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20:06 Uhr - 01.02.2017

Das Fed zieht sich auf den Spähposten zurück

Die US-Notenbank belässt den Leitzins unverändert. Mit einem weiteren Schritt wollen die Währungshüter zunächst abwarten, wie sich die Situation in Washington entwickelt.

Was bedeutet der Regierungswechsel in Washington für die amerikanische Wirtschaft? Diese Frage steht für das Federal Reserve im Zentrum, wenn es um den Kurs der Geldpolitik geht. Wie der Zinsentscheid vom Mittwoch zeigt, tappt die US-Notenbank dabei genauso im Dunkeln wie viele Investoren.

Das Fed hat das Zielband für den Leitzins nach seiner zweitägigen Sitzung erwartungsgemäss unverändert auf 0,5 bis 0,75% belassen. Das, nachdem es die Geldpolitik am vorangegangenen Treffen von Mitte Dezember leicht gestrafft und für 2017 drei weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt hatte.

Wie vor anderthalb Monaten schlagen die Währungshüter erneut einen zuversichtlichen Grundton zur Konjunkturlage an. “Das Stellenwachstum ist solid geblieben und die Arbeitslosenquote verharrt nahe ihres jüngsten Tiefs”, bekräftigen sie im Statement. Daten zur Stimmung unter Konsumenten und Unternehmen hätten sich verbessert, heisst es darin weiter.

Fokus richtet sich auf Inflation

Sonst hat sich im Kommuniqué kaum etwas verändert.  “Die Inflation ist in den vergangenen Quartalen gestiegen, bewegt sich aber noch immer unter dem langfristigen Ziel von 2%”, hält die US-Notenbank ähnlich wie im Dezember fest. Gemäss der aktuellsten Messung beträgt die Rate der Kernteuerung 1,7%.

Zum Zeitpunkt für den nächsten Zinsschritt fehlt in der Mitteilung jeder Hinweis. Das verdeutlicht, dass sich die US-Notenbank nach wie vor unsicher über die Auswirkungen der Präsidentschaftswahlen auf die Konjunktur ist.

Donald Trump verspricht zwar Steuerkürzungen, Deregulierung und Investitionen in die Infrastruktur. Dafür ist er jedoch auf die Zustimmung im Kongress angewiesen. Eine Verschärfung der Handels- und Immigrationspolitik könnte die amerikanische Wirtschaft zudem sogar bremsen.

Kein klares Signal

“Das Fed hat sich die Option für eine nächste Zinserhöhung offen gelassen, falls die Inflation weiter anziehen sollte”, denkt Steven Ricchiuto, Chefökonom von Mizuho Securities USA. “Es behält sich aber ebenso die Möglichkeit vor, die Geldpolitik für einen längeren Zeitraum unverändert zu belassen”, fügt er hinzu.

Entsprechend nüchtern fällt die Reaktion an Wallstreet aus. Der Dow Jones stabilisierte sich am Mittwoch nach einem schwierigen Start in die Woche. Er ging 0,1% fester auf 19890,87 aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq Composite schloss dank einer starken Performance von Apple 0,5% höher auf 5642,65.

Kaum Bewegung gab es am Bondmarkt. Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen stieg zwei Basispunkte auf 2,47%. Der Dollar stoppte den Abwärtstrend der vergangenen Tage. Der Goldpreis gab leicht auf 1211.30 $ je Unze nach, während Ölmarkt der US-Sorte etwas höher auf 53.75 $ pro Fass notierte.

Was sagt Yellen vor dem Kongress?

Der nächste Zinsentscheid des Federal Reserve steht am 15. März an. Im Anschluss wird Yellen zudem eine Pressekonferenz geben. Bis dahin werden der Notenbankchefin zwei weitere Berichte zum Jobmarkt zur Verfügung stehen. Der erste davon wird am Freitag veröffentlicht, wobei Ökonomen mit 170‘000 neuen Stellen und einer unveränderten Arbeitslosenquote von 4,7% rechnen.

Wichtig wird zudem, was Yellen vor dem amerikanischen Kongress sagt. Im Rahmen des halbjährlichen Hearings zur Geldpolitik, wird sie am 15. Februar vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses ihre Einschätzung zur Konjunktur abgeben. In derselben Woche wird sie ebenso im Senat Rede und Antwort stehen.

Die Finanzmärkte rechnen erst ab Mitte Jahr mit einem weiteren Zinsschritt. Investoren an der Chicagoer Terminbörse CME schätzen die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Straffung an der Fed-Sitzung vom März derzeit auf lediglich rund 20% ein.

Den Entscheid, die Geldpolitik unverändert zu belassen, haben die Währungshüter einstimmig gefällt. Zum ersten Mal votiert haben an der Sitzung vom Mittwoch die drei neuen Präsidenten der Fed-Distrikte Minneapolis, Philadelphia und Dallas.

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