen. Hudson war zuletzt operative Chefin (COO) der Handelsdivision Global Markets (GM) der CS und dort vor allem mit Rückbau beschäftigt. Zusammen mit ihren Kollegen setzte sie in der Division die von CEO Thiam verordnete Schrumpfkur um.
Dem Geschäftsbereich wurde Kapital entzogen, Kosten wurden eingespart, und er bekam einen Risikodeckel für seine Handelsaktivitäten verpasst. Im schlechten Börsenjahr 2018 brach der Vorsteuergewinn der Division 66% auf 154 Mio. Fr. ein. Ohne Rückbaumassnahmen und Risikodeckel hätte die Division auf Jahre gesehen wahrscheinlich sogar tiefrote Zahlen geschrieben.
Den Abbau hat Hudson hinter sich, jetzt muss sie die neuen CS-Regelsysteme aufbauen. Dafür beabsichtigt sie vom Global-Markets-Hauptsitz New York mit Mann und Kindern nach Zürich zu ziehen. Ganz nahe zur Finma, mit der sie nun wohl regelmässiger Kontakt haben wird.
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