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15:20 Uhr - 23.10.2018

Höhere Hürden für Schindler

Die Wachstumsraten nehmen ab, die operative Marge stagniert. Die neusten Zahlen enttäuschen die Börse.

Schindler (SCHP 206 -7.54%) hat am Dienstag mehr als 2 Mrd. Fr. Börsenwert verloren. Die Korrektur von 7% mag überzogen wirken, aber sie spiegelt die Enttäuschung über den Quartalsausweis des Aufzugs- und Fahrtreppenherstellers.

Die Erwartungen der Finanzanalysten wurden – im Unterschied zu den beiden Vorquartalen – auf allen Stufen der Erfolgsrechnung und auch im Auftragseingang unterschritten.

Dazu trug eine anspruchsvolle Vergleichsbasis bei. Das Wachstum im zweiten Halbjahr 2017 war ausserordentlich hoch gewesen. Unterschätzt wurde vor ­allem der ungünstige Währungseffekt.

Währungseffekt kippt ins Negative

Ins Gewicht fiel die Schwäche der brasilianischen, indischen und türkischen Valuta (vgl. Artikel Seite 5). Auf Stufe Ebit kostete die Erstarkung des Frankens im dritten Quartal etwa 10 Mio. Fr. respektive 0,4 Prozentpunkte Marge.

Im ersten Semester war der Währungseffekt noch positiv ­gewesen. Für das Schlussquartal rechnet Schindler-Finanzchef Urs Scheidegger mit einer eher zunehmenden Belastung.

Hinzu kommen ein fortwährender Preisdruck, namentlich in Grossprojekten im Hauptmarkt China, und weiter steigende Aufwendungen für Rohmaterialien wie Stahl und Aluminium. So gesehen war es erneut eine reife Leistung, die operative Marge auf dem Vorjahresniveau zu halten.

Der etwa gleich grosse Konkurrent Kone (KNEBV 39.84 -2.83%) publiziert die Quartalsresultate am Donnerstag; in den ersten sechs Monaten glitt die Verdienstspanne des finnischen ­Unternehmens von 13,6 auf 11,3% zurück, erstmals seit Jahren unter das Niveau von Schindler.

Bessere Entwicklung als Otis

Marktführer Otis aus den USA meldete am Dienstagnachmittag eine Margenschmälerung um 2,4 Prozentpunkte auf 15,1%.

Trotz abnehmender Wachstumsraten hält das Management an der Jahresprognose fest. Der Umsatz in Lokalwährung werde 5 bis 7% steigen.

Als Gewinn peilt Schindler 960 bis 1010 Mio. Fr. an, inklusive eines Sonderertrags aus einer Steuerrückzahlung von 55 Mio. Fr. Bereinigt sind es 905 bis 955 Mio. Fr. (+2,5 bis +8%).

Weil das Umfeld anspruchsvoll wird, sieht das obere Ende der Bandbreite sehr ambitioniert aus. Die operative Marge dürfte nur leicht steigen – wenn überhaupt.

Mehr Übernahmen

Ein Umsatzwachstum von 4,8% in Lokalwährung, wie es der Konzern im dritten Quartal erreicht hat, ist immer noch ­respektabel. Otis wies 4% aus.

Die Ein­schätzung, dass Schindler ein qualitativ überdurchschnittliches Unternehmen ist, das regelmässig eine hohe Kapitalrendite herausholt, bleibt valabel. Dieses Jahr, so viel lässt sich jetzt schon sagen, schlägt Schindler die grossen Konkurrenten in Bezug auf Umsatz und Margenentwicklung.

Finanziell ist Schindler mit 2 Mrd. Fr. Barmitteln kerngesund. Ein Programm zum Rückkauf eigener Titel ist trotzdem nicht vorgesehen.

Das Management habe den Akquisitionsrhythmus erhöht, betonte CEO Thomas Oetterli an einer Telefonkonferenz: «Wir haben 2018 mehr als zwanzig Übernahmen finanziert.»

Meist handelte es sich um kleinere Service­gesellschaften in Europa. Ihre Marge ist überdurchschnittlich, doch weil Schindler «als sehr konservatives Unternehmen» den Goodwill rasch abschreibt, wirken die Zukäufe zunächst gewinnverwässernd.

Mit Einsparungen den Margendruck auffangen

Viel Geld investiert der Konzern ausserdem in die Modernisierung von Produkten und Dienstleistungen. Neben der ­digitalen Vernetzung der neu ausgelieferten Aufzüge strafft Schindler das Produkt­angebot (Modularisierung). Die ersten modularen Komponenten sind auf dem Markt.

Ende 2020 sollte die Umstellung vollzogen sein. Ab dann, rechnet die ­Helvetische Bank vor, werde die Kostenbasis rund 200 Mio. Fr. niedriger sein.

Ein spürbarer Teil davon sollte schon im kommenden Jahr allmählich in die Rechnung fliessen. Andererseits könnte sich eine Mischung aus anhaltend hohen Rohmaterialkosten, steigendem Personalaufwand (Verknappung an Fachkräften) und den Folgen des Handelsstreits zwischen den Vereinigten Staaten und China gewinnschmälernd auswirken.

Titel unter 200 Fr. kaufen

Schindler produziert lokal. CEO Thomas Oetterli ­befürchtet eher die indirekten Folgen, weil Zulieferer in den USA Teile aus China importieren, die nun teurer werden.

Für Investoren, die bereits Teilhaber des Liftkonzerns sind, gibt es über alles gesehen keinen triftigen Grund, sich von den Valoren zu trennen. Börsenkurse unter 200 Fr. für die Schindler-Titel wären eine Einstiegsgelegenheit.

Die komplette Historie zu Schindler finden Sie hier. »

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