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12:41 Uhr - 29.05.2020

Dolf van den Brink: Ein Eigengebräu mit «grünem Blut»

Dolf van den Brink tritt mitten in der Coronakrise den ­Chefposten von Heineken an. Für den Brauereikonzern war er schon auf fast allen Kontinenten aktiv. 

Mitten in der Coronakrise erhält der ­niederländische Bierkonzern Heineken (HEIA 83.14 -1.52%) einen neuen Chef. Der gebürtige Belgier Jean-François van Boxmeer räumt zum 1. Juni den CEO-Posten am Hauptsitz in der Amsterdamer Stadhouderskade. Van Boxmeer hat Heineken fünfzehn Jahre geleitet und den Umsatz in dieser Zeit auf 28 Mrd. € verdreifacht. Er hat den hinter AB InBev (Budweiser, Stella Artois, Beck’s) zweitgrössten Braukonzern der Welt auch profitabler gemacht.

Nun tritt per 1. Juni Dolf van den Brink an. Der 46-Jährige ist ein Eigen­gewächs, oder um im Bild zu bleiben: ein Eigengebräu. Denn direkt nach seinem Studium der Betriebswirtschaft und der Philosophie begann er als Management-Trainee bei der Heineken-Tochter Vrumona. Als 32-Jähriger ging er 2005 nach Kongo. Das Erste, was er dort in Angriff nahm, war die Mitarbeitermotivation. Er stellte sich vor der Belegschaft auf eine Bierkiste, hielt eine flammende Rede und brachte neuen Elan ins Biergeschäft des grössten zentralafrikanischen Landes. Als er Kongo vier Jahre später verliess, um in die USA zu wechseln, hatte sich Heinekens Bierabsatz im afrikanischen Land verdoppelt.

Das grosse Talent

Auch bei seinem Antritt als Chef von ­Heineken-USA 2009 legte er einen starken Auftritt hin. Dort sagte er in seiner Antrittsrede: «Be Brave, Decide and Do, Hunt as a Pack and Take it Personally!» – Seid tapfer, entscheidet und handelt, jagt wie ein Rudel und nehmt alles ­persönlich! Er beendete die nach seiner Einschätzung herrschende «arrogante Unternehmenskultur». In einem schwierigen, vom Platzhirsch Budweiser beherrschten US-Markt gelang es van den Brink, den Absatz der Heineken-Biere kräftig zu steigern.

Er kam bei den Amerikanern mit ­seinem Managementstil gut an, die den «Boy from Holland» als grosses Talent lobten. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» platzierte ihn 2012 in seiner Liste «40 unter 40» auf Platz sieben. Den Amerikanern war wohl schon damals klar, dass van den Brink ein Vollblutmanager ist. Schliesslich hatte er das von zu Hause aus als Kind «von der Pike auf» mitbekommen, was es heisst, ein globales Unternehmen zu führen. Sein Vater leitete ABN Amro, sein Grossvater war Chef des Medienkonzerns Elsevier. Nun setzt der Sohn und Enkel die Familientradition in der Leitung von Grossunternehmen fort.

Nach Afrika und den USA wechselte van den Brink 2015 nach Mexiko, wo er es erneut mit dem dortigen Haupt­konkurrenten Anheuser Busch InBev und dessen führender Biermarke ­Corona aufnehmen musste. Auch in ­Mexiko zeigte er sich als Mann der Tat und Manager mit sozialem Engagement. Er investierte 500 Mio. $ in den Bau neuer Heineken-Brauereien in Mexiko, förderte das nachhaltige Wirtschaften und führte eine Kampagne gegen den Alkoholmissbrauch und häusliche Gewalt im Bierland Mexiko.

Zurück in die Niederlande

«Wir denken, dass wir eine wichtige Rolle bei der Lösung sozialer Probleme spielen können», sagte van den Brink ­damals. Viele Frauen in Mexiko litten unter häuslicher Gewalt, und «mit ­unserer Kampagne gegen Alkoholmissbrauch wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dieses Problem zu vermindern», zitierte ihn die mexikanische Zeitung «El Universal». Nach seiner Zeit in ­Mexiko wurde van den Brink 2018 Chef der Heineken-Aktivitäten in Asien, wo mit Indien und China wichtige und grosse Biermärkte liegen.

Nun kehrt der Globetrotter, nachdem er auf drei Kontinenten den Bierabsatz von Heineken kräftig steigern und seine Managementqualitäten beweisen konnte, zurück in die Niederlande. Die Erwartungen sind hoch. Die Aktien ­haben seit Jahresbeginn 18% verloren, vom Tief im März haben sie sich kaum erholt. «Ich habe grünes Blut in den Adern», sagte er einmal in Anspielung auf die grüne Heineken-Flasche mit dem roten Stern. Man darf gespannt sein, wie van den Brink den Riesen, zu dem in der Schweiz beispielsweise ­Calanda, Eichhof, Haldengut und Ittinger gehören, in der Zeit der Corona­pandemie nach vorne bringen will.

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