Zurück zur Übersicht
14:29 Uhr - 07.06.2017

Basil Weibel will ganz pragmatisch die Welt verbessern

Basil Weibel will Landwirten beim Sparen helfen. Dafür baut der St. Galler Ökonom und Ingenieur Drohnen und verkauft sie auf der ganzen Welt.

Als Basil Weibel in St. Gallen in die Kantonsschule geht, fasst er einen Plan. Er will helfen, die Probleme der Welt zu lösen, und wählt einen ungewöhnlichen Weg. Nach der Matur geht er an die neoliberale Universität St. Gallen (HSG) und schliesst dort in Internationalen Beziehungen und Volkswirtschaftslehre ab. Um Geld zu sparen, bezieht er ein Zimmer (ZBH 124.17 0.19%) ohne Heizung. Im Winter ist es 12 Grad kalt. «Das würde ich kein zweites Mal mehr machen», sagt er.

An der Uni lernt er endogene Wachstumsmodelle und Kostenfunktionen kennen. Sie erklären, wie die Welt zu Wohlstand kommt: Technologie. Doch das lehrt die HSG nicht. Also (ALSN 128.9 -1.38%) geht er für ein weiteres Studium, im Fach Maschinenbau, an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH). Sein Zimmer während des Studiums in Zürich hat nun zwar eine Heizung, ist aber dreieckig, unter einer Treppe und nur knapp 4,5 Quadratmeter gross. «Es war sehr günstig», sagt der 28-Jährige. Das Zimmer kostete 180 Fr. pro Monat.

«Ich hatte die Idee, Energie sauberer, günstiger oder effizienter zu machen, um alle Kostenfunktionen der Welt auf einmal zu verändern», sagt Weibel. Nach der ersten Vorlesung in Thermodynamik sieht er aber ein, dass dies zu schwierig für ihn ist. Er kommt mit Robotik und Drohnen in Kontakt und erkennt das Potenzial. Er will eine Transportdrohne bauen, um die Transaktionskosten beim Paketversand zu reduzieren.

Der erste Prototyp funktioniert aber überhaupt nicht gut, ist zu klobig und unpraktisch. «Nur die Ingenieure waren glücklich», sagt Weibel. Sie nehmen das Gerät und entfernen alle Teile, die nicht essenziell sind. Übrig bleibt ein Flügel mit zwei Propellern und zwei Klappen. Das genügt. Wingtra ist geboren. Die Drohnen sind seit Januar im Verkauf. Sie sind die einzigen Geräte, die wie ein Helikopter starten und wie ein Flugzeug fliegen können. Sie fliegen bis zu 60 Kilometer weit und erreichen eine Geschwindigkeit von 55 Kilometern in der Stunde. Eingesetzt werden sie in der Landwirtschaft. Dank der eingebauten Kamera vermessen die Fluggeräte das Land einfach und exakt. Die Daten helfen den Landwirten, Düngemittel effizienter einzusetzen. Weibel schätzt das Sparpotenzial auf 7 Mrd. $.

In diesem Jahr will Wingtra über hundert Geräte bauen. In ein paar Jahren sollen es Tausende sein. «Dann sind wir auch profitabel», sagt er. Produziert wird in Osteuropa. In der Schweiz finden die Endmontage sowie der Einbau der Elektronik statt. Die Geräte lohnen sich besonders für Betriebe mit über zwei Quadratkilometern Anbaufläche, was 225 Fussballfeldern entspricht. Wingtra setzt auf Länder mit Grossfarmern wie die USA, Brasilien und Australien. Dort sucht Weibel Distributoren. «Derzeit haben wir Partner in den USA und in China», sagt er. Wegen der schnellen Produktentwicklung und der starken Nachfrage braucht Wingtra weniger Fremdkapital als erwartet. «Die nächste Finanzierungsrunde schliessen wir diesen Sommer», erklärt der CEO.

So einfach war es aber nicht immer. «Als ich das Projekt vorschlug, gab es mehrere Leute, die sagten, dass es nie funktionieren werde.» Als das Gerät fliegt und der Beweis erbracht ist, dass es funktioniert, gehört es nicht mehr zum Forschungsauftrag der ETH. Denn die zahlt nur für Grundlagenforschung. Die Finanzierung ist weg, und den vier Gründern fehlt das Geld. Sie hatten bereits 120 000 Fr. eingeschossen, ihre gesamten Ersparnisse. Die Geberit (GEBN 452.9 -0.07%) Rüf Stiftung springt ein und rettet Wingtra.

Seither geht es zügig vorwärts. Die Umsetzung ist für Weibel wichtiger, als eine gute Idee zu haben. Denn der erste frei fliegende Quadcopter wurde zwar in der Schweiz entwickelt. Keines der Unternehmen, die heute diese Fluggeräte bauen, ist aber aus der Schweiz. «Das soll uns nicht passieren», sagt er.

Er spürt auch die Verantwortung für die Mitarbeiter. In zwei Jahren ist das Unternehmen von vier auf 28 Mitarbeiter gewachsen. Auch sie haben in ihrer Jugend den Vorsatz gefasst, die Welt zu verbessern, wenn sie erwachsen sind.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.