Der Luxusgüterkonzern publiziert am Freitag die Jahreszahlen. Worauf Anleger besonders achten müssen.
Wenn China Lust auf Luxus hat, boomt die ganze Industrie. Das haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Hersteller von Luxusgütern – wie etwa die grossen Konzerne LVMH (MC 353 -0.01%) und Kering – erfahren. Insbesondere die teuren Uhren verkaufen sich wieder gut. Die auf hochpreisige Zeitmesser fokussierten Unternehmen haben sich von der Krise erholt.
Auch Richemont (CFR 97.58 0.23%) wird von diesem Trend profitieren können. Gemeinhin wird erwartet, dass der Genfer Luxusgüterkonzern im Geschäftsjahr 2017/18, das per Ende März abgeschlossen wurde, im mittleren einstelligen Bereich wächst. Das dürfte den Umsatz wieder über die Marke von 11 Mrd. € treiben.
Der Gewinn hingegen wird überproportional zulegen. Analysten erwarten ein Plus von 24% auf knapp 2,2 Mrd. €. Dieser Zuwachs wird auch den Aktionären zugutekommen. Die Dividende wird voraussichtlich auf 2.00 Fr. je Aktie steigen – so wie es die Dividendenpolitik von Richemont vorsieht.
Die detaillierten Ergebnisse zum Geschäftsjahr wird Richemont am Freitagmorgen publizieren. Anleger sollten vor allem auf drei Punkte achten.
1. Lagerrückkauf
Richemont hatte bereits im Geschäftsjahr 2016/17 angefangen, unverkäufliche Lagerbestände von Händlern zurückzuerwerben. Damals wendete das Unternehmen 249 Mio. € für diese Massnahme auf, die vor allem ihrer wichtigsten Marke Cartier zugutekam. Wie kürzlich berichtet, hat das Unternehmen auch in den vergangenen Monaten weitere Lagerbestände zurückgekauft – zulasten des Jahresgewinns. Die Frage ist, in welchem Umfang dies derzeit geschieht und ob es auch im laufenden Geschäftsjahr passieren wird.
2. Cartier
Entscheidend für das Wohlergehen von Richemont ist die Entwicklung ihrer Parademarke Cartier. Kein anderer Luxusgüterhersteller hängt derart stark von einer einzigen Marke ab wie Richemont. Die Bank Berenberg schätzt den Umsatzanteil der französischen Schmuckmarke auf knapp 70%. Für Anleger wird es deshalb interessant sein, mit welchen Worten das Management die Entwicklung von Cartier umschreibt. Vergangenes Jahr litt Cartier unter zu hohen Lagerbeständen ihrer Händler. Dieses Problem dürfte nun gelöst sein.
3. Euro
Die Eurostärke der vergangenen Monate kommt Richemont ungelegen. Eine teurere Gemeinschaftswährung wirkt sich deshalb negativ aus, weil das Unternehmen in dieser Währung rapportiert. Gleichzeitig erzielt Richemont einen Grossteil des Umsatzes in Währungsräumen, die mit dem Dollar zusammenhängen. Interessant wird deshalb sein, wie stark sich der Währungseffekt negativ auf das Umsatz- und Gewinnwachstum auswirkt.
Die Aktien haben einen erheblichen Teil dieser Aussichten bereits vorweggenommen. In den vergangenen Wochen legten die Titel stark zu und notieren derzeit nahe dem jüngst erreichten Allzeithoch.
Dieser Anstieg hat auch die Bewertungen der Titel in die Höhe getrieben. Aufgrund der Gewinnschätzungen für das Jahr 2018/19 werden die Aktien mit dem 27-Fachen des Gewinns bewertet, was relativ hoch ist. Ähnlich hoch liegen derzeit auch die Bewertungen beim Konkurrenten Swatch Group (UHR 490.2 0.53%).
Allerdings beruht dies auf konservativen Schätzungen, die wohl in den kommenden Monaten nach oben revidiert werden dürften. Dennoch drängen sich auf dem aktuellen Niveau Neuengagements derzeit nicht auf. Kursrückschläge können jedoch genutzt werden, um am langfristigen Wachstum von Luxusgütern zu partizipieren.
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