Tim Cook und Satya Nadella hatten mächtige Vorgänger. Jetzt emanzipieren sie sich in ihrer neuen Rolle als CEO von Apple beziehungsweise Microsoft.
Dem einen wird das Handygeschäft zur Last, dem anderen gereicht es zur Freude. Microsoft (MSFT 44.57 -0.67%) hat die Übernahme von Nokia (NOK1V 6.1 7.13%) im abgelaufenen Quartal belastet. Apple (AAPL 96.58 -0.63%) profitiert von einer mehr als guten iPhone-Nachfrage. Gemein ist Satya Nadella, CEO von Microsoft, und Tim Cook, CEO von Apple, dass sie von ihren Vorgängern ein schweres Erbe übernommen haben. Nun sieht alles danach aus, dass sie ihren eigenen Weg einschlagen. Anleger sollten auch auf lange Sicht von einem Investment in Apple und Microsoft profitieren.
Wie die Zeit vergeht – Cook führt Apple schon seit drei Jahren. Bislang allerdings lebt er noch immer vom Erfolg seines übermächtigen Vorgängers: Steve Jobs. Der hat nicht nur Apple wie kein Zweiter geformt, sondern gleich auch noch die IT-Industrie, neben der Musik- und der Filmbranche. Die Fussstapfen für Nadella sind ähnlich gross. Er führt Microsoft seit Februar und folgt auf Steve Ballmer und Bill Gates, ebenso zwei Granden der Industrie. Allerdings hat er nicht das Glück von Cook, ein übergesundes Unternehmen zu erben. Er muss sich mächtig anstrengen, die Fehler seiner Vorgänger auszubügeln. In den vergangenen Jahren hat das Management von Microsoft unter Ballmer jeden wichtigen Trend in der IT-Industrie der Konkurrenz überlassen.
Nokia belastet
So lag das Ergebnis von Microsoft für das vierte Geschäftsquartal unter dem, was Analysten erwartet hatten. Die Übernahme des Handygeschäfts von Nokia belastet. Nadella verwies aber darauf, dass er das Nokia-Geschäft in zwei Jahren in die Gewinnzone führen werde. Die Aktien schlossen deshalb trotz der schwächeren Zahlen stark. Die Kosten in der Handysparte sollen um eine 1 Mrd. $ sinken. Ab Mitte 2016 werde Nokia unter der Regie von Microsoft keine Verluste mehr einfahren, teilte das Microsoft-Management zur Vorlage der Quartalsbilanz mit.
Gespart wird vor allem an den Mitarbeitern: Vergangene Woche hat Nadella den Abbau von insgesamt 18’000 Stellen über die nächsten zwölf Monate angekündigt, das Gros davon fällt bei Nokia weg. «Es sieht so aus, als ob für Microsoft nach einem Jahrzehnt der Schmerzen und Enttäuschungen wieder rosigere Zeiten anbrechen», sagte Daniel Ives, Analyst bei FBR Capital Markets & Co., zu Reuters.
«Aggressiver Vorstoss in die Cloud»
Unter dem Strich stand ein Quartalsgewinn von 4,6 Mrd. $, ein Minus von 7%. Darin schon verbucht ist ein operativer Verlust von Nokia im vierten Geschäftsquartal von April bis Juni in Höhe von 692 Mio. $. Der Umsatz von Microsoft in der Berichtsperiode stieg 17%. Microsoft-Chef Nadella setzt voll auf die Cloud, also das Anbieten von Dienstleistungen in Microsoft-Rechenzentren. «Ich bin stolz darauf, dass sich unser aggressiver Vorstoss in die Cloud auszahlt», sagte er. Auch die Bürosoftware Office, das PC-Betriebssystem Windows, die Spielekonsole Xbox sowie der Tablet-Computer Surface verkauften sich besser als im Vorjahr.
Auf weniger Säulen ruht der Erfolg von Apple derzeit. Vor allem das iPhone verkauft sich fantastisch. Apple ist zur iPhone Company geworden. Im abgelaufenen dritten Fiskalquartal setzte Apple 35,2 Mio. Stück des Smartphones ab, ein Plus von 13%. Das war besonders beeindruckend, da CEO Cook erklärte, man spüre eine leicht sinkende Kaufbereitschaft. Kunden würden auf den Verkaufsstart des iPhone 6 warten, das sich wesentlich vom Vorgänger unterscheiden soll, etwa in der Grösse des Bildschirms. Das Gerät wird wohl im Herbst auf den Markt kommen. Gemäss «Wall Street Journal» hat Apple bei Auftragsfertigern eine Order über 70 bis 80 Mio. neue iPhones bis Dezember platziert.
Kunden wollen iPad-Alternativen
Auch der Mac war gefragt in einem Markt, in dem PC nach wie vor nur schleppend verkauft werden. Der Absatz stieg 18%. Der Tablet-Computer iPad dagegen kam im zweiten Quartal in Folge schlechter an. Viele Konsumenten besitzen schon einen der Bildschirmrechner, oft von der Konkurrenz, deren Geräte deutlich billiger, aber nicht viel schlechter sind. Der iPad-Absatz fiel 9% auf 13,3 Mio. Stück. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Kooperation mit IBM (IBM 195.02 0.72%) an Bedeutung: Gemeinsam wollen beide Unternehmen iPads und iPhones, ausgerüstet mit Geschäftssoftware, verstärkt an Firmenkunden verkaufen.
Apple erwirtschaftete einen Quartalsgewinn von 7,7 Mrd. $, ein Plus von 12%. Der Umsatz stieg 6% auf 37,4 Mrd. $. Stark lief es für Apple in neuen Märkten. So erhöhte das Unternehmen den Umsatz in China um 28%. Mit 5,9 Mrd. $ steht das Land jetzt für 16% des Apple-Erlöses. Erst seit Anfang verkauft Apple das iPhone über den grössten Mobilfunker des grössten Smartphone-Marktes der Welt, nämlich über China Mobile (CHL 54.85 0.75%). Der Ausblick enttäuschte etwas: Apple erwartet einen Umsatz zwischen 37 und 40 Mrd. $ für das laufende Quartal.
Momentum der beiden Titel überzeugt
Wichtiger noch werden die neuen Produkte, die Apple vorbereitet. So verdichten sich die Anzeichen, dass im Herbst auch eine Smartwatch des Konzerns kommt. Es wäre die erste neue Produktkategorie, an die sich Cook drei Jahre nach dem Tod von Steve Jobs wagt. Cook sprach in einem Interview von einer «unglaublichen Produktpipeline». Das hat er allerdings zuvor auch schon mehrfach. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 für das nächste Geschäftsjahr sind Apple nicht mehr günstig. Zuletzt hat allerdings das Momentum überzeugt. Seit Anfang Jahr liegen die Titel 18% im Plus. Microsoft kommen im selben Zeitraum sogar auf einen Zuwachs von 20% bei einem KGV von ebenso 14. Langfristig orientierte Anleger erhalten bei beiden Titeln eine Dividendenrendite von je um die 2%. Dank der neuen Führung von Apple und Microsoft sollte in den Aktien noch Potenzial stecken.
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