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07:31 Uhr - 23.10.2014

Straumann macht Appetit auf mehr

Die Dentalgruppe steigert im dritten Quartal den Umsatz 7%. Das lässt Analysten auf eine Rückkehr zu zweistelligen Wachstumsraten spekulieren. Die Aktien reflektieren bereits hohe Erwartungen.

Die bevorstehende Übernahme des grössten Wettbewerbers Nobel Biocare (NOBN 16.9 -0.29%) durch Danaher gibt Straumann-Chef Marco Gadola zu denken. Wie er an der Telefonkonferenz zu den Umsatzzahlen des dritten Quartals betont hat, rechnet er aber zumindest mittelfristig nicht mit einer veränderten Wettbewerbssituation im Dentalmarkt. Weil viele Zahnärzte gerne mit einem fokussierten Implantat­anbieter zusammenarbeiten würden, kann Gadola der Integration von Nobel in die breit aufgestellte US-Industriegruppe Danaher sogar Vorteile abgewinnen.

Im vergangenen Jahr hatte Straumann (STMN 222.7 4.36%) gemäss eigenen Schätzungen mit einem Anteil von 19% die Marktführerschaft im Zahnimplanatmarkt inne. Alles deutet darauf hin, dass das Basler Unternehmen die Spitzenposition 2014 ausgebaut hat. Während der ersten neun Monate erreichte die Umsatzzunahme in Lokalwährungen 5,4% auf 523,4 Mio. Fr. Im dritten Quartal betrug die Steigerung sogar 7,3%, was das Unternehmen bewogen hat, die Wachstumserwartung für das Gesamtjahr zu erhöhen.

Geschickte Preispolitik

Die Umsatzzunahme soll neu im mittleren statt im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen. Damit würde das Unternehmen die erwartete Expansion des Gesamtmarkts von 2 bis 3% um rund zwei bis drei Prozentpunkte übertreffen. Wie Gadola präzisiert hat, profitiert Straumann vor allem vom Erfolg im Verkauf von Zahnimplantaten, die aus dem Hochleistungsmaterial Roxolid bestehen. Die Dentalgruppe ersetzte Anfang Jahr durch diese Titan-Zirkonium-Legierung das bisherige Standardmaterial Titan. Die neuen Roxolid-Implantate werden in den Kernmärkten Deutschland, Schweiz und Italien zum gleichen Preis wie die älteren Titan-Produkte angeboten, was bei der Kundschaft gut ankommt.

Das Europageschäft, das mit einem Anteil von 53% für Straumann nach wie vor am gewichtigsten ist, kehrte im Quartals- wie auch im Neunmonatsvergleich auf den Wachstumspfad zurück. Zweistellig fiel die Umsatzzunahme im dritten Quartal in Asien und in Nordamerika aus, wo sich die fortgesetzte Erholung in Japan, anhaltend starkes Wachstum in China sowie neue Verkaufsanstrengungen in den USA positiv auswirkten.

Warnung vor übertriebenen Erwartungen

Ob angesichts des jüngsten Einnahmesprungs konzernweit bereits wieder zweistellige Wachstumsraten in Griffweite rücken, wie die euphorisch gestimmten Analysten der Bank Vontobel (VONN 33.9 1.19%) vermuten, ist eine andere Frage. Gadola warnte mit Blick auf die jüngst verschärften Konjunkturprobleme in Europa vor vorschnellen Erwartungen. «Eine neue Finanzkrise würde auch Straumann treffen», hielt er fest.

Obwohl Straumann keine Gewinnzahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, stellt das Unternehmen in Aussicht, die bisher erst für 2015 anvisierte Ebit-Marge von über 20% bereits im laufenden Jahr zu erreichen. Die beschleunigte Erholung der Profitabilität begründete der überraschend ausscheidende CFO  Thomas Dressendörfer mit dem starken Umsatzwachstum. Dressendörfer, der aus familiären Gründen nach Deutschland zurückkehren will, wird nach drei Jahren im Amt durch Peter Hackel, den bisherigen Finanzchef der Sparte Drive Systems beim Industrieunternehmen Oerlikon ersetzt.

Günstigere Gelegenheiten in den USA

FuW erhöht dank der robusten Geschäftsentwicklung die Gewinnprognose pro Aktie von 7.80 auf 8.50 Fr. für 2014 und von 9 auf 10 Fr. für 2015.  Auf dieser Basis ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis 2015 von 22. Die Aktien reflektieren damit weitgehend die neu gewonnene Wachstumsstärke des Unternehmens. Günstigere Einstiegsgelegenheiten treffen Investoren unter US-Branchennachbarn wie Dentsply (KGV 2015 von 17) und Sirona (19) an.

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