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11:51 Uhr - 07.05.2018

Ölpreis auf Dreijahreshoch

Die Saudis streben einen Ölpreis von 80 $ je Fass an. Der Rohstoff kostet nun so viel wie zuletzt im Jahr 2014.

Der wichtigste Rohstoff für die Weltwirtschaft ist teurer geworden. Am Montag notiert die Sorte Brent (Brent 75.529 0.88%) über 75 $ je Fass, die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI (WTI 70.39 0.93%)) über 70 $ – das ist der höchste Preis seit November 2014. Brent kostet 13% mehr als zum Jahresanfang, der WTI-Preis hat über 16% zugelegt.

Aktueller Auslöser für den Preisanstieg ist die Aussicht, dass US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufkündigt. Bis spätestens Samstag soll die Entscheidung fallen. Dem Iran drohen dann neue Sanktionen. Das Land könnte weniger Öl als geplant auf dem Weltmarkt anbieten, und auch der Ausbau der Förderung wäre in Gefahr.

Gemäss dem Research-Haus FGE könnte dem Ölmarkt wegen neuer Sanktionen eine Fördermenge von bis zu 700’000 Fass pro Tag entgehen.

Frühere Ölpreisrallys wurden vom Förderland Saudi-Arabien bisher aufgehalten. Doch die Saudis signalisieren seit April, dass sie einen Preis von 80 $ je Fass anstreben. Das «Wall Street Journal» zitierte am Freitag einen hohen saudischen Regierungsbeamten mit den Worten: «Es gibt keinerlei Absicht von Saudi-Arabien, diese Rally aufzuhalten.»

Saudi-IPO würde von höherem Ölpreis profitieren

Die Staatseinnahmen Saudi-Arabiens hängen zu einem grossen Teil am Ölexport. Zudem will das Land dieses oder nächstes Jahr einen Anteil von 5% des staatlichen Förderunternehmens Saudi Aramco für 100 Mrd. $ an die Börse bringen. Ein höherer Ölpreis würde die Bewertung des Unternehmens erhöhen.

Das Ölkartell Opec trifft sich am 24. Juni wieder. Es wird erwartet, dass Saudi-Arabien dann eine Fortsetzung der Vereinbarung anstrebt, die die Förderung des Ölkartells zusammen mit dem Nicht-Mitgliedland Russland begrenzt.

Die Opec hat über die vergangenen Monate die Produktion konstant gehalten. Geholfen hat dabei Venezuela. Die wirtschaftlichen Probleme des südamerikanischen Landes – mit den grössten Ölreserven der Welt – haben die Produktion dort einbrechen lassen.

Die anhaltende Ausweitung der Förderung von Schieferöl in den USA hat einen stärkeren Anstieg des Ölpreises aber bisher verhindert.

Starke Weltwirtschaft stützt Ölnachfrage

Die gute Weltkonjunktur könnte den Ölpreis hoch halten – auch wenn sich die befürchteten Sanktionen gegen den Iran nicht realisieren. So befindet sich der Einkaufsmanagerindex für die Weltwirtschaft (Global PMI) – ein Frühindikator basierend auf Umfragen unter Chefeinkäufern – deutlich über der Wachstumsmarke von 50.

Doch die Preisrally kann trotz der guten Konjunktur nicht ewig weitergehen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank: «Die Brent-Ölnachfrage wächst Schätzungen zufolge ab einem Preis von 60 $ weniger als die Weltwirtschaft.»

Hedge Funds haben ihre Kaufpositionen für WTI-Öl auf dem Terminmarkt im Saldo schon auf den niedrigsten Stand seit Januar zurückgefahren. Doch wirklich pessimistisch sind sie nicht: Im historischen Durchschnitt setzen diese spekulativen Investoren weiterhin in einem überdurchschnittlichen Ausmass auf steigende Ölpreise.

Keine Angst vor dem Ölschock

Gemäss dem Energieanalysedienst S&P Global Platts sind zwar besonders asiatische Schwellenländer von Ölimporten abhängig und würden unter einem höheren Ölpreis daher leiden. Doch die makroökonomischen Fundamentaldaten seien gut. Der Schock durch den höheren Ölpreis könnte deshalb gut absorbiert werden.

Bisher zeigt sich die Ölnachfrage in Asien robust: Im ersten Quartal ist sie in China um 6,8% gestiegen, in Indien gar um 8,5%. Zwar bestehe in Indien das Risiko eines wachsenden Defizits im Aussenhandel wegen des höheren Ölpreises. «Doch die Fundamentaldaten sind deutlich besser als 2013», erklärt Priyanka Kishore, Asienökonomin beim Research-Haus Oxford Economics. Damals kamen die Währungen und die Finanzmärkte in Schwellenländern mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit unter massiven Druck.

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