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15:30 Uhr - 20.10.2015

Panalpina ist überall gefordert

Der Umbau des Transportlogistikers muss in einem zunehmend rauen Umfeld durchgesetzt werden. Die Gewinnprognosen werden erneut reduziert.

Die Reaktion der Börse spricht für sich: Während Kühne + Nagel (KNIN 132.7 0.3%) vergangene Woche mit einem Kursgewinn auf den Neunmonatsbericht reagierten, sackten die Panalpina-Aktien am Dienstag ab.

Die vor bald drei Jahren geweckten Hoffnungen auf eine rasche Steigerung der Profitabilität verblassen mit ­jedem Quartalsbericht mehr: Die Valoren des Transportlogistikers  verkehren mittlerweile fast wieder auf dem damaligen Kursniveau. Verglichen mit dem zwischenzeitlichen Höchstkurs haben sie mehr als 30% eingebüsst.

Wesentlich günstiger sind sie nun allerdings nicht geworden. Denn auch die ­Gewinnschätzungen sind von Quartal zu Quartal reduziert worden. Auf der Basis der Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten haben etwa die Bank ­Vontobel (VONN 47.7 0.21%) und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihre Gewinnprognose für 2015 und 2016 ungefähr 15% nach unten korrigiert. Vontobel prüft eine Senkung des Kursziels von 144 Fr., die ZKB hat Panalpina (PWTN 107 -6.14%) auf «Untergewichten» umgestuft.

Keine Aufschwung in Sicht

Im dritten Quartal hat das Basler Unternehmen die Durchschnittsprognose der Finanzanalysten für den Betriebsgewinn Ebit um 17% verfehlt. Auch der Überschuss entsprach nicht den Erwartungen. Über neun Monate hinweg stagnierte der Gewinn in Franken.

Im vierten Quartal ist keine grundlegende Erholung abzusehen. «Die Märkte in der Luft- und in der Seefracht werden im besten Fall flau bleiben», kommentierte CEO Peter Ulber an einer Telefonkonferenz.

Auch die Erholung des Ölpreises und damit des wichtigsten Kundensegments von Panalpina, der Öl- und Gas­industrie, wird auf sich warten lassen. Das Unternehmen ist bestrebt, die Abhängigkeit von dieser Branche zu verringern. Aber auch das dauert.

Bitter für das Management, dass der starke Franken ausgerechnet dieses Jahr die Fortschritte «vernichtet». Währungsbereinigt sähe das Ganze doch besser aus (vgl. Grafik rechts). Im Vergleich mit dem deutlich grösseren Konkurrenten Kühne + Nagel jedoch sind die Resultate so oder so noch ungenügend.

Kühne + Nagel ist ausser Reichweite

In der Luftfracht, dem wichtigsten Gewinnträger, verlor Panalpina im Unterschied zu Kühne + Nagel in den ersten neun Monaten Volumen und Marktanteile. Der Betriebsgewinn Ebit schrumpfte ein Fünftel auf 67,6 Mio. Fr. Die wichtigste Kennzahl für operative Effizienz – Ebit in Prozent des Rohertrags, die sogenannte Konversionsmarge – verschlechterte sich von 18,2 auf 15,4%. K+N steigerte diese Kennziffer auf 30%.

Im Bereich Seefracht sieht es nicht erhebender aus. Auch hier büsste Panalpina etwas Marktanteile ein. Die Konversionsmarge erhöht sich zwar von 4,3 auf 6,3%, aber das Niveau bleibt dürftig und weit vom Ziel entfernt. Kühne + Nagel erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen in ihrer Paradedisziplin eine Marge von nahezu 33%. Bis 2018 peilt Panalpina in der Luft- und in der Seefracht eine Konver­sionsmarge von mindestens 20% an.

Voraussetzung dafür ist das Ersetzen der über 25 Jahre alten IT-Infrastruktur. Im dritten Quartal wurde die Erfolgsrechnung durch einen Mehraufwand für IT-Investitionen von 14 Mio. Fr.  belastet.

IT-Projekt ist «matchentscheidend»

Die Aufbauphase wird im Oktober beendet, nachher beginnt die finale Testphase. Zum Start geht die neue SAP-Software zuerst in der Schweiz und in Singapur in Betrieb. Ziel ist, bis Ende des nächsten Jahres 50% der Transaktionen über SAP (SAP 66.54 0.59%) abzuwickeln und den wesentlichen Rest 2017.

Gemäss früheren Aussagen von Finanzchef Robert Erni gegenüber «Finanz und Wirtschaft» erwartet Panalpina vom zeitgemässen IT-System eine Steigerung der Produktivität um 10%. Für den Erfolg in der Zukunft sei es «matchentscheidend». Kühne + Nagel verfügt schon längst über eine selbst entwickelte, leistungsfähige Software für die globalen Prozesse.

Geduld der Anleger neigt sich dem Ende zu

Vor Jahresfrist betonte der Finanzchef, die Anstrengungen des Managements spiegelten sich noch nicht in den Zahlen. Das ist heute nicht anders. Vor allem ab 2017 müsste, ohne spürbaren Währungsnachteil und mit abnehmender Belastung der Erfolgsrechnung durch das grosse IT-Projekt, deutlich mehr drinliegen. Sonst drohen Verleiderverkäufe an der Börse.

Auch daran hat sich (noch) nichts geändert: Kühne + Nagel bieten dem Anleger ein attraktiveres Risiko-Ertrags-Profil. Zudem locken sie mit einer klar höheren Dividendenrendite (5%) als Panalpina.

Die komplette Historie zu Panalpina finden Sie hier.»

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