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09:49 Uhr - 16.12.2014

Meyer-Burger-Aktien auf Talfahrt

Die Valoren des Thuner Solarkonzerns sind im freien Fall. Nicht nur der tiefe Ölpreis, auch die schwache Auftragslage setzt sie unter Druck. Die Titel verlieren am Vormittag 17%.

Ein Kurszerfall von 43% in nur drei Wochen – das ist die Performance der Meyer-Burger-Aktien. Seit Jahresbeginn haben sie sogar 55% nachgegeben. Treiber des jüngsten Kursrutsches sind Sorgen über die Nachhaltigkeit der Finanzen. Analysten schliessen eine weitere Kapitalerhöhung nicht aus. Sie könnte zu deutlich ungünstigeren Konditionen als bisher über die Bühne gehen und für eine markante Verwässerung sorgen.

«Die Auftragslage im zweiten Semester ist extrem schwach. Das Management hatte aber bis zuletzt die Hoffnung auf Grossaufträge hochgehalten», sagt Panagiotis Spiliopoulos, Leiter Research Vontobel (VONN 36 -0.41%) Investment Banking. Nun dürfte das operative Geschäft unter Druck kommen, meint der Analyst. «Meyer Burger (MBTN 4.72 -17.34%) hat zu wenig Aufträge, um einen ausreichenden Umsatz im nächsten Jahr zu erzielen. Gleichzeitig dürfte der Cashburn hoch bleiben, was irgendwann zu Liquiditätsproblemen führt.»

Credit Suisse halbiert Kursziel

Mit 4.72 Fr. notieren die Aktien von Meyer Burger am Dienstagvormittag sogar unter dem nahezu halbierten Kursziel einer aktuellen Studie der Credit Suisse (CSGN 24.19 0.12%). Analyst Felix Remmers war zuvor noch von 9.50 Fr. ausgegangen. Angesichts der ausbleibenden Aufträge bei Meyer Burger sei der anhaltend hohe Cash-Verbrauch ein zunehmendes Problem für das Unternehmen, schreibt Remmers. Er schätzt ihn auf 8 bis 10 Mio. Fr. pro Monat. Zum ersten Halbjahr 2014 wies die Gesellschaft flüssige Mittel von 139 Mio. Fr. aus.

Auch die Hoffnung, weitere Kunden ausserhalb des Solarmarktes zu gewinnen, habe sich zerschlagen, so die Studie der Credit Suisse. Meyer-Burger-Vertragspartner GT Advanced (GTAT 0.408 48.36%) Technologies meldete im Oktober Insolvenz (Chapter 11) an. Zum Jahreswechsel 2012/13 hatte hingegen ein Auftrag für Fantasie gesorgt, der im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Saphirglas gesehen wurde. Die Bestellung wurde indirekt auch mit Apple (AAPL 108.225 -1.37%) in Verbindung gebracht.

Der Credit-Suisse-Experte hält weitere Kostensenkungen nun für angezeigt. Dies vor allem wegen der 2017 fälligen Anleihe in Höhe von 130 Mio. Fr. Ausstehend hat das Unternehmen im Weiteren eine erst im September emittierte Wandelanleihe über 100 Mio. Fr. mit Fälligkeit 2020.

Kursrutsch auch am Bondmarkt

Auch die Notierungen der Bonds haben in den vergangenen Tagen drastisch nachgegeben, entsprechend höher ist die Rendite. Im Falle der 2017er-Bonds beträgt sie effektiv 15,8% und für den Wandler 12%. An der Kursentwicklung lässt sich ablesen, als wie wahrscheinlich der Markt einen Ausfall erachtet. Ein Preis von 74 impliziere etwa ein Ausfallrisiko von 35 bis 40%, erläutert Vontobel-Experte Spiliopoulos.

Für allgemeinen Druck im Solarsektor sorgt ferner der drastische Ölpreiszerfall. Auch internationale Branchentitel wie SunEdison, Jinko Solar und Yingli Green (YGE 2.2 -3.08%) Energy büssten deutlich Terrain ein. Wird fossile Energie günstiger, verlieren alternative Quellen an Attraktivität. Wenn Fonds sowohl in Öl- als auch in Solaraktien investiert haben, kommt ein weiterer Effekt hinzu: Die Fondsmanager sind gezwungen, auch Solaraktien zu verkaufen, wenn sich Anleger von ihren Anteilen trennen.

Fälligkeiten schon 2015

Meyer Burger muss Fälligkeiten nicht erst 2017 bedienen, sondern bereits im April 2015. Dann laufen eine Kreditfazilität sowie ein hypothekarbesicherter Kredit über 30 Mio. Fr. aus. «Ich gehe davon aus, dass wir den hypothekarisch gesicherten Kredit wieder verlängern können», hatte Meyer-Burger-CEO Peter Pauli Ende Oktober im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» erklärt. Im Weiteren hatte er versichert, aktuell seien «sicher keine weiteren Kapitalmassnahmen geplant». Analysten sehen das anders. «Wenn keine grossen Aufträge kommen, ist eine weitere Kapitalerhöhung im nächsten Jahr wahrscheinlich», heisst es.

«Finanz und Wirtschaft» hatte zuletzt von einem Engagement in Meyer Burger abgeraten, aufgrund der geringen Visibilität des Geschäfts und der Möglichkeit weiterer Kapitalmassnahmen. Dass die Titel für Anleger mit Vorsicht zu geniessen sind, hat sich einmal mehr bestätigt.

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