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14:07 Uhr - 30.01.2015

Zinssenkung in Russland sorgt für erneute Rubel-Kapriolen

Für die Zentralbank hat die Bekämpfung der Rezession nun Priorität. Der Rubel verliert 3%.

Russlands Zentralbank hat überraschend den Leitzins um 200 Basispunkte auf 15% gesenkt. Nach der heutigen Zinssenkung wertete sich der Rubel zum Dollar rund 3% ab. Der Rubel-Dollar-Kurs ist damit über 70 Rubel/$ gestiegen.

Kaum ein Monat ist seit der historischen Zinserhöhung von 10,5 auf 17% verstrichen. Die Massnahme Mitte Dezember war nötig, um den beschleunigten Rubelzerfall zu stoppen und die zunehmende Inflationsgefahr einzudämmen.

Zentralbank ändert Strategie

Heute schätzt die Zentralbank die Gefahrenlage anders ein: Der von der Abwertung des Rubels ausgehende Inflationsdruck werde durch die inflationsmildernde Wirkung der nachlassenden wirtschaftlichen Aktivität wettgemacht, begründete das Zentralbankgremium um Elvira Nabiullina den überraschenden Entscheid. Die notfallmässige Zinserhöhung im Dezember habe eine Stabilisierung der Inflation und der Abwertungserwartungen bewirkt.

Unterdessen zweifelt kaum ein Ökonom mehr daran, dass Russland wegen der Sanktionen und des Erdölcrashs in eine scharfe Rezession geschlittert ist. Selbst die russische Notenbank geht im ersten Halbjahr 2015 von einer wirtschaftlichen Kontraktion von 3,2% auf Jahresbasis aus.

Scharfe Rezession für 2015 erwartet

Die von Bloomberg befragten Ökonomen erwarten im Durschnitt für dieses Jahr eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 4%. Morgan Stanley (MS 34.37 1.78%) hat in der neusten Russlandanalyse die Wachstumsprognose für 2015 von –1,7 auf –5,6% korrigiert. Anders als 2009 sei auch nicht mit einer v-förmigen Erholung zu rechnen.

Die Konsumentenpreisinflation hat im Dezember mit 11,4% das höchste Niveau seit über fünf Jahren erreicht. Laut Vize-Wirtschaftsminister Alexey Vedew könnte sie im April auf bis zu 17% steigen.

Um die Landeswährung Rubel zu stützen, hat die russische Zentralbank letztes Jahr Devisenreserven im Umfang von 88 Mrd. $ verbrannt. Im Januar hat sie gemäss eigenen Daten Stützungskäufe im Wert von 2,3 Mrd. $ durchgeführt. Laut Morgan Stanley decken die noch vorhandenen Devisenreserven die Importe von elf Monaten.

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