Im Unterschied zu den Konkurrenten Otis und Kone weitet der Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller die Marge aus. Das Niveau ist aber noch steigerungsfähig.
Die Rahmenbedingungen im Geschäft für Aufzüge und Fahrtreppen waren auch schon einfacher. Der mit Abstand grösste Einzelmarkt für neue Anlagen, China, wächst nicht mehr. Zudem herrscht dort grosser Preisdruck, der immer stärker an der operativen Marge der Branchenvertreter knabbert.
Unter diesen Umständen kann Schindler (SCHP 210.4 0.62%), zusammen mit der finnischen Kone (KNEBV 44.27 -0.56%) Nummer zwei im Markt, mit den Fortschritten im ersten Semester zufrieden sein. Derzeit kommt dem Innerschweizer Konzern entgegen, dass er geografisch besser balanciert ist als die Konkurrenten.
Einzig ein höheres Umsatzwachstum hatte sich die Unternehmensleitung erhofft. Kunden zögerten vermehrt mit dem Abruf von Aufträgen. Teilweise waren, namentlich in Europa, Engpässe auf den Baustellen zu verzeichnen.
Dass die Einnahmen aus Neuanlagen weniger kräftig wuchsen und so der Anteil des profitableren Servicegeschäfts zunahm, kam der operativen Marge zugute. Auf Stufe Ebit stieg sie einen Prozentpunkt auf 11,9%; die Finanzanalysten hatten im Durchschnitt mit 11,5% gerechnet. Marktführer Otis hatte einen Rückgang von 19,3 auf 17,8% gemeldet, Kone einen solchen von 14,2 auf 13,3%.
Mit Modulen mehr Marge
Schindler hat immer noch einen Rückstand aufzuholen. Selbst ThyssenKrupp (TKA 26.4 0.57%), die Nummer vier, ist mit 12,3% Ebit-Marge etwas profitabler. Schindler-Konzernchef Thomas Oetterli sieht jedoch «keinen Grund, warum wir nicht an das Margenniveau unserer Wettbewerber herankommen sollten», wie er im Mai in einem Interview in «Finanz und Wirtschaft» versicherte.
Ein wichtiger Treiber für eine höhere Effizienz und geringere Kosten ist die Digitalisierung. Hier steht Schindler wie die ganze Branche erst am Anfang, was die Markteinführung neuer Produkte und Dienstleistungen betrifft.
Weiter fortgeschritten und greifbarer ist die Harmonisierung der Produktplattform. Bis Ende 2018 soll sie in China abgeschlossen sein, in den darauf folgenden zwei Jahren im Rest der Welt. Konkret soll unter anderem die Anzahl Liftkabinen von über zwanzig auf drei und die der Türen von acht auf drei reduziert werden. Module werden ermöglichen, das Angebot rasch an spezifische Kundenwünsche anzupassen.
So werden Grössenvorteile (Economies of Scale) im Einkauf und in der Fertigung genutzt. Es wird aber zwei bis drei Jahre dauern, bis sich der niedrigere Aufwand aus diesem Effort in einer höheren Profitabilität äussert. Zudem wird ein Teil der Einsparungen an die Kunden weitergegeben werden.
Umsatz erstmals über 10 Mrd. Fr.?
Zunächst gilt das Augenmerk dem zweiten Halbjahr. Schindler hält am Ziel fest, den Umsatz in Lokalwährung 3 bis 5% zu steigern. Bleibt der Euro auf aktuellem Niveau, wird Schindler davon profitieren.
So könnte es sein, dass der Konzernumsatz 2017 zum ersten Mal 10 Mrd. Fr. übertrifft. Das höhere Wachstum im Neuanlagengeschäft, zusammen mit anziehenden Materialkosten, wird aber zur Folge haben, dass sich die operative Marge bis Ende Jahr eher seitwärts bewegen wird. Auf Gewinnstufe erwartet Schindler 840 bis 880 Mio. Fr., das sind auf vergleichbarer Basis 6 bis 11% mehr.
Kone, der mit Schindler gut vergleichbare Konkurrent, rechnet lediglich mit einem 1 bis 3% höheren Umsatz in Lokalwährung und einem rückläufigen Betriebsgewinn. Kone ist als Marktführer in China mehr von der Delle in diesem Land betroffen. Zudem spielt der Eurokurs nun gegen den finnischen Konzern.
Das spiegelt sich in einer unterschiedlichen Entwicklung des Börsenkurses: Die Schindler-Titel weisen seit etwa zwei Jahren eine bessere Performance auf – und das dürfte auf absehbare Zeit so bleiben.
Die komplette Historie zu Schindler finden Sie hier. »
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