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10:26 Uhr - 29.04.2022

Die hohe Inflation lastet auf der Konjunktur

Zahlreiche Europäische Länder haben heute die BIP-Zahlen präsentiert. Hier finden Sie die Übersicht.

Italienische Wirtschaft zu Jahresbeginn geschrumpft

Die italienische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2022 verglichen mit den drei Monaten zuvor um 0,2% geschrumpft. Das teilte das Statistikamt Istat am Freitag mit. Die drittgrösste Volkswirtschaft der Eurozone schnitt damit genau wie von Experten erwartet ab, aber deutlich schlechter als Deutschland und Frankreich.

Erstmals seit dem vierten Quartal 2020 ist die italienische Wirtschaft damit wieder geschrumpft. Als Gründe gelten Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie sowie die hohen Rohstoffpreise, eine Folge des Krieges in der Ukraine.

Gegenüber dem wegen der Corona-Krise sehr schwachen Vorjahreszeitraum ergab sich ein Plus von 5,8%. Experten beurteilen die Aussichten wegen des Krieges eher düster. Das Konsumklima hat sich bereits eingetrübt. Ministerpräsident Mario Draghi hatte zuletzt die Wachstumsprognose der Regierung für dieses Jahr von 4,7 auf 3,1% gesenkt. Das gilt aber immer noch als vergleichsweise optimistische Annahme. Eigentlich sollte die Wirtschaft des Landes dieses Jahr das Vor-Corona-Niveau wieder erreichen. Das ist nun aber einigen Experten zufolge in Gefahr, eine Rezession könnte sogar drohen, also zwei Quartale in Folge mit schrumpfender Wirtschaftsleistung.

Deutsche Wirtschaft ist Anfang 2022 leicht um 0,2% gewachsen

Trotz der Corona-Krise ist die deutsche Wirtschaft zum Jahresstart 2022 leicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen Januar und März um 0,2% zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit 0,1% Wachstum gerechnet. Die Wirtschaft verhinderte damit das Abrutschen in eine Rezession. Denn Ende 2021 war das BIP noch um 0,3% gefallen.

Für das laufende Jahr rechnen die meisten Experten zwar mit einem Wirtschaftswachstum. Aber die Unsicherheit wegen der Folgen durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen des Westens gegen Russlands ist enorm gross. Die hohe Inflation wegen steigender Preise für Energie und Rohstoffe belastet Firmen und Verbraucher. Die Bundesregierung rechnet für 2022 nur noch mit 2,2% Wachstum. Sollten Gaslieferungen aus Russland aber plötzlich abreissen, sei eine Rezession nicht mehr zu vermeiden, warnte Wirtschaftsminister Robert Habeck vor kurzem.

Französische Wirtschaft stagniert

Die Wirtschaft in Frankreich tritt überraschend nur auf der Stelle. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Januar bis März stagnierte auch wegen der Kaufzurückhaltung der Konsumenten im Vergleich zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt Insee am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hingegen hatten mit 0,3% Wachstum gerechnet. Der traditionelle Wachstumstreiber — der private Konsum — schwächelte allerdings. Denn wegen der hohen Energiepreise sanken die Ausgaben der Verbraucher um 1,3%. Die französische Wirtschaft dürfte damit in diesem Jahr weitgehend ähnlich mau aus den Startlöchern gekommen sein wie die deutsche. Für die am Vormittag anstehenden bundesweiten Daten zum ersten Quartal erwarten Fachleute nur ein mageres Plus von 0,1%.

Ende 2021 hat das BIP in Frankreich um revidiert 0,8% zugelegt, während es hierzulande um 0,3% schrumpfte. Der kürzlich wiedergewählte Präsident Emmanuel Macron hat das Land in seiner ersten Amtszeit zu einem Magneten für Direktinvestitionen gemacht und stellte im Wahlkampf die Erfolge im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit heraus. Im vorigen Jahr wurde beim BIP ein Plus von rund 7% erreicht — das stärkste Wachstum seit 1969. Allerdings war die Wirtschaft im Corona-Rezessionsjahr 2020 auch um etwa 8% eingebrochen.

Spanische Wirtschaft lahmt

Spaniens Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo zu Jahresbeginn drastisch verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März nur noch um 0,3% zu, wie das nationale Statistikamt am Freitag bekanntgab. Von Reuters befragte Experten hatten einen Zuwachs von 0,5% erwartet. Ende 2021 war noch ein Plus beim BIP von 2,2% herausgesprungen.

Die hohe Inflation im Land dämpft den privaten Konsum. Zudem lastete ein Streik der Lkw-Fahrer im März auf der Wirtschaft. Die Teuerungsrate lag zuletzt bei 8,4%, nachdem im März mit 9,8% fast ein 40-Jahreshoch erreicht worden war. Angesichts der negativen Auswirkungen der rasant steigenden Preise auf die Konjunktur ist das von der Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez angestrebte Wachstumsziel für 2022 von 7% wohl Makulatur.

Spaniens Wirtschaft war im vergangenen Jahr so stark gewachsen wie in den letzten 20 Jahren nicht. Das Bruttoinlandsprodukt legte um mehr als 5% zu. Wegen der Corona-Krise und harter Lockdowns war das BIP 2020 jedoch mit 10,8% im Rekordtempo eingebrochen.

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