Der Versicherer kauft sich für 2,1 Mrd. Fr. in Australien gross. Dank günstiger Finanzierung resultiert bald ein Gewinnplus.
Der Versicherer Zurich Insurance wagt den Milliarden-Deal. CEO Mario Greco expandiert nochmals in Australien. Nach der weit kleineren Akquisition des Reisedienstleisters und Versicherers Cover More zielt der neueste Streich auf das Lebensversicherungsgeschäft. Der Schweizer Konzern bezahlt 2,1 Mrd. $ für Onepath, eine der Versicherungseinheiten von ANZ Australia and New Zealand Banking Group.
Der Neuerwerb hat für das Geschäftsjahr per Ende September 2017 Einnahmen von umgerechnet 1,1 Mrd. $ und einen Überschuss von 142 Mio. $ ausgewiesen. Der Übernahmepreis steht folglich auf dem Fünfzehnfachen des Gewinns. Damit bewertet Zurich Insurance das Kaufobjekt höher, als Versichereraktien im Schnitt zum Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 bis 13 im Markt stehen. Die Zurich-Gruppe hat zum Halbjahr 26,5 Mrd. $ Einnahmen und 1,6 Mrd. Gewinn gezeigt.
Risiken besser ausbalanciert
Als Kaufmotiv nennt das Management die Vorzüge von langjährig gebundenem und erst noch berechenbarem Ertrag. Dies sei so, weil Onepath vornehmlich Invaliditäts- und Todesfallpolicen sowie fondsgebundene Lebensversicherungen vertreibe. In solchen Kontrakten dominieren die biometrischen Risiken. Die Sparkomponente geht auf Rechnung und Gefahr der Kunden, weshalb Zurich nur sehr begrenzte Zinsrisiken eingehen muss.
Gemäss Konzernchef Mario Greco wird die Integration von Onepath dazu beitragen, dass sich auf Gruppenstufe die Geschäftssegmente besser ausbalancieren. Das Ergebnis der Schadenversicherung ist volatil, wie sich dieses Jahr wegen der Zahlungen nach der Serie von Windstürmen und Forstbränden zeigt. Der Zurich-Konzern muss deswegen rund 0,6 Mrd. $ draufzahlen.
Kooperation auf 20 Jahre
Greco verbessert mit der Akquisition in Australien zudem die Präsenz in der Region Asien-Pazifik. Dort hatte die Gruppe 2016 erst 2% der konzernweiten Lebensversicherungsverpflichtungen gebucht. In dieser Sparte kräftiger exponiert ist der Konzern in Deutschland, Grossbritannien, der Schweiz und in Lateinamerika.
Die Verkäuferin ANZ Australia and New Zealand Banking Group hat zuvor schon das Pensionsversicherungsgeschäft abgestossen, um Kapital zu befreien. Aufgefallen mit einer ähnlichen Transaktion ist die Commonwealth Bank of Australia, die ihre Lebensversicherungsaktivität an den Versicherungskonzern AIA abgetreten hat.
ANZ und Zurich bleiben geschäftlich durch einen auf zwanzig Jahre ausgelegten Kooperationsvertrag verbunden. Dabei nutzt der Schweizer Konzern die Bankstellen des Partners für den Produktvertrieb.
Die Transaktion wird gemäss aktueller Planung erst gegen Ende nächsten Jahres abgeschlossen. Greco fand jedoch eine Struktur, die dank einer Rückversicherungsvereinbarung und der Zahlung von 1 Mrd. $ bereits für das Geschäftsjahr 2018 ersten Ertrag auf das Konzernbuch bringt.
Kapital reicht für Dividende
Der Deal ist gemessen an den Bewertungszahlen teuer, doch Zurich kann den Kauf mehrheitlich aus eigener Kraft finanzieren. Ergänzend werden Fremdmittel aufgenommen. Das risikotragende Kapital entsprach nach letzter Berechnung im Rahmen des Schweizer Solvenztests SST dem Doppelten des Nötigen und nach interner Berechnung dem 1,4-Fachen des eigenen Minimalziels.
Die reichliche Kapitalausstattung bietet die Basis dafür, dass der Verwaltungsrat nächsten Frühling eine unveränderte Dividende zahlen lässt – selbst wenn davon auszugehen ist, dass der Überschuss 2017 wegen der Schäden der erwähnten Naturkatastrophen deutlich sinkt.
Die Ausschüttung ist seit 2012 stabil auf 17 Fr. je Aktie, und dabei war schon 2015 einmal der Gewinn wegen Sonderlasten darunter gefallen.
Zum aktuellen Kurs steht die Renditeerwartung auf 5,7%. Nächstes Jahr sollte der Konzern das übliche Ergebnisniveau zurückerlangen können. Unter dieser Annahme beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis 12, was dem mehrjährigen Durchschnitt entspricht. Damit sind die Chancen intakt, dass sich die Valoren besser als der Markt entwickeln.
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