Zurück zur Übersicht
07:36 Uhr - 04.05.2015

Chinas Industrie verlangsamt sich

Die Wirtschaftstätigkeit verliert trotz des stabilen Privatkonsums weiter an Fahrt. Damit kann mit weiteren staatlichen Massnahmen zur Stützung des Wachstums gerechnet werden.

Der am Montag veröffentlichte HSBC (5 646.4 -0.42%)/Markit-Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie ist im April auf 48,9 gefallen, das ist der tiefste Stand seit April 2014. Ein Wert von unter 50 weist auf schrumpfende Aktivität im Industriesektor hin. Im März stand der Index noch auf 49,6. Die asiatischen Börsen reagierten am Montag im frühen Handel mehrheitlich negativ auf die Nachricht.

Weitere deflationäre Tendenzen

Damit wird es zunehmend wahrscheinlich, dass die Regierung in den kommenden Tagen trotz einem leicht verbesserten Arbeitsmarkt zusätzliche Massnahmen zur Stützung der Konjunktur erlassen wird. In einem Communiqué des Politbüros der Kommunistischen Partei, dem mächtigsten politischen Gremium Chinas, wurden bereits am 30. April «energische» Schritte angekündigt, mit denen Investitionen unter anderem durch steuerliche Erleichterungen wie auch geldpolitische Massnahmen gefördert werden sollen.

Zur Sorge Anlass geben auch die anhaltenden deflationären Tendenzen. Die Produktionspreise im Industriesektor sind gemäss HSBC/Markit im April von 45,2 auf 43,6 gefallen.

Der am Sonntag veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex für April zeichnet mit einem Stand von 50,1 ein etwas besseres Bild als der HSBC/Markit-Index. Ein Grund für die Abweichung ist, dass der offizielle Gradmesser eher die Tätigkeit grosser staatlich kontrollierter Industriekonzerne erfasst, die anders als der stärker mit der sich abkühlenden Konjunktur kämpfende Privatsektor privilegierten Zugang zu Bankkrediten haben.

Steigende Lagerbestände

Für Wang Tao, Chinaökonomin der UBS (UBSG 18.86 0.05%),  bleibt damit der auf der Regierung lastende Druck unverändert gross, weitere wachstumsstützende Massnahmen zu lancieren. Das vor allem auch deshalb, weil gemäss beiden Einkaufmanagerindizes die Lagerbestände im April weiter angestiegen sind. Allerdings scheint sich im Vormonat die Lage der exportorientierten Industrie leicht verbessert zu haben.

Nachdem die Mindestreserven, die Geschäftsbanken bereit halten müssen, von der Notenbank Anfang April bereits einmal 100 Basispunkte auf 18,5% gesenkt worden sind, geht Wang davon aus, dass noch vor Ende Jahr eine weiterer Schritt im gleichen Rahmen folgen wird und auch der Leitindex gesenkt wird. Auch dürfte der Staat in den kommenden Wochen grössere Infrastrukturprojekte lancieren.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.