Gemessen am Kernkapital überflügeln die grössten chinesischen Banken ihre US-Konkurrenz deutlich.
Den US-Banken läuft es gut. 2018 spülte den Grossbanken höhere Gewinne in die Kassen als je zuvor. Doch wenn es um Grösse geht, müssen sich die Finanzinstitute hinter der Konkurrenz aus China anstellen. Mit Blick auf das Kernkapital (Tier 1) als Indikator liegt die chinesische Staatsbank Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) mit 338 Mrd. $ weltweit an der Spitze. China Construction Bank (939 0.825 0%), Agricultural Bank of China und Bank of China, alle drei ebenfalls Staatsinstitute, folgen auf den Plätzen zwei bis vier. Das addierte Tier 1 der vier China-Banken ist dabei fast exakt 50% grösser als dasjenige der vier grössten US-Konkurrenten JPMorgan Chase (JPM 113.49 0.59%), Bank of America (BAC 29.26 0.72%), Wells Fargo und Citigroup (C 71.4 0.78%), die die Ränge fünf bis acht unter sich ausmachen.
Kernkapital ist ein entscheidender Faktor für die Stabilität von Banken. Aussagekraft erhält es, wenn das harte Kernkapital ins Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiva gesetzt wird. Die so berechnete CET-1-Ratio lässt Rückschlüsse über das Kreditrisiko eines Unternehmens zu. Gemäss den Eigenkapitalvorschriften von Basel III darf diese Quote nicht unter 7% liegen. Bei Bankkoloss ICBC liegt der Wert bei 13%, die grösste US-Bank JPMorgan Chase weist eine CET-1-Ratio von 12% aus. Zum Vergleich: UBS (UBSG 12.135 1.08%) (12,9%) und Credit Suisse (CSGN 12.255 0.95%) (12,6%) sind auf vergleichbarem Niveau. Die grössten Banken der Welt sind also auch gut kapitalisiert.
Die Dominanz von ICBC beeindruckt. Auch in Bezug auf Bilanzsumme, Anzahl Angestellte, Anzahl Kunden, Einlagen und Krediten steht das Bankinstitut weltweit an der Spitze. 4025 Mrd. $ Assets vereinte ICBC Ende 2018 auf sich. Zu diesem Zeitpunkt zählte sie 449 296 Angestellte – mehr als die Einwohnerzahl der Stadt Zürich. Dabei blickt das Unternehmen im Vergleich zu den Traditionsbanken Europas und den USA auf eine junge Geschichte zurück: Erst 1984 wurde in Peking das erste Büro eröffnet. Heute umfasst das Filialnetz 16 820 Standorte. Im Juni 2018 eröffnete in Zürich die erste Schweizer Niederlassung.
Doch Grösse ist nicht alles: Im Börsenduell der Banken geht der Punkt an die USA. Seit Anfang Jahr haben die Valoren der grössten US-Banken an der New Yorker Börse im Schnitt 19% zugelegt. Die in Schanghai kotierten chinesischen Titel kommen auf ein Plus von 9,8%. Obenaus schwingt die kleinste der vier US-Banken, die Citigroup: Ihre Aktie verteuerte sich seit Anfang Jahr um 37,2%. Bei den chinesischen Banken liegt die China Construction Bank mit 20,6% vorne.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.