Die Hausse an den Märkten hat auch das US-Aktienportfolio der Schweizerischen Nationalbank beflügelt. Gleichzeitig hat die SNB das US-Engagement leicht reduziert.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt einen Rekord auf. Ihr US-Aktienportfolio ist mit 92,7 Mrd. $ so viel Wert wie noch nie. Das geht aus den am Freitag bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen hervor. Um ihren Bestand an Devisenreserven zu diversifizieren, investiert die SNB Milliardenbeträge in amerikanische Aktien.
Verglichen zum Vorquartal stieg der Wert des US-Aktienportfolios 1,7%. Damit übertrifft der Wert knapp den bisherigen Rekord von Ende 2017 von 92,6 Mrd. $.
Der Wertzuwachs im zweiten Quartal liegt hinter denjenigen des marktbreiten S&P 500 (+3,8%) und des breit abgestützten Marktindex Wilshire 5000 (+3,5%) zurück. Die Aussagekraft der Wertveränderung wird aber durch Portfoliotransaktionen geschmälert.
Denn die SNB hat im vergangenen Quartal – im Gegensatz zu den beiden Vorquartalen – das Engagement in US-Aktien reduziert. Die Zahl der Titel sank 1% auf 1322 Mio.
Kein gezielter Abbau der Devisenanlagen
Im ersten Quartal 2018 hatte die SNB erstmals US-Aktien verkauft. Offenbar will sie den Devisenbestand aber nicht gezielt abbauen. Das sei keine vordringliche Aufgabe, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan im vergangenen Sommer in einem Interview im «Central Banking Journal».
«Besonders in einer kleinen, offenen Volkswirtschaft wie der Schweiz sollten wir nicht neue Zielgrössen für den Umfang oder die Entwicklung der Bilanzsumme schaffen, denn das wäre nicht hilfreich für die Steuerung der Geldpolitik in einer Volkswirtschaft, die immer wieder sehr grossen externen Schocks ausgesetzt sein kann», führte er aus.
Die Reduktion fand auf auf breiter Front statt. Von den 74 Aktien im Portfolio mit einem Wert von mehr als 250 Mio. $ per Ende Juni, erhöhte die SNB das Exposure gerde einmal in drei Titeln: im chinesischen Tech-Konzern Alibaba (+8,6%) sowie in den Energieunternehmen Enbridge (+5,3%) und Dominion Energy (+2,5%).
Bei den grossen Titeln reduzierte die SNB das Exposure – gemessen an der Zahl der Aktien – am deutlichsten im IT-Konzern Oracle (–7,3%), im Pharmaunternehmen Pfizer (–5,9%) sowie im Gesundheitsunternehmen UnitedHealth (–5,0%).
IT-Werte dominieren weiter
An der Spitze des US-Aktienportfolios hat es eine Wachablösung gegeben. Der IT-Koloss Microsoft hat den IT-Riesen Apple verdrängt. Aufgerückt ist zudem der IT-Konzern Facebook, der das Konsumgüterunternehmen Johnson & Johnson überholz hat.
Die fünf IT-Konzerne Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet und Facebook haben ihr Gewicht im Portfolio weiter ausgebaut. Es ist von 13,3 auf 13,5% gestiegen.
Indexnahe Strategie statt Stock Picking
Die Nationalbank geht das Klumpenrisiko im IT-Sektor nicht durch eine aktive Auswahl von Einzelaktien ein (Stock Picking). Vielmehr verfolgt sie eine passive Anlagestrategie, die sich am jeweiligen Referenzindex eines Landes orientiert. In den USA machen Technologieaktien einen grossen Anteil der Gewichtung aus.
Dazu erklärt die SNB, sie investiere weltweit diversifiziert und indexnah. Ihr Portfolio umfasse Aktien von rund 6600 Unternehmen aus 95% aller Aktienmärkte. Damit halte sie 0,25% der Weltmarktkapitalisierung, also der globalen Aktienanlagen an den Börsen.
«Wir verzichten bewusst darauf, einzelne Unternehmen oder Sektoren über- oder unterzugewichten. Wir treten am Markt möglichst neutral auf und nehmen möglichst wenig Einfluss auf das Handelsgeschehen», sagte Dewet Moser, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums, am FuW Forum «Indexing» im Juni 2018. Im Geschäftsbericht ergänzt die SNB: «Dadurch wird die Anlagepolitik vor politischen Überlegungen abgeschirmt.»
Der weltweite Aktienbestand der SNB hatte per Ende Juni einen Wert von 156 Mrd. Fr. Er macht 20% ihrer gesamten Devisenanlagen aus. 80% davon sind in Anleihen mit hoher Bonität investiert.
Starker Franken prägt Bilanz
Die SNB hat Fremdwährungsanlagen gekauft, um den Franken zu schwächen. Der Wert dieses Devisenbestands in der SNB-Bilanz schwankt mit den Wechselkursen des Frankens zu Euro, Dollar, Yen, Pfund und weiteren Anlagewährungen. Dazu kommen die Kursschwankungen der Aktien und der Anleihen.
Auch nach der Aufgabe des Euromindestkurses im Januar 2015 intervenierte die SNB immer wieder am Devisenmarkt. Ab Sommer 2017 hat sie das angesichts der Entspannung am Markt und des höheren Franken-Euro-Wechselkurses allerdings kaum mehr getan. Im vergangenen Juli hat die Nationalbank dann vermutlich erneut interveniert, um die Erstarkung des Frankens zu bremsen – das Ausmass war aber moderat.
Der Bestand der Fremdwährungsanlagen in der SNB-Bilanz hat seit der Mindestkursaufgabe 53% zugenommen, von 510 auf 778 Mrd. Fr. Diese Summe ist höher als das jährliche Bruttoinlandprodukt der Schweiz.
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