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16:20 Uhr - 24.05.2017

Ypsomed wächst jetzt zu Lasten des Gewinns

Ypsomed zeigt zwar weiterhin stabiles Wachstum, doch die Strategie drückt auf die Gewinne. Die Valoren geben nach, sind aber immer noch deutlich überbewertet.

Der Medizinaltechniker Ypsomed (YPSN 205.8 -9.5%) plant, im laufenden Geschäftsjahr (per Ende März 2018) mehr für die Markteroberung auszugeben und den ambitionierten Wachstumskurs zu verstärken. Das geht freilich zu Lasten der Profitabilität. So erwartet das Management, dass der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr ungefähr 15% wachsen wird. 2016/17 lag der Zuwachs noch etwas höher, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, und was bereits dem im Herbst 2016 angepassten Ausblick entsprach.

Überraschend war die Aussage, dass der Betriebsgewinn (Ebit) im laufenden Geschäftsjahr stagnieren oder nur leicht steigen werde. Anleger reagierten enttäuscht, in der Spitze gaben die Aktien  am Mittwoch fast 11% ab. Denn mit dem neuesten Ausblick ist absehbar, dass die Umsatzmarge des Betriebsgewinns von zuletzt 14,2% auf gut 12% im Geschäftsjahr 2017/18 fallen wird.

Betriebsgewinnmarge von 20% gerät aus dem Blick

Auch wenn jetzt Anleger und Analysten ihre Gewinnerwartungen erheblich korrigieren müssen, bleibt CEO Simon Michel zuversichtlich: «Der Betriebsgewinn wird auf rund 100 Mio. Fr. 2019/20 steigen», sagte er am Mittwoch vor Journalisten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Betriebsgewinn noch um 24,4% auf 55,3 Mio. Fr. gestiegen.  Bislang hätte dieser mittelfristige Ausblick eine Ebit-Marge von 20% bedeutet, womit Ypsomed an erfolgreiche Jahre der Vergangenheit anknüpfen wollte.

«Wir machen aber ganz bewusst keine Aussage zur Marge, auch weil uns der Umsatz jetzt davonläuft», sagt CEO Michel. Er spielte vor allem auf die 2010 eingeführte schlauchlose Insulinpumpe OmniPod an. Sie kam im vergangenen Geschäftsjahr nach den nordischen Ländern auch in Frankreich auf dem Markt kam. Die Pumpe verzeichnete ein Patientenwachstum 67% und einen Umsatzanstieg um 55%.

Mehr Marktanteil im Patientengeschäft

Ypsomed plant, im laufenden Geschäftsjahr vor allem in seinem wichtigsten Segment Diabetescare zu investieren und zu wachsen. Hier verspricht sie sich grössere Marktanteile – auch weil wichtige Wettbewerber sich aus dem Markt zurückziehen. In diesem Geschäftsbereich vertreibt die Gesellschaft ihre eigenen Insulinpumpen, Infusionssets, Pen-Nadeln und Blutzuckermesssysteme – direkt an Patienten oder über Apotheken und Kliniken.

Das Wachstum des Segments soll von der anhaltend hohen Omnipod-Nachfrage in Frankreich getragen werden. Darüber hinaus wird 2017/18 die selbstentwickelte Insulinpumpe Ypsopump in zehn weiteren Märkten eingeführt werden: In diesem Sommer in Österreich und im Herbst in der Schweiz, Belgien sowie in Italien, im dritten Quartal auch in nordischen Ländern. Neue Tochtergesellschaften sind nach Tschechien und Australien 2017/18 für Polen, Spanien, Belgien und Neuseeland geplant.

Marketing- und Vertriebsaufwand steigt um rund 23%

Ypsopump kam im abgelaufenen Geschäftsjahr in Deutschland, den Niederlanden, Grossbritannien und Tschechien auf den Markt, was bereits zu erhöhtem Marketing und Vertriebsaufwand geführt hatte. Der Kostenanteil am Gesamtumsatz stieg von 13,8% auf 14% und wird im laufenden Geschäftsjahr allerdings auf etwas mehr als 15% wachsen, wie Verwaltungsratschefs Willy Michel sagte.

In Franken gerechnet wird Ypsomed somit den Marketing- und Vertriebsaufwand laut Plan um rund 23% steigern, nachdem er vergangenes Jahr ebenfalls bereits stärker als der Umsatz um rund 18% auf 54,7 Mio. Fr. zugenommen hatte. «Wir investieren verstärkt in Marktpenetration, geografische Expansion und Produktweiterentwicklung», sagte CEO Michel.

Schwierige Produktlancierung in Europa

Die Gesellschaft spricht im Geschäftsbericht selbst jedoch auch davon, dass die Produktlancierung im europäischen Markt besonders anspruchsvoll sei. Dafür macht sie die Sprachenvielfalt, unterschiedliche Marktbedingungen mit Anforderungen in den Ländern fest. Gleichwohl plant Ypsomed, in den nächsten drei Jahren noch nicht abgedeckte Regionen in Europa anzugehen. Zudem ist für 2019/20 der Markteintritt in den USA und China vorgesehen.

Im zweiten grossen Segment Delivery Systems, der Belieferung von Pharma- und Biotech-Kunden mit Injektionslösungen für verschiedene Medikamente, geht Ypsomed von weniger Wachstum im laufenden Geschäftsjahr aus. 2016/17 verbuchte das Segment bereits nur ein unterdurchschnittliches Plus von 7,5% gegenüber 21,9% im Geschäftsbereich Diabetescare.

Aktien deutlich überbewertet

Für Anleger, die auf stetiges und starkes Wachstum in den nächsten Jahren gesetzt und dabei zugleich eine steigende Profitabilität erwartet haben, ist der neue Ausblick enttäuschend. Auch wenn das Unternehmen für das vergangene Jahr eine 30% höhere Ausschüttung aus Kapitaleinlagereserven vorgeschlagen hat, sind Ypsomed-Valoren keine klassischen Dividenden-Titel, denn sie rentieren weniger als 1%. Allerdings wird es auch schwierig, über den Aktienkurs vom Wachstum zu profitieren. «Finanz und Wirtschaft» senkt ihre Gewinnprognose je Aktien für 2017/18 von 4.75 Fr. auf 3.62 Fr. Mit einem KGV für 2017 von 57 sind die Aktie deutlich überbewertet.

 

Die komplette Historie zu Ypsomed finden Sie hier. »

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