Das Biotech-Unternehmen scheitert in einer wichtigen Studie mit seinem Fruchtbarkeitsmittel Nolasiban. Die Aktien verlieren bis zu 50% an Wert.
Das Biotech-Unternehmen ObsEva (OBSV 4.63 -42.12%) hat mit seinem grössten Hoffnungsträger einen herben Rückschlag erlitten – kurz vor dem Zulassungsantrag in der EU. Das Fruchtbarkeitsmittel Nolasiban hat in der zulassungsrelevanten Studie «Implant 4» den primären Endpunkt nicht erreicht. Die Aktien verlieren zeitweise knapp die Hälfte des Werts.
CEO und Mitgründer Ernst Loumaye, früher Mitarbeiter von Serono, ist zerknirscht: «Wir sind überrascht und sehr enttäuscht über die letzten Resultate», sagte er an einer Telefonkonferenz am Donnerstagnachmittag.
Ziel der Studie war, die Schwangerschaftsrate zehn Wochen nach einer In-vitro-Fertilisation (IVF) im Embryotransfer zu erhöhen. Nolasiban soll Uteruskontraktionen reduzieren. Mit Placebo hat die Rate 39,1% betragen, mit der Verabreichung von Nolasiban bloss 40,5%. Eine erste Studie der Phase III war deutlich besser ausgefallen: 33,2% Placebo gegenüber 44,8% mit Nolasiban.
Potenzieller Blockbuster weg
ObsEva hat daher beschlossen, das Nolasiban-IVF-Programm einzustellen. Das Unternehmen prüft nun, ob sich der Produktkandidat für andere Indikationen eignet. «Doch wir werden vorderhand keinen Cash mehr in Nolasiban investieren», betonte der CEO.
Das Medikament hätte im besten Fall Ende 2020 auf den europäischen Markt lanciert werden können, später in den USA und China. Der Wirkstoff genoss den Nimbus eines potenziellen Blockbusters, mit vermuteten Einnahmen von 0,5 bis annähernd 2 Mrd. $ (Peak Sales).
Die Aktien hätten noch mehr Wert verloren, verfügte ObsEva nicht noch über andere Pfeiler im Köcher. Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung von Linzagolix. Es soll gegen schwere Menstruationsblutungen wegen Gebärmuttermyomen (gutartige Tumore) wirken. Für das vierte Quartal ist die Publikation neuer Daten geplant. Erst in der klinischen Phase II befindet sich der Wirkstoff OBE022, der Frühgeburten hinauszögern soll.
Geld reicht noch mehr als zwei Jahre
Die Finanzanalysten rechnen ohnehin damit, dass ObsEva die Gewinnschwelle erst in einigen Jahren erreichen wird. Für das dritte Quartal weist das Unternehmen einen Verlust von 27,6 Mio. $ aus. Im Vorjahr waren es 18,6 Mio. gewesen. Insgesamt hat ObsEva gut 27 Mio. $ ausgegeben, fast 8 Mio. $ mehr als in der Vergleichsperiode. Der Grossteil der Ausgaben floss mit 21,9 Mio. in Forschung und Entwicklung.
ObsEva hat noch kein Produkt auf dem Markt. Daher zehrt sie von Barmittelreserven, rund 91 Mio. $ per Ende September. Mitte Jahr hatten sie 98,5 Mio. Fr. betragen.
Laut Finanzchef Timothy Adams reichen die Mittel, inklusive einer weiteren Tranche von 25 Mio. $ aus einer von Oxford Finance gewährten Kreditlinie, bis ins erste Quartal 2021. Das ist länger als gedacht, weil geplante Ausgaben für Nolasiban nun wegfallen, etwa für teure Studien in den USA.
Gemäss Bloomberg verfolgen acht Finanzanalysten das Biotech-Unternehmen regelmässig – alle haben bisher zum Kauf der Aktien geraten. Zum Höchstkurs im September 2018 war ObsEva über 900 Mio. Fr. wert. Unterdessen sind es noch 250 Mio. Fr. Auch dieses Beispiel zeigt: Biotech-Aktien eignen sich nur für ein breites Portefeuille und Investoren mit einer Ader für Wetten.
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