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11:45 Uhr - 16.05.2016

Chinas Wirtschaft verliert im April an Kraft

Die Konjunkturdaten Chinas deuten darauf hin, dass das überraschend schnelle Wachstum der chinesischen Wirtschaft im März von nur kurzer Dauer war.

Die jüngsten Aktivitätsdaten aus China deuten auf eine Verlangsamung der Wirtschaft hin. Ausser dem Immobilienmarkt zeigten alle anderen Sektoren eine verlangsamende Tätigkeit auf, wie den Daten des statistischen Amts, die am Wochenende publiziert wurden, zu entnehmen ist. Das wird als Signal aufgefasst, dass die Regierung das Kreditwachstum langsam bremst und gleichzeitig die Reform auf der Angebotseite in der hohe Überkapazitäten aufweisenden Schwerindustrie vorantreibt.

Das langsamere Wachstum wurde in den vergangenen Wochen bereits in die Aktienkurse eingepreist. Der von ausländischen Investoren am meisten beachtete Hauptindex der Börsen Schanghai und Shenzhen, der CSI300, legte am Montag in der Morgensitzung 0,27% zu. Der Hongkonger Hang Seng (Hang Seng 19883.95 0.83%) Index stieg 1,25% an.

Staatliche Unternehmen bleiben Wachstumsmotor

Expandierte die verarbeitende Industrie im März gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch 6,8%, ist das Wachstum im April vor allem wegen des Bergbau- und Versorgersektors auf 6% zurückgefallen. Die Sachinvestitionen stiegen um 10,5%, nachdem sie im März 10,7% zugelegt hatten. Bemerkenswert ist, dass die von staatlich kontrollierten Unternehmen und Holdinggesellschaften getätigte Sachinvestitionen 23,7% höher waren als im April 2015.

Die Diskrepanz zeigt, wie schwer es ist, die Ungleichgewichte in der chinesischen Wirtschaft auszugleichen. Das Wachstum hängt noch immer stark von staatlichen Unternehmen ab, die einen erleichterten Zugang zu günstigen Darlehen haben. Der Privatsektor investierte im April zwar 5,2% mehr als im Vorjahreszeitraum. Das ist gegenüber der Märzrate ein Rückgang um 0,5 Prozentpunkte.

Weiterhin lockere Geldpolitik

Das Kreditvolumen lag im April gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres 12,8% höher. Die Zunahme hat sich damit gegenüber März weiter verlangsamt. Für Wang Tao, die Chinaökonomin der UBS (UBSG 14.55 -0.14%), ist das ein klares Zeichen, dass die Zentralbank in den kommenden Monaten ihre lockere Geldpolitik weiterführt.

Weiter an Schwung gewonnen hat der Immobilienmarkt. Hier nahm die insgesamt verkaufte Fläche im April gegenüber dem Vorjahreszeitraum 36,5%  zu, nachdem sie bereits im März 31,1% angewachsen war. Die neu gestarteten Bauprojekte stiegen flächenmässig 26% an. Etwas an Schwung verloren hat im April der Einzelhandel. Hier lag der Umsatz 10,1% höher als vor einem Jahr, nachdem er im März noch 10,5% angestiegen war.

Lohnwachstum schwächt sich ab

Die geringere Zuwachsrate war vor allem eine Folge des deutlich nachgelassenen Wachstums der Neuwagenverkäufe. Das Gastronomiegewerbe hingegen konnte den Umsatz deutlich steigern. Die allgemein etwas nachlassende Kauffreude der Chinesen ist das Resultat des leicht nachlassenden Lohnwachstums.

Die jüngsten Wirtschaftsdaten sind nach Meinung von Louis Kuijs, dem Asienökonomen des unabhängigen Konjunkturforschungsinstitutes Oxford Economics, ein Zeichen dafür, dass die Regierung das zu schnelle Kreditwachstum als ein Problem erkannt hat und in den kommenden Monaten die wirtschaftlichen Reformen vor allem im Bereich der Schwerindustrie vorantreiben wird. Kuijs erwartet aber nicht, dass dies von einer radikalen Änderung der Geld- oder Fiskalpolitik begleitet sein wird.

Leicht schwächeres zweites Quartal

Ökonomen des japanischen Finanzhauses Nomura gehen nach den Aprildaten davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in China im zweiten Quartal des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahr um 6,3% höher liegen wird, nachdem das Bruttoinlandprodukt in den ersten drei Monaten 2016 noch 6,7% expandierte.

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