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07:56 Uhr - 15.07.2014

IWF: Labiler Aufschwung im Euroland

Der Internationale Währungsfonds hat die Wachstumsprognosen für die Eurozone leicht gesenkt und warnt vor der niedrigen Inflation. Aber es gibt auch Lob.

Trotz positiver Wachstumsraten in vier aufeinanderfolgenden Quartalen ist der Aufschwung im Euroland nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) weiterhin labil. Unter anderem könnten der fortgesetzte Schuldenabbau und stockende Strukturreformen mittelfristig zu einer Stagnation führen. Zudem sollte die Europäische Zentralbank (EZB) bereit sein, im Falle anhaltend niedriger Inflation ein breit angelegtes Anleihenkaufprogramm zu beschliessen, schreibt der Währungsfonds im Bericht zur konjunkturellen Entwicklung.

Zwar stellt der Währungsfonds Politikern und Notenbanken ein insgesamt gutes Zeugnis aus. Gestützt von fiskalischer Konsolidierung, Schritten zur Bereinigung der Bankbilanzen und der jüngsten Zinssenkung durch die EZB seien wichtige Fortschritte erzielt worden, um der Fragmentierung der Finanzmärkte und potenzieller Deflation entgegenzuwirken, heisst es in dem Bericht. Gleichwohl wird vor einer weiteren Verlangsamung des Aufschwungs und den Folgen der «Low-flation» gewarnt, die schnell in Deflation münden könnte.

Niedrige Inflation

Nachdem die Wachstumsrate 2013 bei –0,4% gelegen hat, erwartet der IWF im laufenden Jahr eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 1,1%. Im letzten Weltwirtschaftsausblick (WEO) war noch ein Plus von 1,2% prognostiziert worden. Kommendes Jahr wird die Wirtschaft um 1,5 und 2016 um 1,7% wachsen. Anlass zur Sorge gibt hingegen die anhaltend niedrige Inflationsrate. Während die an den Verbraucherpreisen gemessene Teuerungsrate im abgelaufenen Jahr bei 1,3% gelegen hatte, werden die Preise 2014 um nur 0,7% und 2015 um 1,2% steigen. Im WEO hatte der IWF fürs laufende Jahr noch einen Anstieg der Verbraucherpreise um 0,9% unterstellt.

Positiv hervorgehoben werden in dem Bericht Fortschritte bei der Umsetzung der Bankenunion. Die Vereinbarungen über den einheitlichen Abwicklungsmechanismus (SRM), den einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) und die Restrukturierungsrichtlinie (BRRD) unterstreichen nach Ansicht des IWF das gemeinsame Bekenntnis zur Bankenunion. Auch lobt der Währungsfonds die von der EZB unternommenen Schritte und ihre grundsätzliche Bereitschaft, auch weiterhin auf unkonventionelle geldpolitische Massnahmen zurückzugreifen.

Risiken haben nicht abgenommen

Dennoch haben nach Ansicht der IWF-Ökonomen die Risiken keineswegs abgenommen. Demnach lastet vor allem die schwache gesamtwirtschaftliche Nachfrage auf der Konjunktur. Hinzu kommt, dass Sparmassnahmen von Unternehmen, Banken und privaten Haushalten in der gesamten Eurozone die Teuerungsrate deutlich unter das Inflationsziel der EZB drücken. Zudem dämpfen die hohen Kreditkosten insbesondere in Ländern mit grosser Output-Lücke und hoher Arbeitslosigkeit die Investitionstätigkeit.

Als grösste externe Risiken werden langsameres Wachstum in den Schwellenländern, eskalierende geopolitische Konflikte und die Folgen des Ausstiegs der US-Notenbank aus ihrer ultralockeren Geldpolitik gesehen. Gemeinsam mit einem weiteren Anstieg des Eurokurses könnten externe Schocks nach Ansicht des IWF «ohne weiteres zu Deflation führen». Vor diesem Hintergrund müssten Regierungen bereit sein, den fiskalpolitischen Spielraum voll auszunutzen, ohne aber das Ziel, die Verschuldungsquote zu reduzieren, aus den Augen zu verlieren.

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