Neben Iqbal Khan soll Ex-Personalchef Peter Goerke überwacht worden sein. Die Bank versteckt sich erneut hinter dem Bericht der Kanzlei Homburger.
Credit Suisse (CSGN 13.32 -0.56%) soll neben Ex-Manager Iqbal Khan ein weiteres ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied überwacht haben. Das schreibt die NZZ (NZZ 4950 0%), der offenbar detaillierte Informationen zur Beschattungsaktion mit dem Decknamen Küssnacht vorliegen. Die Umstände würden darauf hindeuten, schreibt die Zeitung, dass es CS war, die über einen Mittelsmann den Auftrag zur Aktion gab.
Beschattet wurde der ehemalige oberste Personalchef der Bank, Peter Goerke. Bankchef Tidjane Thiam brachte Goerke 2015 vom Versicherer Prudential mit, wo Thiam zuvor CEO war. Nur vier Tage nach der Beschattungsaktion, die zwischen dem 20. und dem 22. Februar stattfand, gab Thiam bekannt, dass Goerke die Bank verlassen werde.
CS verweist auf Homburger-Bericht
Auf Anfrage verweist CS wie schon in der Affäre Khan auf ihre interne Untersuchung durch die Kanzlei Homburger. Sie habe «keine Hinweise ergeben, dass neben Iqbal Khan noch weitere Mitarbeitende der Credit Suisse beschattet wurden». Auch seien keine Hinweise aufgetaucht, «dass Peter Goerke beschattet worden ist».
CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und CS-CEO Thiam bezeichneten die Überwachung Khans mit Verweis auf den Homburger-Bericht als «isolierten Einzelfall». Der ehemalige operative Leiter der Bank, Pierre-Olivier Bouée, habe den Auftrag eigenmächtig an den Sicherheitschef der Bank, Remo Boccali, gegeben. Dieser beauftragte einen externen Mittelsmann, der die Detektei Investigo engagierte. Nachdem CS den Namen des Mittelsmannes an die Medien durchgestochen hatte, nahm dieser sich das Leben.
Ein probates Mittel
Bouée und Boccali mussten nach Veröffentlichung des Berichts die Bank verlassen. Thiam distanzierte sich darauf überdeutlich von seinem engen Mitarbeiter Bouée, der bereits bei Prudential (PRU 17.03 1.19%) unter anderem sein Stabschef war. Bouée sei laut Thiam «kein Freund», sie hätten «vielleicht einmal zusammen zu Mittag gegessen». Die Behauptung von Thiam und Rohner, Beschattungen von Top-Mitarbeitern seien bis auf den Fall Khan nie in der Bank vorgekommen, wurde sofort in Zweifel gezogen.
Nach Gesprächen von «Finanz und Wirtschaft» mit mehreren hochrangigen Finanzplatzinsidern ist klar: Die Überwachung von scheidenden Topshots ist ein probates Mittel auf dem Zürcher Bankenplatz. Dadurch sollen die Zielpersonen eingeschüchtert werden und soll entweder vermieden oder bewiesen werden, dass sich die Observierten mit Kunden oder anderen Mitarbeitern treffen und Abwerbeversuche stattfinden.
So hat beispielsweise in diesem Jahr auch der Derivatspezialist Leonteq Mitarbeiter überwachen lassen, die zur neuen Gesellschaft von Ex-Chef Jan Schoch wechselten. Anders als CS steht Leonteq (LEON 31.9 -0.93%) allerdings zur Aktion und sagt, sie habe im Interesse und zum Schutz des Unternehmens gehandelt.
Khan zieht nicht zurück
Auch wurden Zweifel an der Homburger-Untersuchung laut. Klar sind bis heute weder Umfang und Tiefe der Untersuchung noch die Frage, wie weit die Anwälte dabei in der Vergangenheit der Bank zurückgegangen sind. Finanzplatzinsider ziehen ebenfalls die Unabhängigkeit Homburgers in Zweifel, die als «Haus- und Hofkanzlei» der CS gilt und kaum einen Bericht abliefern würde, der völlig gegen die Interessen der Bank spreche.
Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft Zürich im Fall Khan. Dieser brachte seine Beschattung zur Anzeige, nachdem er im Sommer seine Verfolger in der Zürcher Innenstadt gestellt hatte. Ein Handgemenge wird kolportiert. Auf Anfrage teilt die Behörde mit, sie prüfe weiterhin, «ob sich jemand in Zusammenhang mit der Überwachung von Herrn Khan eines strafrechtlich relevanten Fehlverhaltens schuldig gemacht hat».
Laut der «SonntagsZeitung» würde der Verwaltungsrat von Khans neuer Arbeitgeberin UBS es gerne sehen, wenn das neue Geschäftsleitungsmitglied die Anzeige zurückzieht. Es soll Ruhe in den Fall einkehren. Doch Khan erhält die Anzeige aufrecht. Aus seinem Umfeld heisst es, die Überwachung durch seine Ex-Arbeitgeberin habe ihn tief getroffen, auch weil die Aktion seine Familie involviert habe.
Die komplette Historie zu Credit Suisse finden Sie hier. »
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