Das IT-Grossprojekt des Frachtspediteurs kommt voran. Doch der Margendruck lässt noch nicht nach. Eine Gewinnwarnung für das erste Semester ist die Folge.

Aus Andeutungen und Vermutung ist Gewissheit geworden: Panalpina (PWTN 131.7 -2.08%) wird einen niedrigeren Semestergewinn ausweisen als 2016. Das bestätigte CEO Stefan Karlen in einer Medienmitteilung am Dienstag.

Die Reaktion an der Börse folgte auf dem Fuss. In einem haussierenden Markt büssten die Aktien des Frachtspediteurs zeitweise 3% an Wert ein.

Über den Umfang des Gewinnrückgangs wird Panalpina am 20. August ­berichten. Die Finanzanalysten rechneten bislang im Durchschnitt mit einem Betriebsergebnis von 56,5 Mio. Fr. Das ­wären 10% weniger als in den ersten sechs Monaten im vergangenen Jahr. In nächster Zeit dürfte die Prognose nach unten angepasst werden.

Im ersten Quartal schrumpfte der Rohertrag (Bruttogewinn) 9%, das Betriebsergebnis 32% und der Gewinn 28%. In der Seefracht schrieb das Unternehmen zum zweiten Mal in Folge einen ­operativen Verlust (vgl. Grafik).

Die Volumen stimmen

Zwar hat Panalpina die transportierten Volumen bislang auch im zweiten Quartal kräftig ausgedehnt. In den ersten drei Monaten hatte das Basler Unternehmen die Tonnage in der Luftfracht 8% und in der Seefracht 7% erhöht und Markt­anteile gewonnen.

Die Pleite der süd­koreanischen Reederei Hanjing im vergangenen Frühherbst hat jedoch die Frachtraten in die Höhe getrieben. Die Mehrkosten können die Transportlogistiker nur verzögert an die Kunden weiterreichen – die Margen erodieren derzeit.

Hinzu kommt, dass Panalpina ihre Aufträge grösstenteils noch mit einem veralteten und wenig effizienten IT-System abwickelt. Die Umstellung auf eine moderne Plattform scheint nun einen ­bedeutenden Schritt voranzukommen.

Ende Mai hat das Unternehmen das neue Transportmanagementsystem in Deutschland aufzuschalten begonnen. Bis Juli sollen alle Aufträge in der Seefracht, bis Oktober diejenigen in der Luftfracht zeit- und kostensparender als zuvor abgewickelt werden.

Jetzt kommen die grossen Märkte dran

Deutschland ist in Bezug auf Sendungstransaktionen die drittbedeutendste Länderorganisation des Konzerns und das fünfte Land, in dem Panalpina die neue Betriebsplattform nutzt.

Den Anfang machten die Schweiz und Singapur im Dezember 2015, dann folgten Italien und Kanada Ende 2016. Nun sollte Deutschland die Probe aufs Exempel liefern, dass das von SAP (SAP 93.98 1.53%) eigens für Panalpina entwickelte System auch mit grossen Volumen funktioniert.

Das Unternehmen wickelt insgesamt etwa 5 Mio. Transaktionen pro Jahr ab. Nach Abschluss der Einführung in Deutschland werden erst rund 30% aller Transaktionen über das neue IT-System laufen.

Der nächste Meilenstein ist der Rollout in den USA und später in China. So dürfte Ende 2018 ein wesentlicher Teil der Kundenaufträge über die Plattform verarbeitet werden.

Gemessen am ursprünglichen Plan hat sich im IT-Projekt ein Rückstand von ein bis zwei Jahren addiert. Zum Teil wurde er in Kauf genommen. Besonders vor dem «Go live» in Deutschland hat Panalpina zusammen mit SAP zahlreiche Verbesserungen im Programm vorgenommen.

Hoffnung und Enttäuschung

Seit 2013 setzen die Investoren auf eine Erholung der Rentabilität von Panalpina. Doch es dauert. Die Gewinnprognose der Finanzanalysten ist regelmässig zurückgestuft worden: Erwarteten sie vor zwei Jahren für 2017 noch einen Gewinn je ­Aktie von rund 7 Fr., so lautet die Schätzung unterdessen 4 Fr.

Das Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und ­Enttäuschung spiegelt sich in einem Aktienkurs, der viel stärker schwankt als derjenige von Kühne + Nagel (KNIN 158.1 0.25%). Auf aktuellem Kursniveau ist die erwartete Gewinnsteigerung von Panalpina bis 2018 schon eingepreist. Das Chancen-Risiko-Profil spricht weiterhin eher für Kühne + Nagel.

Die komplette Historie zu Panalpina finden Sie hier. »

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