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11:29 Uhr - 16.01.2017

Das Leben als schöne Erfahrung verstehen

Der Italiener Angelo Bonati ist CEO der zu Richemont gehörenden Uhrenmarke Officine Panerai. Zu seinen Leidenschaften zählen Uhren und die Kunst.

Auf den ersten Blick erscheint er als italienischer Bonvivant. Gewählte Ausdrücke, adrett gekleidet, mittelgrosse Statur, ein angegrauter Schnurrbart, ein charmantes Lächeln auf den Lippen – und am Handgelenk eine auffällige Panerai-Uhr. Angelo Bonati (64) ist stolz auf seine wegen ihrer Grösse auffälligen Zeitmesser, die er in den vergangenen siebzehn Jahren als Chef der italienisch-schweizerischen Uhrenmarke mitgeprägt hat. Italienisch, weil die Marke in Florenz erschaffen wurde und lange nur für die italienische Marine Uhren herstellte. Schweizerisch, weil die Officine Panerai – so der offizielle Name – seit 1997 zur Richemont-Gruppe gehört und die Zeitmesser in einer der modernsten Manufakturen in Neuchâtel produziert werden.

Entspannt erwartet er die kommende Woche, wenn vor den Toren des Genfer Büros von Panerai der Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) stattfindet. Für viele Uhrenchefs ist die Messe der Ort, wo sich entscheidet, ob das Jahr gut oder schlecht ausfällt. Bonati sieht die Messe eher als Gelegenheit, «um wieder mal die Temperatur der Branche zu messen».

Bonati ist überzeugt, dass dieses Jahr der Uhrenbranche wieder mehr Freude bereiten wird. «Das vergangene Jahr war für die ganze Uhrenbranche schwierig», sagt Bonati, der für seine Marke aber nicht klagen will. «Wir haben uns relativ gesehen gut gehalten, weil wir auch nie angestrebt haben, unsere Produktion zu maximieren.» Eine Feststellung, die sich zwischen den Zeilen als Kritik an Teilen der Konkurrenz lesen lässt.

Bonati sucht nicht das Rampenlicht, wenn es nicht im Zusammenhang mit seinen Uhren steht. Das überlässt er gerne anderen. Genauso wenig spricht er über sein Privatleben, das ihm heilig ist. Bekannt ist lediglich, dass er verheiratet ist und Kinder hat – und seine ausgeprägte Leidenschaft für zeitgenössische Kunst. «Ich mag Filme, ich mag Musik. Man muss das Leben als schöne Erfahrung verstehen», sagt er.

Sein erster Berührungspunkt mit Uhren liegt schon Jahrzehnte zurück. Und dennoch erinnert er sich daran, als wäre es gestern gewesen. «Als kleines Kind wollte ich dem Ticktack der Uhr auf den Grund gehen», erzählt Bonati. Er nahm die Taschenuhr seines verstorbenen Grossvaters und schraubte sie auseinander. Sein Pech war, dass es eine Ferroviere war – ein Preziosum, das durch seine genaue Zeitangabe herausstach.

Nach dem Wirtschaftsstudium an der Mailänder Università Cattolica zog es ihn in die Luxusgüterbranche. «Banken wären für mich nichts gewesen», sagt Bonati heute. «Ich war kreativ und sah mich mehr im Bereich Marketing, der Finanzsektor hätte mich wohl deprimiert.» Bonati startete als Manager eines italienischen Warenhauses und arbeitete sich hoch, bis er für Cartier den italienischen Markt betreute.

1997 stiess er zu Panerai und wurde bereits drei Jahre später zum CEO ernannt.  In dieser Zeit hat er es geschafft, einer weitgehend unveränderbaren Marke dennoch seinen Stempel aufzudrücken. Er setzte als erster Panerai-Chef auf eigene Boutiquen; heute sind sie ein wichtigen Bestandteil im Vertriebsnetz. Und er war die treibende Kraft hinter der neuen Panerai-Manufaktur in Neuchâtel. Sie ist vor zwei Jahren in Betrieb gegangen und gilt als eine der modernsten Fabrikationsstätten der Branche.

Alle Produktionsschritte mit modernsten Maschinen unter einem Dach, begleitet von einer ständigen und verbesserten Qualitätskontrolle – so sieht Bonati die Zukunft der Uhrmacherei. Der Blick voraus fällt nicht allen leicht in einer Branche, die vor allem von der Tradition der Vergangenheit lebt. Und doch ändert sich das Umfeld. Neue Kanäle wie der Onlinevertrieb sind auch für Panerai wichtig geworden.

Bonati lässt es offen, wie lange er für Panerai noch in die Zukunft blicken wird. Ende Februar wird er 65, mit diesem Alter ist er in der Uhrenbranche in bester Gesellschaft.

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