Sarah Bloom Raskin soll in die Führung der US-Notenbank rücken. Die Republikaner haben bereits Widerstand angekündigt.
US-Präsident Joe Biden hat gemäss Medienberichten drei ausstehende Nominierungen für das Führungsgremium (Board of Governors) der Notenbank Fed vorgenommen. Dem US-Senat zur Abstimmung schlägt er Sarah Bloom Raskin, Lisa Cook und Philip Jefferson vor.
Die Rechtsprofessorin Raskin soll zugleich die oberste Bankenaufseherin des Fed werden. Es ist die einflussreichste Finanzkontrollfunktion Amerikas. Raskin gilt als Vertreterin von Konsumentenrechten und setzte sich in der Vergangenheit gegen Einkommensungleichheit ein.
Sie ist ebenfalls der Ansicht, das Fed solle eine aktivere Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen. Vor allem der linke Flügel von Bidens Partei, den Demokraten, dürfte sich von ihr eine härtere Gangart gegen die US-Grossbanken wünschen.
Deswegen dürfte Raskin wohl aber auf Widerstand der Oppositionspartei, der Republikaner, stossen, von denen sich einige vorab bereits kritisch gegen sie geäussert haben. Im Senat haben die Demokraten nur eine Stimme Mehrheit. Am Ende könnte es also auf absolute Geschlossenheit der Regierungspartei ankommen. Etwas, was im politischen Washington zur Zeit selten vorkommt.
Raskin war bereits ab 2010 Mitglied des Board of Governors. Damals wurde sie von US-Präsident Barack Obama vorgeschlagen. Dieser machte sie 2014 zur Vize-Finanzministerin und sie schied aus dem Fed-Führungsgremium aus.
Mit der Wirtschaftsprofessorin Lisa Cook von der Universität Michigan würde die erste Afroamerikanerin ins Gremium rücken. Mit dem Wirtschaftsprofessor Philip Jefferson vom Davidson College in North Carolina würde erst der vierte Afroamerikaner in der 108-jährigen Geschichte des Fed in die Führung einziehen.
Diese Woche fanden vor dem US-Senat bereits Anhörungen von Fed-Chef Jerome Powell zu seiner zweiten Amtszeit und Lael Brainard statt. Sie ist bereits Mitglied des Board of Governors, wurde jüngst aber durch Biden als Vize von Powell nominiert.
Mit Bidens Nominierungen würden Vertreter in die Fed-Führung einziehen, die eher den sogenannten Tauben zuzurechnen sind. Sprich: Anhänger einer lockeren Geldpolitik. Vertreter der strafferen Gangart werden dem gegenüber Falken genannt.
Im geldpolitischen Entscheidungsgremium, dem Offenmarktausschuss (FOMC), sitzen neben den sieben Mitgliedern des Board of Governors, der Chef der Distriktnotenbank New York und je vier Chefs der anderen elf Distrikte, die jährlich wechseln.
Turnusgemäss sind dieses Jahr mit den Chefs der Fed-Ableger in Kansas City (Esther George), Cleveland (Loretta Mester) und St. Louis (James Bullard) drei Mitglieder in den FOMC eingezogen, die eher den Falken zuzurechnen sind.
Zudem hat das Gremium in seiner alten Besetzung bereits im vergangenen Jahr eine «falkische» Wende vollzogen. Angesichts einer Inflation auf Vierzigjahreshoch will das Fed die geldpolitischen Zügel wieder anziehen. Das hat den US-Aktienmarkt in diesem auf Talfahrt geschickt. (Lesen Sie hier mehr dazu.)
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