Kurz vor den Jahreszahlen kommt es beim Luxusgüterkonzern zu personellen Rochaden. Der Digitalchef tritt gar per sofort ab.
Der personelle Umbau beim Genfer Luxusgüterkonzern Richemont (CFR 95.8 0.17%) geht in unvermindertem Tempo weiter. Neben verschiedenen erwarteten altersbedingten Chefwechseln bei Uhrenmarken erstaunt vor allem eine Personalie: Jean-Jacques van Oosten, seit Januar dieses Jahres als erster Digitalchef von Richemont im Amt, hat vergangene Woche Knall auf Fall seinen Rückzug bekannt gegeben – «aus persönlichen Gründen», wie es in der Mitteilung heisst. Über die Hintergründe will sich Richemont auf Anfrage von «Finanz und Wirtschaft» nicht äussern. Auch bleibt offen, ob seine Position neu besetzt wird. Van Oosten gehörte dem siebenköpfigen Executive Committee an, das seit der Abschaffung des CEO-Postens vor einem Jahr die Geschicke des Konzerns leitet.
Analysten zufolge könnte für den abrupten Abgang van Oostens die geplante Übernahme der Onlineplattform Yoox Net-a-Porter (YNAP) eine Rolle gespielt haben. «Richemont will allenfalls die Erfahrungen von YNAP bei der Skalierung der eigenen Onlinekanäle einfliessen lassen», sagte Jon Cox von Kepler Cheuvreux gegenüber Reuters. Dies sei ursprünglich die Aufgabe gewesen, für die van Oosten engagiert worden sei, so Cox weiter. Es habe sich seit der Verpflichtung des Belgiers im Herbst 2017 einiges weiterentwickelt, bestätigt eine unternehmensnahe Quelle. Gut möglich, dass sich der Digitalchef dadurch zu sehr eingeschränkt fühlte.
Van Oosten ist seinerseits wiederum bekannt für schillernde Abgänge. Bereits bei seinem vorigen Arbeitgeber, der deutschen Einzelhandelsgruppe Rewe, war er im vergangenen September von einem Tag auf den anderen abgesprungen – um wenig später seine neue Aufgabe bei Richemont anzukündigen.
Neben dem überraschenden Ausscheiden des Digitalchefs setzt Richemont die Verjüngung der Uhrenchefs fort. Bereits vergangenes Jahr wurde bei vier Marken ein neuer CEO eingesetzt. Nun wird die Auffrischung bei Panerai, Jaeger-LeCoultre und Baume et Mercier fortgesetzt. Einzig der bisherige Baume-et-Mercier-Chef, der Deutsche Alain Zimmermann, erhält eine neue Aufgabe innerhalb des Konzerns: Er wird künftig den neu geschaffenen Bereich E-Commerce leiten.
Möglicherweise äussert sich Richemont nächste Woche detaillierter zum jüngsten Umbau. Am 18. Mai wird der Uhren- und Schmuckhersteller die Zahlen des per Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahres 2017/18 publizieren. Für Anleger wird zudem von Interesse sein, in welchem Umfang Richemont die Lagerrückkäufe auch im abgeschlossenen Geschäftsjahr fortgesetzt hat. 2016/2017 hatten sie sich auf 249 Mio. € belaufen. Einige Analysten gehen davon aus, dass auch im abgelaufenen Geschäftsjahr ein ähnlich hoher Betrag für Rückkäufe aufgewendet worden ist.
Die komplette Historie zu Richemont finden Sie hier. »
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