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09:40 Uhr - 09.10.2017

Der Derivatus

ETF mit Erfolg und Irrtum, hiesige Emittenten in Deutschland und der Schoch-Schock.

Lieber Anleger

Indexanlagen sind dieses Jahr noch viel beliebter als in den drei Boomjahren zuvor. Die Entwicklung ist frappant. Von 2014 bis 2016 ist stetig Kapital in passive börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) geflossen. Vom jeweiligen Startpunkt Anfang Jahr bei null kletterte die Summe kontinuierlich auf 330 bis 378 Mrd. $ Ende Jahr (weltweit). Die entsprechenden Kurven verlaufen also fast parallel. Dieses Jahr ist das ganz anders, die Kurve für den Zufluss 2017 ist wesentlich steiler und hat schon Ende August 419 Mrd. $ erreicht – die Zahlen für September stehen noch aus. Es sieht so aus, als ob das Indexing-Geschäft noch mehr aufblüht.

Schwierig haben es hingegen aktiv verwaltete Fonds, die kaum vom Referenzindex abweichen. Sie werden als ­Index Hugger oder Closet Indexing bezeichnet. Ihnen schlägt Skepsis entgegen, zeigt die diesjährige Investorenumfrage von Natixis, die 26 Länder umfasst. Grund dafür sind natürlich die im Vergleich zu ETF hohen Gebühren. In der Schweiz erwarten 73% der befragten Anleger, dass sich ein aktiver Fonds deutlich vom Benchmark unterscheidet, meldet das Magazin «Fondstrends».

Weit verbreitet sind Irrtümer über Indexanlagen. Offenbar glauben 55% der Schweizer Anleger, dass ETF weniger riskant sind als aktive Fonds. Sogar 58% erklärten, ETF könnten Verluste verringern. Das dünkt mich seltsam. Mehr als die Hälfte der Investoren soll nicht verstanden haben, dass ein Indexfonds den Index abbildet und keinerlei Absicherungsmechanismus enthält? Die Antworten stammen von 400 Schweizer Anlegern – wie repräsentativ diese Stichprobe ist, weiss ich nicht.

Schweizer Anbieter von strukturierten Produkten sind auch in Deutschland erfolgreich und bewerben sich dort für die Zertifikate-Awards – vergangenes Jahr hatten sie Preise gewonnen. Da sind auch Produkttypen populär, die in der Schweiz selten anzutreffen sind. Credit Suisse (CSGN 15.71 -0.06%) präsentiert für die Publikumsumfrage ein Memory-Expresszertifikat mit 5% Coupon und ohne Kursverlust, falls der Euro Stoxx 50 (Euro Stoxx 50 3616.99 0.38%) nicht mehr als 40% fällt. Expresszertifikate sind mit den hierzulande besonders beliebten Barrier Reverse Convertibles verwandt.

UBS (UBSG 16.74 -0.06%) setzt auf ein Themenzertifkat für Elektromobilität mit 20 internationalen Aktien. Bank Vontobel (VONN 61.3 0.57%) schliesslich geht mit ihrem Bitcoin-Zertifikat ins Rennen. Es gewann im vergangenen März an den Swiss Derivative Awards einen Preis, nun könnte ein zweiter folgen. Vontobel ist Vorreiter und war lange allein auf weiter Flur. Versuche in den USA, einen ETF auf Bitcoin zu lancieren, sind bislang an den Anforderungen der Behörden gescheitert. Kürzlich hat aber Leonteq (LEON 67.6 3.36%) nachgezogen und ebenfalls Bitcoin-Zertifikate emittiert.

Bei Leonteq gab’s am Freitag den Schoch-Schock: CEO und Gründungspartner Jan Schoch tritt zurück (vgl. Seiten 8 und 15). Im Sommer schien es mir, als ob die Turbulenzen überstanden seien und der Chef wieder fest im Sattel sitzt. So kann man sich täuschen. Nun ist Schoch Berater mit Fokus auf Asien. Ob er trotzdem noch an die Swiss Derivative Awards kommt? Die nächste Preisverleihung ist am 22. März.

 

Ihr Derivatus

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