Zurück zur Übersicht
23:36 Uhr - 22.08.2018

Fed sorgt sich um Folgen der US-Handelspolitik

Die amerikanische Zentralbank warnt vor den Konsequenzen der Handelskonflikte. Am eingeschlagenen Zinspfad hält sie dennoch fest.

Die Mitglieder des Offenmarktausschusses sind sich einig: «die aktuellen Handelskonflikte und die vorgeschlagenen Massnahmen sind eine wichtige Quelle für Unsicherheit und Risiko». Das geht aus dem Protokoll der jüngsten Sitzung des Federal Reserve hervor, das am Mittwochnachmittag veröffentlicht wurde.

So deutlich und so oft wie am 31. Juli und 1. August wurden die möglichen negativen Konsequenzen der amerikanischen Handelspolitik noch an keiner Sitzung vom Fed diskutiert. Ein langfristiger und umfangreicher Handelsstreit würde gemäss den Minutes wohl «das Vertrauen der Unternehmen, langfristige Investitionen sowie Anstellungen» beeinflussen. Zudem würden breit angesetzte Strafzölle die Kaufkraft der US-Haushalte reduzieren. In einem solchen Szenario könnte sich die Produktivität verschlechtern und Lieferketten könnten unterbrochen werden.

Noch ist es aber noch nicht so weit. Zwar haben laut dem Protokoll einige Unternehmen Investitionen reduziert oder herausgezögert. Die meisten Gesellschaften, die sich wegen der Handelspolitik Sorgen machen, haben ihre Pläne zu Investitionen und Anstellungen aber nicht revidiert.

Nächster Schritt in fünf Wochen

Kurzfristig sind die Aussichten für die Wirtschaft laut der amerikanischen Zentralbank weiter rosig. Im Vergleich zur Sitzung vom Juni wurde die Prognose für das Wirtschaftswachstum leicht nach oben revidiert. Der Grund sind starke Zahlen zu den Konsumausgaben. Laut dem Fed dürfte das Wachstum im zweiten Halbjahr zwar leicht niedriger ausfallen als im ersten Semester, aber weiter über dem Potenzialwachstum liegen.

Bestätigen die Makroindikatoren die Einschätzung des Fed, wäre es «demnächst wohl angebracht» die Zinsen weiter zu erhöhen. Die nächste Sitzung findet vom 25. bis 26. September statt. Eine Erhöhung des Zielbandes um 25 Basispunkte auf 2 bis 2,25% gilt als sicher.

Händler an der Chicagoer Terminbörse CME beziffern die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschrittes im September auf 96%. An dieser Einschätzung haben die Minutes wenig geändert. Auch die Probabilität einer weiteren Erhöhung im Dezember beträgt weiter fast unverändert 63%. Auch die Äusserungen von Donald Trump, dass er von den Zinsschritten nicht «begeistert» ist, haben an der Einschätzung der Marktteilnehmer nichts geändert.

Bald im «neutralen» Bereich

Laut dem Protokoll nähert sich der Leitzins dem neutralen Bereich. In diesem Bereich hat der Leitzins weder eine unterstützenden, noch eine bremsende Wirkung auf die Konjunktur. Wo genau dieser Bereich liegt, ist zwar unklar. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses sind sich aber einig, dass es «ziemlich bald» angebracht wäre, darauf zu verzichten von einer «unterstützenden Geldpolitik» zu sprechen.

Keine Einigkeit besteht unter den Mitgliedern hingegen bezüglich der sich abflachenden Zinskurve. Einige Mitglieder erwähnten, dass eine inverse Zinskurve oftmals der Vorbote einer Rezession gewesen sei. Darum sei es wichtig, die Steigung der Zinskurve im Auge zu behalten. Andere hielten dem entgegen, dass Wertschriftenkäufe von Zentralbanken und die Flucht in sichere Anlage die Aussagekraft der Kurve schmälere und sie nicht losgelöst von weiteren Indikatoren betrachtet werden dürfe.

Aktien und Doller geben nach

In einer ersten Reaktion zeigten sich die Marktteilnehmer erfreut über das Protokoll. Aktien avancierten durchs Band. Die Indizes gaben das Terrain aber bald wieder preis. Der Dow Jones (Dow Jones 25733.6 -0.34%) Index und der S&P 500 (SP500 2861.82 -0.04%) beendeten den Handelstag im roten Bereich. Auch der handelsgewichtete Dollar sowie die Renditen von Staatsanleihen sanken.

Mehr Informationen zur weiteren Geldpolitik des Federal Reserve wird es am Freitag geben. Dann hält Fed-Chef Jerome Powell am jährlichen Zentralbankensymposium in Jackson Hole eine Rede. Auf der Agenda stehen wohl Themen wie der weitere Abbau der Fed-Bilanz sowie die jüngsten Turbulenzen in Schwellenländern wie Türkei.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.