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15:15 Uhr - 08.02.2018

Zurich Insurance strotzt vor Zuversicht

Das Ergebnis des Versicherers fällt wegen grosser Schadenzahlungen zurück. Doch andere Leistungsverbesserungen rechtfertigen die Erhöhung der Dividende.

Das Management von Zurich Insurance (ZURN 309 2.45%) ist extrem optimistisch. Konzernchef Mario Greco sagte an der Jahreskonferenz, das Unternehmen sei «widerstandsfähiger geworden» und sei «auf Zielkurs».

Die Dividende wird von 17 auf 18 Fr. je Aktie erhöht, trotz Gewinnrückgangs. Damit wird beinahe der gesamte Überschuss von 3 Mrd. $ bzw. 19.60 Fr. je Valor aus dem Unternehmen zu den Aktionären fliessen.

Managerbonus-Aktien sollen zurückgekauft werden

Greco begründete das Vorgehen damit, dass ohne die 0,7 Mrd. $ Sonderkosten für Schäden der Hurrikane in der Karibik und den USA ein 6% höheres Betriebsergebnis resultiert hätte. «Deswegen und weil wir günstige Ertragsperspektiven ausmachen, kann die Dividende erhöht werden.»

An der Generalversammlung vom 4. April ist der ehemalige Swiss-Re-Chef Michel Liès zur Wahl in den Verwaltungsrat und als künftiger Präsident vorgeschlagen.

Traktandiert ist überdies die Bewilligung eines Aktienrückkaufs im Umfang von bis zu 1 Mrd. $. Damit will der Konzern die Zahl ausstehender Aktien verringern. Sie ist gestiegen, u.a. weil für Managervergütungen in den vergangenen Jahren Papiere neu geschaffen wurden.

Einiges weg von der Zielrendite 

Mit der geplanten Kapitalkürzung verbessert das Management die Chancen, die Zielrendite rascher zu erreichen. Im zurückliegenden Jahr rentierte das 33 Mrd. $ grosse Eigenkapital 9,2%. Konzernchef Greco hält an der Ambition fest, eine Betriebsgewinn-Eigenkapitalrendite von 12% oder mehr vorzuweisen.

Der Zurich-Konzern steigerte 2017 die Einnahmen im Segment Lebensversicherung 13% auf 33,2 Mrd. $. Besonders in Asien/Ozeanien und Lateinamerika stieg der Produktabsatz. Der Betriebsgewinn verbesserte sich 11% auf 1,3 Mrd. $. Damit hält der Konzern den Ergebnisrückgang der Schadenversicherung in Grenzen.

In diesem Geschäftsfeld stagnierten die Prämien auf 33 Mrd. $, und die Aufwandquote verharrte auf im Branchenvergleich hohen 98% der Einnahmen. Weil Sonderkosten für die Hurrikanschäden zu tragen waren, schloss die Spartenrechnung defizitär. Nur dank des Anlageergebnisses resultierte dennoch ein operatives Ergebnis von 1,5 (2,4) Mrd. $. Auf den Geldern, die Zurich als Deckung für die Versicherungskontrakte investiert, wurden unverändert 3,8% Rendite erzielt.

Honorareinnahmen sind Ertrags-Anker

Lukrativ war erneut der Managementvertrag mit der US-Versicherungsgenossenschaft Farmers. Der Schweizer Konzern streicht dafür ein Honorar ein. Der Betriebsgewinn blieb unverändert auf 1,7 Mrd. $. Die Geschäftsrisiken tragen die Farmers-Gesellschaften, die primär mit Gebäude-, Fahrzeug- und Hausratdeckung in den USA aktiv sind. Dieses substanzielle und ertragsstabile Honorargeschäft ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Zurich-Aktien im Branchenvergleich teuer sind.

Der Zinsanstieg an den Finanzmärkten, der dieses Jahr wohl nicht nur in den USA noch weitergehen wird, drückt den Wert der Anleihen im Bestand der Zurich-Gruppe. Weil aus gleichem Grund auch der Gegenwartswert der Verpflichtungen sinkt, wird sich die Solvenzwertung wenig verändern.

Das Kapitalerfordernis des Schweizer Solvenztests SST erreicht das Unternehmen gleich zweifach. Der ambitioniertere eigene Zielwert ist Ende 2017 in 1,3-fachem Umfang erfüllt. Nach Zahlung der Dividende und nach dem Rückkauf von Aktien für bis zu 1 Mrd. $ wird diese Quote etwas zurückfallen.

Aktien sind auf fairer Bewertung

Das Management ist folglich bereit, das Unternehmen finanziell etwas stärker zu hebeln. Das kann ins Auge gehen, falls 2018 erneut Sonderaufwendungen wegen schwerer Naturereignisse verdaut werden müssen.

Ausgehend von einer Belastung in Höhe des Mehrjahresdurchschnitts ist für 2018 aber eine Gewinnverbesserung auf 3,8 Mrd. $ bzw. umgerechnet 23.90 Fr. je Aktie realistisch. Daraus errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13. Die Papiere notieren damit im oberen Bereich des historischen Bewertungsbandes.

Folglich fehlen fundamentale Gründe für einen Kurssprung. Doch die mit 5,8% kräftige Ausschüttungsrendite und die bevorstehenden Aktienrückkäufe dürften die Investorennachfrage lebhaft halten. Aktionäre sollten sich jedoch darauf einstellen, dass die Valoren unmittelbar nach Zahlung der umfangreichen Dividende am 6. April wahrscheinlich einige Prozente korrigieren.

Die komplette Historie zu Zurich Insurance finden Sie hier. »

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