Das Konglomerat SoftBank interessiert sich für eine bedeutende Minderheitsbeteiligung am Schweizer Rückversicherungskonzern. Zur Verhandlung soll ein Engagement von bis zu einem Drittel der Aktien stehen.
Swiss Re zieht Aufmerksamkeit aus Asien auf sich. Wie der Schweizer Rückversicherungskonzern am Mittwochabend mitteilte, verhandelt er mit der SoftBank Group aus Japan über eine «mögliche Minderheitsbeteiligung».
«Die Gespräche befinden sich in einem sehr frühen Stadium», heisst es vom Unternehmenssitz in Zürich. «Es ist offen, ob es zu einer Einigung kommt, noch besteht Gewissheit bezüglich Konditionen, dem Timing oder der Form einer solchen Transaktion.»
Dass sich Swiss Re öffentlich zu den Verhandlungen äussert, erstaunt. Gemäss dem «Wall Street Journal» ist die Geschäftsleitung in den vergangenen Wochen nach Tokio gereist, um den Deal besprechen. Demnach soll es um bis zu einen Drittel der Aktien von Swiss Re gehen. Zum Schlusskurs vom Mittwoch würde das einer Transaktion von rund 10 Mrd. Fr. entsprechen.
Anfang der Achtzigerjahre von Konzernchef Masayoshi Son gegründet, hat die SoftBank-Gruppe ihre Wurzeln im Telecom- und Mediengeschäft. Sie ist Japans grösster Mobilfunkanbieter und seit 2012 der Mehrheitsaktionär des amerikanischen Mobilfunkbetreibers Sprint, der seit Jahren rote Zahlen schreibt. Zudem hält sie eine Beteiligung von knapp 30% am chinesischen Internetriesen Alibaba.
Son, der koreanischer Abstammung ist, sucht derzeit nach Wegen, um den Konzern in neue Technologien wie selbstfahrende Autos und virtuelle Realität zu diversifizieren. Dazu hat er 2017 den 100 Mrd. $ grossen Risikokapitalfonds Vision Fund aufgelegt, der sich mitunter am Fahrdienst Uber und am Satellitenbetreiber OneWeb namhaft beteiligt hat.
Was Son an Swiss Re reizt, ist nicht unmittelbar klar. Offensichtlich ist aber, dass der Schweizer Rückversicherer einen robusten Cashflow erwirtschaftet, den SoftBank allenfalls für weitere Investitionen nutzen könnte. Das vermutet das “Wall Street Journal” unter Berufung auf ungenannte Quellen. Kein Geheimnis ist zudem, das SoftBank hoch verschuldet ist.
Auf einem ähnlichen Geschäftsmodell basiert Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, die den Cashflow aus dem Versicherungsgeschäft für Anlagen in anderen Bereichen nutzt. Zudem hatte der legendäre US-Investor Swiss Re 2009 im Zug der Finanzkrise mit einem 3-Mrd.-Fr.-Wandeldarlehen gerettet, das 2010 vorzeitig zurückgezahlt wurde.
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