Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt ist im vierten Quartal 6,8% gewachsen – dank eines robusten Konsums und anhaltender Kreditexpansion.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im Vorjahr nach Angaben des statistischen Amtes 6,7% gewachsen und hat damit die von der Regierung vorgegebene untere Zielmarke von 6,5% übertroffen. Dennoch legte China im Vorjahr die schwächste Wirtschaftsleistung seit 1990 an den Tag. Gleichzeitig hat die Verschuldungsquote in den vergangenen zwölf Monaten weiter von 254 auf 277% des BIP zugenommen.
Schwache Exporte
Das Wirtschaftswachstum wurde 2016 vor allem vom Konsum getrieben, der zunehmend die Industrieproduktion und die Bauwirtschaft als Wachstumsmotor ablöst. Der Absatz des Einzelhandels lag im Dezember 10,9% über Vorjahr.
Die Industrieproduktion stieg 6,1%, und die Sachinvestitionen ausserhalb ländlicher Gebiete legten 8,1% zu. Klar zur Schwäche neigen die Ausfuhren, die im Dezember den stärksten Rückgang seit der globalen Finanzkrise verzeichnet haben.
Neue Bremsfaktoren
Trotz der punktuell eine Verbesserung anzeigenden Indikatoren gehen die meisten Prognosen davon aus, dass sich das Wachstum der chinesischen Wirtschaft 2017 weiter verlangsamen wird. «Obwohl der Welthandel jüngst an Schwung gewonnen hat und Chinas Wirtschaft gestärkt ins neue Jahr eingetreten ist, gehen wir für 2017 von einem 6,3% expandierenden BIP aus», schreibt Louis Kuijs, Asienökonom der unabhängigen Forschungsstelle Oxford Economics.
Zunehmend bremsend dürften sich künftig das für chinesische Exporte rauer werdende Klima in den USA und die nachlassenden Investitionen im Immobiliensektor auswirken. Vor allem setzt die chinesische Regierung anders als in den vergangenen Jahren vermehrt auf qualitatives Wachstum, wie das schon an der Wirtschaftskonferenz der Zentralregierung Ende 2016 klar zum Ausdruck kam.
Steigende Schulden keine unmittelbare Gefahr
Die Analysten von Nomura haben ihre Wachstumsprognose 2017 für China von 6,6 auf 6,5% korrigiert. Die Projektion basiert auf der Annahme, dass die neue US-Regierung keinen Handelskrieg mit China und anderen stark von Ausfuhren abhängigen Nationen beginnen wird.
Wie schon in den Vorjahren wuchs das Kreditvolumen in China 2016 schneller als die Wirtschaftsleistung. Damit haben auch die makroökonomischen Ungleichgewichte zugenommen. Die Tatsache, dass die Kredite Jahr für Jahr schneller wachsen als das Sozialprodukt und dass ein zunehmender Teil der neu vergebenen Kredite in Sektoren fliesst, die kaum produktiv sind oder Überkapazitäten haben, sei eine klare Fehlallokation von Kapital, warnt Wang Tao, die Chinaökonomin der UBS (UBSG 16.77 1.33%).
Doch sie sieht angesichts der hohen Sparquote der Bevölkerung, des relativ tiefen Verschuldungsgrads der Zentralregierung oder auch der strengen Kontrollen im Zahlungsverkehr mit dem Ausland in der Schuldenproblematik zumindest vorderhand keine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität Chinas.
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