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08:05 Uhr - 07.04.2015

FedEx kauft TNT Express

Der amerikanische Paketdienst FedEx will den niederländischen Konkurrenten TNT Express für 4,4 Mrd. € übernehmen. Noch ist die Transaktion nicht in trockenen Tüchern.

Das amerikanische Transport- und Logistikunternehmen FedEx (FDX 166.67 0.27%) will den niederländischen Branchenkonkurrenten TNT Express übernehmen. FedEx bietet 8 € je TNT-Aktie oder per saldo 4,4 Mrd. € für TNT Express. Das ist eine Prämie von 33% gegenüber dem Schlusskurs der TNT-Titel vom 2. April. Nach Bekanntwerden der Kaufofferte schossen die TNT-Aktien an der Amsterdamer Börse 30,4% auf 7.83 € nach oben.

Einen kräftigen Kurssprung machten auch die Valoren der Post NL. Sie stiegen 13,3% auf 4.61 €. Der Grund: Die Post NL hält noch  14,7% an TNT Express. Der Verkauf dieser Minderheitsbeteiligung wird ihr rund 642 Mio. € in die Kasse spülen, gab die Post NL bekannt. Sie will mit dem Geld hauptsächlich Schulden abbezahlen.

Entscheid der EU-Kommission steht aus

Allerdings ist die nun angekündigte Akquisition von TNT Express durch die Amerikaner noch nicht in trockenen Tüchern. Die Europäische Kommission in Brüssel muss ihr aus kartellrechtlichen Gründen noch zustimmen. Vor zwei Jahren nämlich schob die EU-Kommission einer geplanten Übernahme der TNT Express durch die amerikanische UPS (UPS 96.84 0.38%) einen Riegel vor, weil eine Kombination UPS/TNT auf dem europäischen Markt eine zu dominante Stellung bekommen hätte.

UPS zog daraufhin ihre Kaufofferte für den niederländischen Branchenkollegen zurück. Es ist wohl davon auszugehen, dass TNT Express und FedEx aus dieser Erfahrung ihre Lehren gezogen haben und vor Bekanntgabe der Kaufofferte hinter den Kulissen bei der EU-Kommission bereits vorgefühlt haben, ob es unüberwindbare Hürden für eine geplante Fusion gibt oder nicht.

Verkauf von Assets denkbar

Möglicherweise haben TNT Express und FedEx mit der EU-Kommission bereits Absprachen darüber gemacht, dass sie nach einer Fusion bestimmte Firmenteile abstossen werden auf Märkten, in denen sie gemeinsam zu dominant werden könnten. Offiziell heisst es seitens TNT Express dazu: «Die EU-Kommission hat noch keine Untersuchung gestartet.»

Denn klar ist, FedEx will mit der Übernahme von TNT Express vor allem die Position auf dem europäischen Markt verstärken, wo die Niederländer stark sind und hauptsächlich mit der deutschen DHL und der amerikanischen UPS konkurrieren. Diese beiden Branchenkonkurrenten werden den geplanten Deal, der 2016 abgeschlossen sein soll, nun mit Argusaugen verfolgen. Unklar ist, wie sie sich verhalten werden. Denkbar wäre auch ein Bieterstreit um TNT Express, wenn UPS oder DHL ein höheres Kaufangebot vorlegen sollten.

Gewinn versus Verlust

FedEx erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2014 (per 31. Mai) einen Umsatz von 11,8 Mrd. $ und einen Gewinn von 730 Mio. $. Das Unternehmen ist mit rund 300‘000 Mitarbeitern in 220 Ländern der Welt aktiv und befördert täglich rund 10,5 Mio. Paketsendungen. TNT Express, die ausser in Europa auch in Australien stark präsent ist, erwirtschaftete 2014 einen Umsatz von 6,7 Mrd. €, wies aber einen Nettoverlust von 195 Mio. € aus. Sie beschäftigt weltweit in 200 Ländern 58‘000 Mitarbeiter.

Die Niederländer befördern täglich rund 1 Mio. Postsendungen und Pakete. «Wir verstärken uns gegenseitig und sind komplementär. FedEx ist besonders in den USA und Asien stark, wir in Europa und Australien», begründet TNT-Vorstandschef Tex Gunning die geplante Fusion mit FedEx. «Und die Aktionäre bekommen einen guten Preis.» Europäischer Hauptsitz einer Kombination FedEx/TNT soll Hoofddorp beim Amsterdamer Flughafen Schiphol werden.

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