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07:00 Uhr - 10.05.2016

Grosse Vermögensverwalter rücken zusammen

Vierzehn Unternehmen haben die Allianz Schweizer Vermögensverwalter (ASV) gegründet. Sie versteht sich primär als Plattform, um regulatorische und technologische Fragen zu bearbeiten.

«Wir wollen unseren Erfolg sichern und sind bereit, etwas dafür zu tun», sagt Anthony Cagiati, Partner von Sound Capital, im Gespräch mit der FuW. ASV-MitgliederSound Capital gehört mit Aquila zu den grössten unabhängigen Schweizer Vermögensverwaltern. Beide Unternehmen sind Mitglied der neuen Allianz.

Gefragt ist Effizienz

Die Kernfrage ist, wie die bankunabhängigen Vermögensverwalter die Flut neuer Vorschriften und Projekte effizient bewältigen können. Felix Brem, CEO von Reuss Private und Präsident der ASV, erklärt: «Neue Technologien wie Robo Advisory und Blockchain, aber auch aktuelle Regulierungsprojekte stellen für grössere Vermögensverwalter eine besondere Herausforderung dar, bieten jedoch auch spannende Opportunitäten.» Vor diesem Hintergrund sei die Idee einer gemeinsamen Plattform entstanden, in deren Rahmen «die spezifischen Bedürfnisse grösserer Vermögensverwalter beleuchtet werden können», heisst es in der Medienmitteilung.

Schnittstellen und Standards definieren

Innovative Finanzprodukte, Fintech, neue regulatorische Vorschriften über die Kundenidentifikation, Fatca, neue Geldwäschereirichtlinien, Crossborder-Regeln, Haftungsgrundsätze und die Einführung des automatischen Informationsaustauschs: All das betrifft die Vermögensverwaltungsabteilungen in den Banken. Das Ganze multipliziert sich jedoch bei den Vermögensverwaltern. Denn jede Bank setzt die Vorgaben individuell um, und der Vermögensverwalter hat sich anzupassen. «Jede Depotbank definiert die Schnittstelle zum Vermögensverwalter unterschiedlich», erklärt Cagiati, das mache keinen Sinn.

Den aus der Vielfalt resultierenden Aufwand wollen die Vermögensverwalter nun reduzieren. Nicht jeder soll alles allein machen, Koordination untereinander und mit den Banken ist gefragt. «Die neue Allianz bietet ihren Mitgliedern eine Plattform, um aktuelle Entwicklungen und Ideen zu Themen wie Regulierung, neuen Finanzprodukten oder Infrastrukturlösungen zu identifizieren, zu diskutieren und zu bearbeiten», heisst es in der Medienmitteilung. Die Idee ist auch, Standards zu erarbeiten.

Wichtige Rolle

Fast ein Fünftel der in der Schweiz verwalteten Gelder wird nicht direkt von Banken, sondern von selbständigen Vermögensverwaltern betreut. Die meisten von ihnen sind in kleinen Einheiten mit nur einer Handvoll Mitarbeitern organisiert, was zeigt, dass diese Form der Unabhängigkeit von der Kundschaft geschätzt wird. «Unabhängig» nennen sich die Geldverwalter, weil sie sich als bankunabhängig verstehen. Die Kunden können verschiedene Depotbanken nutzen.

Der Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) ist der führende Branchenverband der unabhängigen  Vermögensverwalter in der Schweiz. Er zählt über tausend Mitglieder und damit rund die Hälfte aller unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz. Diese verwalten gemäss VSV etwa zwei Drittel der in der Schweiz von unabhängigen Vermögensverwaltern betreuten Gelder.

Hauptverband in Opposition

Neben der Selbstregulierung und der Ausbildung ist der VSV vor allem politisch sehr aktiv. Er kämpft gegen die geplanten neuen Finanzmarktgesetze Fidleg und Finig, denn damit werde die bewährte Selbstregulierung abgeschafft, ohne dass wirksamer Anlageschutz gewährleistet würde. Angst haben die Mitglieder insbesondere vor der Explosion regulatorischer Kosten, die «grosse und international ausgerichtete Banken bevorteilen und kleine und mittlere Anbieter übermässig belasten» würde, heisst es in der Vernehmlassung. Zudem ermögliche das Gesetz keinen Marktzutritt im Ausland, weshalb es nichts bringe.

Die Bankiervereinigung ihrerseits unterstützt die Unterstellung der unabhängigen Vermögensverwalter unter die prudentielle Aufsicht gemäss Finig und argumentiert mit der Umsetzung internationaler Standards. Die Vermögensverwalter sollen keine Extrawurst mehr haben. Die Nichteinhaltung internationaler Standards hätte für die Exportfähigkeit von Schweizer Finanzprodukten und -dienstleistungen «und damit für den gesamten Finanzplatz einschneidende Konsequenzen», hat die Bankiervereinigung kürzlich in einer Mitteilung geschrieben.

Unterschiedliche Interessen

Auf die teilweise gehässige politische Diskussion wollen sich die grossen Vermögensverwalter nicht einlassen, sie verstehen ihre Initiative als geschäftsorientiert. Allianz-Präsident Brem hält gegenüber der FuW fest: «Wir sind nicht für oder gegen Regulierung.» Er erklärt aber auch: «Die Schweiz ist in der Regulierung eher hintendrein.»

Aufgrund ihrer Grösse – die meisten Mitglieder der ASV verwalten (teilweise weit) über 1 Mrd. Fr. – ist ihre Interessenlage verschieden von derjenigen der kleineren Anbieter. Der Kontrast zum VSV ist deutlich. Brems Unternehmen verfügt seit zehn Jahren über Lizenzen auf dem deutschen Markt. Man wisse daher, dass «Regulierung sehr schnell kommt».

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