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13:17 Uhr - 17.09.2015

Fed: Zaghaft hinauf oder forsch verharren

Die US-Notenbank Fed gibt heute Abend bekannt, wo der Leitzins zu stehen kommt. Eines ist sicher: Janet Yellen wird den Entscheid relativieren.

Heute Donnerstag um 20 Uhr Schweizer Zeit gibt die US-Notenbank Fed bekannt, ob sie den Leitzins erhöht oder nicht. Danach gewährt die Fed-Präsidentin Janet Yellen eine Pressekonferenz. Ob die Wende bei den Leitzinsen nun eingeläutet wird oder nicht, ist völlig offen.

Auch die Reaktion der Finanzmärkte auf den geldpolitischen Entscheid lässt sich kaum abschätzen – gefällt wird er vom Offenmarktausschuss des Fed (FOMC) in einer zweitägigen Sitzung. Absehbar ist, dass das FOMC eine von zwei Varianten wählt: eine zaghafte Anhebung oder forsches Stillstehen.

Forsches Stillstehen

Ein Zuwarten des Fed wäre eigentlich gut für die Aktienmärkte, weil Anleihen im Nullzinsumfeld unattraktiv bleiben. Somit flösse kein Kapital aus Aktien ab. Das Nichtstun könnte die Märkte aber auch verunsichern. Die Arbeitslosigkeit ist mittlerweile auf 5,1% gesunken, was als Vollbeschäftigung gilt, und die Kerninflationsrate (ohne Energie und Lebensmittel) beträgt 1,8%.

Bleibt der Leitzins dennoch auf null, könnten sich die Märkte besorgt fragen, welche Gefahr für die Wirtschaft das Fed noch sieht. Yellen würde in diesem Fall gegenüber der Presse wohl deutlich durchblicken lassen, dass eine Zinserhöhung voraussichtlich noch dieses Jahr zu erwarten sei.

Zaghaft erhöhen

Werden die Zinsen hingegen heute erhöht, würde sich Yellen sicherlich vorsichtig äussern und in Aussicht stellen, dass das Fed nun die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwartet. Eine zügige Straffung der Geldpolitik würde sie ausschliessen, um die Finanzmärkte zu beruhigen und dem Dollar nicht zu viel Auftrieb zu verleihen. Ein allzu starker Dollar schadet den Exporteuren und bremst damit das Wirtschaftswachstum.

Ist Vorsicht besser als Nachsicht?

Drei Gründe sprechen gegen eine heutige Leitzinserhöhung. Für das Fed ist es erstens weniger schlimm, die Zinsen zu spät hinaufzusetzen und eine etwas höhere Inflation in Kauf zu nehmen, als das Wirtschaftswachstum abzuwürgen. Blasen an den Finanzmärkten spielen in diesem Kalkül eine weniger wichtige Rolle. Zweitens ist Janet Yellen der Meinung, eine zu restriktive Geldpolitik habe die Grosse Depression der Dreissigerjahre verursacht, und drittens besteht derzeit wenig Inflationsdruck (lesen Sie hier mehr dazu).

Die Kommentatoren sind geteilter Meinung, was das Fed heute tut. Die Markterwartung lässt sich am Kurs von Terminkontrakten (Futures und Optionen) ablesen, dort wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung mit 34% taxiert. Wie auch immer das Fed entscheidet: Um die Finanzmärkte nicht zu verschrecken, wird Janet Yellen den Beschluss relativieren.

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