Das Unternehmen will schon in zwei Wochen an die Börse. Die Preisspanne reicht von günstig bis nicht überteuert.
Nächster Halt: SIX Swiss Exchange. Der Schienenfahrzeughersteller Stadler Rail braust mit hohem Tempo auf den Zielbahnhof zu. Am Freitagnachmittag hat er offiziell seinen Börsengang lanciert, unter anderem mit der Bekanntgabe der voraussichtlich zur Zeichnung aufgelegten Anzahl Aktien und der Preisspanne. Letztere reicht von 33 bis 41 Fr. das Stück und misst dem Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 3,3 bis 4,1 Mrd. Fr. zu.
Als erster Handelstag für die maximal 40,25 Mio. Titel, die in den Streubesitz gelangen, ist bereits der 12. April vorgesehen. Als führende Emissionsbanken für den Börsengang fungieren Credit Suisse (CSGN 11.605 1.89%) und UBS (UBSG 12.07 1.51%).
Beste Eigenwerbung
Beste Werbung für die Publikumsöffnung machte das Unternehmen selbst bereits am Freitagmorgen. Es meldete die grösste Bestellung von Schienenfahrzeugen, die es je erhalten hat: Für die US-Metropole Atlanta können 127 U-Bahn-Züge geliefert werden; dazu kommen zwei Optionen für je 25 weitere. Der Wert dieses ersten grossen Metroauftrags aus den USA wird auf über 600 Mio. $ beziffert.
Die ersten Fahrzeuge sollen 2023 in Betrieb gehen. Die Bestellung nährt den riesigen Auftragsbestand des Unternehmens weiter. Der Erfolg am Markt hat Stadler kräftig wachsen lassen. In nur fünfzehn Jahren wurde der Umsatz vervierfacht. Bis 2020 wird er sich nochmals verdoppeln. Der geplante Börsengang hat unter anderem mit dieser rasanten Entwicklung zu tun.
«Bis jetzt konnten wir das Wachstum aus eigener Kraft finanzieren, dank einer sehr soliden Bilanz», sagte Verwaltungsratspräsident und Grossaktionär Peter Spuhler jüngst im FuW-Interview. Ob das in einem sich konsolidierenden Markt in Zukunft noch möglich sein werde, sei unklar. Deshalb wolle man als Option die Kapitalmarktfähigkeit haben – die Möglichkeit, sich am Aktienmarkt neues Eigenkapital zu beschaffen. Momentan besteht daran kein Bedarf.
Sämtliche Aktien des Basisangebots werden aus dem Besitz von Peter Spuhler kommen, der direkt und indirekt 80% der 100 Mio. Namenaktien hält. Die restlichen 20% halten je zur Hälfte das Management sowie die deutsche RAG-Stiftung (die unter anderem auch Mehrheitsaktionärin des Spezialchemiekonzerns Evonik ist). Nach dem Börsengang wird der Patron noch 40 bis 45% der Titel halten. Ihm selbst werden aus dem IPO zwischen 1155 und 1650 Mio. Fr. zufliessen.
In einem Bewertungsvergleich mit Konkurrenzunternehmen im Bereich der Schienenfahrzeuge – Alstom aus Frankreich, CAF und Talgo aus Spanien, CRRC aus China – schneiden die Aktien Stadler Rail insgesamt gut ab. Zu 33 Fr. sind sie in der Relation Unternehmenswert zu Ebitda (EV/Ebitda), aber auch im Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) günstig, zu 41 Fr. nicht überteuert. Gemessen am Durchschnitt der Schätzungen von Credit Suisse und UBS für 2020 ergeben sich ein EV/Ebitda von 7 bis 9 und ein KGV von gut 12 bis gut 15.
Aktien verdienen Prämie
Nicht zuletzt weil Stadler Rail verhältnismässig mehr Wert schaffe als besagte Wettbewerber, verdienten die Aktien der Gesellschaft eine Prämie, meinen Analysten der UBS in einer Studie. Eine solche zeigt sich indes nur zu Preisen am oberen Rand der Preisspanne. Eine Volksaktie, wie sie Peter Spuhler vorschwebt, wären Stadler Rail zu Emissionspreisen im oberen Teil der Preisspanne nicht.
Zu bedenken ist auch das: Die Gruppe wird bis 2020 zwar enorm wachsen, und auch die Marge soll bis dann wieder über 8% steigen. Danach wird sich die Entwicklung anhand der Schätzungen von Credit Suisse und UBS jedoch normalisieren, und auch an Risiken fehlt es nicht: Wachstumskrämpfe und Chinakonkurrenz sind zwei Beispiele. Trotz der generell guten Aussichten für Stadler Rail sollte deshalb nicht vergessen werden, dass am Zielbahnhof SIX Swiss Exchange auch Leute zusteigen sollten.
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