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12:00 Uhr - 17.11.2017

Zehnder Group erhält mit Veraison einen neuen Investor

Die Beteiligungsgesellschaft hält 5,3% am Kapital und 3,2% der Stimmen am Hersteller von Heizkörpern und Lüftungen. Die Aktien gewinnen 7%.

Die Zehnder Group hat einen neuen Aktionär: Veraison Capital hält gemäss einer Mitteilung vom Freitag 5,3% des Kapitals und 3,17% der Stimmen am Hersteller von Heizkörpern und Lüftungssystemen. Gregor Greber, Mitgründer und VR-Präsident von Veraison, sagte der FuW, wie üblich bei den Engagements von Veraison führe man auch in diesem Fall Gespräche mit dem Management und dem gesamten Verwaltungsrat der Zehnder Group.

Veraison dürfte die Zehnder Group schon länger im Blick gehabt und Verbesserungspotenzial geortet haben. In einem Gespräch mit der FuW Anfang Oktober ­eröffnete Greber, im Sommer bei zwei ­Gesellschaften eingestiegen zu sein, ohne aber die meldepflichtige Schwelle überschritten zu haben. Es liegt nahe, dass es sich bei einer davon um Zehnder handelt. Zur Frage, ob Veraison den Anteil aufstocken werde, wollte sich Greber am Freitag nicht äussern. Auch über den Inhalt der Gespräche will er nichts verraten.

Ansatzpunkte für Kritik gibt es aber viele und das nicht erst seit einigen Monaten. Da gibt es zunächst einmal die Kapitalstruktur. Die Familie mit VR-Präsident Hans-Peter Zehnder besitzt über die nichtkotierten Titel (Namenaktien B; Nennwert 0.01 Fr.) mit nur 16,8% einen Stimmenanteil von knapp 50%. Die kotierten Namen A haben einen Nennwert von 0.05 Fr. Dem Prinzip «eine Aktie, eine Stimme» wird also nicht entsprochen.

Viel Anlass zu Kritik

Einige Marktteilnehmer sehen im Gespräch mit der FuW auch ein Problem darin, dass VR-Präsident Zehnder, bis November 2014 gleichzeitig auch CEO, zu wenig aggressiv vorgeht. Auf lange Sicht schade eine schwache Ergebnisentwicklung der Gruppe, und dann fehle das Geld für offensive strategische Massnahmen, wie sie etwa Branchennachbar Arbonia (ARBN 16.6 0%) vollzogen hat.

Zu bemängeln ist die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt. Die Gruppe musste in den vergangenen Jahren aussergewöhnlich häufig Umsatz- oder Gewinnwarnungen aussprechen, die jeweils deutliche Kursverluste auslösten. Der Kapitalmarkttag von Mitte September diesen Jahres wurde kurzfristig abgesagt. Die Gewinnwarnungen der letzten Jahre kamen jeweils im Herbst. Schon gibt es Spekulationen, es stünden erneut schlechte Nachrichten an: Der Gebäudetechniker Centrotec berichtete diese Woche, der Heizkörpermarkt in Deutschland sei deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, worauf die Aktien 12% einbrachen.

Die beiden Segmente von Zehnder, Lüftungen und Heizkörper, laufen sehr unterschiedlich. Das Heizkörpergeschäft leidet unter der Sättigung der Märkte und unter Margendruck. Das Werk in Gränichen ist zu wenig ausgelastet, und der Verkauf neuer Produkte verlief bisher schleppend. Das Lüftungsgeschäft läuft besser, Zehnder weiss den langfristig positiven Markttrend zu nutzen. Insgesamt zählt die Gruppe aber zu viele Produktionsstandorte und dann noch nicht immer am kostengünstigsten Ort, heisst es.

Im ersten Halbjahr erhöhte die Gruppe den Umsatz 7% (währungsbereinigt +8%) auf 280,6 Mio. €. Das Lüftungsgeschäft baute den Anteil der Einnahmen erneut aus (auf 44%). Doch die operativen Ergebnisse sind schwach. Die Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu Umsatz) halbierte sich von 4 auf 2%. In Nordamerika bremsten Sonderausgaben das Ergebnis und in Grossbritannien die Pfundschwäche. Ausserdem belasteten höhere Einkaufspreise für Stahl. Zu alledem musste noch die Produktion in der Türkei wegen der Folgen eines Erdbebens unterbrochen werden.

Keine Schnellschüsse

VR-Präsident Hans-Peter Zehnder gibt sich im Gespräch mit der FuW bedeckt. Veraison sei wie jeder Aktionär willkommen. Die Gespräche mit Veraison fänden im gewöhnlichen Rahmen wie mit allen anderen Investoren statt, wiegelt er ab.

Die Aktien haben am Freitag 7% gewonnen. In den letzten Jahren haben sie sich deutlich schlechter als der Markt entwickelt. Für einen Kauf besteht keine Eile. Es wäre eine Überraschung, wenn sich bei der Zehnder Group nun über Nacht alles ändern würde. Es ist viel Geduld gefragt.

Die komplette Historie zu Zehnder finden Sie hier. »

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