Die Investorin will nicht einfach Geld spenden, sondern etwas bewegen.
Sie kommt gerade aus einer VR-Sitzung der Klosters-Madrisa-Bergbahnen: «Es ist fantastisch, was hier gebaut wird. Die erste Sesselbahn der Schweiz, die eine automatische Verriegelung hat und sicher für Kinder und Körperbehinderte ist», schwärmt Marie-Cristine Jaeger-Firmenich. Sie und Mitstreiter haben die Bergbahn vor dem Absturz gerettet. 23 Mio. Fr. haben sie aufgeworfen, die Bahn gekauft und in den Ausbau investiert. Nicht nur ein neuer Sessellift, auch ein Restaurant und eine Eventbühne sind im Bau. «Ich wollte der Region etwas zurückgeben, weil sie mir so viel bietet», sagt die quirlige Frau. «Ich bin mir aber bewusst, dass ich nie als Einheimische gelten werde», lacht die gebürtige Genferin.
Seit 27 Jahren geht die leidenschaftliche Skifahrerin nach Klosters in die Ferien. Als die Madrisa-Bergbahn vor dem Aus stand, trommelte sie Investoren zusammen. «Und wie hoch ist die Dividende?», fragten Engländer. «Die wunderbare Landschaft», antwortete sie. «Ich möchte nicht einfach Geld spenden, ich möchte etwas bewegen und mich einsetzen», sagt die 62-jährige Vizepräsidentin der Bergbahn.
Zwölf Jahre lang, bis 2014, hat sie die Familienversammlung Firmenich präsidiert und war Geschäftsführerin des Aktionärsbindungsvertrags. «Firmenich ist das grösste Familienunternehmen der Schweiz», erklärt sie stolz. Denn 100% der Aktien des verschwiegenen Genfer Aromen- und Duftstoffproduzenten sind im Familienbesitz. Rund vierzig Personen sind daran beteiligt. Auf 5 bis 6 Mrd. Fr. schätzt die «Bilanz» das Vermögen. Dass sich am Familienbesitz etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Für einen Verkauf braucht es Einstimmigkeit. Wie viele Aktien Jaeger selbst hält, verrät sie nicht. «Ich habe viel gelernt bei der Führung dieser Versammlung und bei delikaten Forderungen immer eine neutrale Position eingenommen.» Es sei nicht immer einfach gewesen, einen Kompromiss auszuhandeln. In den Verwaltungsrat des Konzerns wollte sie nie. «Ich bin kein Zahlen-, sondern Familienmensch, obwohl ich keine Kinder habe.»
Stark geprägt wurde sie durch ihren Vater, der einst Firmenich präsidierte. «Er war sehr streng und hat mich gelehrt, sparsam zu leben.» Ihren ersten Lohn, den sie im Labor von Firmenich verdiente, wollte sie daheim abgeben, aber ihr Vater verzichtete darauf.
An der Universität Genf studierte sie Chemie, begann bei Dow Chemical (DOW 52.13 -0.21%) in Horgen zu arbeiten, aber nicht in der Chemieabteilung, sondern sie bereitete Informationen auf. Dabei lernte sie ihren Gatten kennen. Mit ihm und ihren drei Hunden wohnt sie seither in Schindellegi (SZ).
Die Liebe zu Tieren zeigt sich auch in ihren Engagements als Präsidentin der Stiftung Human-Animal Bond. Diese sponsert etwa das Training von Kapuzineraffen in Boston, die Paraplegiker unterstützen. Derzeit sondiert Jaeger-Firmenich, ob sie ein Projekt in die Schweiz bringen kann, bei dem Hunde Krebs riechen. «Das ist noch nicht wissenschaftlich überprüft», betont sie, erste Resultate in Kalifornien, wo sie ein Labor unterstützt, seien aber erfolgreich. Hunde könnten dereinst für die Früherkennung von Krebs eingesetzt werden. Mit diesem Projekt knüpft sie an ihre Wurzeln an. Denn Düfte sind Firmenichs Kerngeschäft.
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