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16:13 Uhr - 05.10.2015

Der M&A-Markt floriert

Trotz Marktunruhen sind im dritten Quartal die Aktivitäten im M&A-Markt hoch geblieben. Es wurden wertmässig 20% mehr Transaktionen angekündigt.

(Bloomberg) In Sorge angesichts der Konjunkturabkühlung in China, des Sechsjahrestiefs beim oder des Abgasskandals bei VW? Die Akteure im M&A Markt sind es nicht. Noch nicht.

Im dritten Quartal wurden Transaktionen im Wert von über einer Billion Dollar (1,13 Billionen Euro) angekündigt. Der Wert liegt mehr als 20% über jenem im Vergleichszeitraum vor einem Jahr, zeigen Bloomberg-Daten. Nicht berücksichtigt ist dabei jener Deal, welcher der grösste Zukauf im laufenden Jahr werden könnte – die Absicht von Anheuser-Busch InBev NV, ein Übernahmegebot für den Konkurrenten SABMiller (SAB 3753.25 0.34%) Plc abzugeben. Die Absicht wurde erstmals am 16. September aufgedeckt. Nach Ansicht von Analysten könnte der Deal ein Volumen von über 100 Mrd. $ erreichen. Ein ruhiger Sommer sieht anders aus. Die Märkte für Fusionen und Übernahmen waren in einem September noch nie lebhafter.

Unternehmen sind weiterhin erpicht auf Transaktionen. Sie seien bereit, für größere Gelegenheiten am Markt für Fusionen und Übernahmen erhebliche Aufschläge zu bezahlen, sagte Ferdinand Mason, Partner bei der Anwaltskanzlei Jones Day in London. Zwar sei die Aktivität branchenübergreifend stetig, gleichwohl zeige sich eine besonders ausgeprägte Dynamik in den Sektoren Pharma, Telekommunikation, Medien und Technologie, ergänzte Mason.

“Die wirtschaftliche Instabilität dämpft offenbar den Hunger auf Deals nicht”, schrieb Mason in einer E-Mail. “Jedes Mal, wenn wir ein Hoch erreicht haben, gibt es eine neue Ankündigung.”

Zu den größten Deals im dritten Quartal gehört die Übernahme von Allergan Plc für etwa 40,5 Mrd. in bar und Aktien durch den israelischen Pharmakonzern Teva Pharmaceuticals Industries Ltd. Berkshire Hathaway (BRK.A 198531.03 1.55%) Inc. erwarb Precision Castparts Corp. im August, eine Transaktion im Wert von 32,7 Mrd. Dollar.

Die Beteiligten im M&A-Geschäft haben bislang die Verwerfungen am chinesischen Aktienmarkt, wo der Leitindex im Zeitraum von Juli bis September 25 Prozent verlor, mit Schulterzucken quittiert. Es dürfte sich jedoch als schwierig erweisen, die Zuversicht aufrechtzuerhalten. Die Instabilität könnte sich für anstehende Transaktionen als Belastung erweisen, sagte Hernan Cristerna, Co-Head weltweites M&A Geschäft bei JPMorgan Chase & Co. in London.

“Zwar besteht noch kein ausreichendes Risiko, um Deals aus der Bahn zu werfen, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Verhandlungsstadium befinden”, sagte Cristerna in einem Telefoninterview. Gleichwohl könnten sich gewisse Risiken für Transaktionen ergeben, die im kommenden Jahr geplant seien, merkte Cristerna an. Das M&A Geschäft beruhe auf Zuversicht, dem Ausmaß an Begeisterung von Vorstandsvorsitzenden. Die Bereitschaft, große Transaktionen voranzutreiben, lasse etwas nach.

Bei Unternehmen, die an die Börse wollen, zeichnet sich die Anspannung bereits ab. Während das M&A Geschäft dynamisch verlaufen ist, sind turbulente Märkte eine größere Gefahr für Unternehmen und Buy-out Firmen, die einen Börsengang als Alternative für einen Exit aus bestehenden Investments erwägen. Für einige der IPO-Aspiranten, die ihren Gang in die Börse im dritten Quartal publik gemacht haben, werden die nächsten paar Wochen entscheidend sein.

Bayer AG hat die geplanten IPO-Erlöse aus dem Börsengang von Covestro um eine Mrd. Euro gesenkt, damit ausreichend Investoren zugreifen. Am 18. September hatte Bayer mitgeteilt, beim Börsengang von Covestro 2,5 Mrd. Euro beschaffen zu wollen. Der Automobilzulieferer Schaeffler AG reduzierte am Montag die geplante Anzahl an Aktien, die im Zuge des Börsengangs angeboten werden sollen. Es sollen nunmehr Aktien im geschätzten Bruttowert von 975 Mio. Euro an den Markt gebracht werden. Der Börsengang soll am 9. Oktober erfolgen, vier Tage später als ursprünglich geplant.

Sorgen betreffend einen Anstieg der US-Leitzinsen, das weltweite makroökonomische Umfeld, aber auch markante Kursausschläge bei Einzelwerten, darunter Glencore (GLEN 110 16.55%) Plc und Volkswagen (VOW 113.2 1.98%), haben die Liquidität der Anleger und deren Appetit auf Aktien beeinträchtigt, sagte Richard Cormack, Co-Leiter Aktienkapitalmärkte für die Region EMEA bei Goldman Sachs (GS 180.29 1.85%) Group Inc.

Weltweit haben Gesellschaften bei Börsengängen im dritten Quartal 11 Mrd. Dollar erlöst. Das ist der niedrigste Wert in mindestens zwei Jahrzehnten, zeigen Bloomberg-Daten.

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