Die operative Marge steigt über Erwarten kräftig. Der Baustoffkonzern erhöht das Synergieziel für 2016. Auf Dauer muss aber Umsatzwachstum her.
Mit SMI-Titeln sind Anleger 2016 bislang nicht besonders gut gefahren. Etwa die Hälfte der grosskapitalisierten Werte notiert im Minus. Dass LafargeHolcim (LHN 51.7 1.87%) zu den Gewinnern zählt, darauf hätten vor einigen Monaten nur wenige gewettet.
Auch am Freitag wurden die Aktien des Baustoffkonzerns in einem schwachen Gesamtmarkt höher gehandelt. Zwar war der Umsatz im dritten Quartal auf vergleichbarer Basis 3% gesunken und damit 4 Prozentpunkte unter den Erwartungen der Finanzanalysten geblieben, doch der um Sonderkosten bereinigte Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda nahm 10,5% zu. Als Folge erhöhte sich die operative Marge mehr als erwartet (vgl. Tabelle).
Nach einem schwachen ersten Quartal gewinnt die Ertragskraft von LafargeHolcim zunehmend an Schwung. Dem Management gelang es erneut, im Markt höhere Durchschnittspreise durchzusetzen, im Vergleich zum Vorquartal wie auch zum Vorjahresquartal.
Ziel für Synergien erhöht
Zudem wurde das Ziel, 2016 zusätzliche Synergien von 450 Mio. Fr. Ebitda herauszuholen, bis Ende September bereits erreicht. Nun werden mindestens 550 Mio. angepeilt. Bis Ende 2017 sollen es 1,1 Mrd. Fr. werden.
Auffallend ist, dass das Unternehmen in Bezug auf Kostensenkungen in der Organisation und im Herstellprozess teilweise schon nahe an die Vorgabe herangekommen ist. Dagegen hapert es mit den Plänen, den Aufwand für die Materialbeschaffung zu reduzieren und mehr Ertrag über Wachstum und Innovation zu erwirtschaften.
In diesen beiden Bereichen hat LafargeHolcim erst 33 bzw. 40% des Ziels erreicht. «Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es in beiden Fällen noch schaffen», betont CEO Eric Olsen im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». Ein neues Produkt erfolgreich im Markt zu lancieren, dauere erfahrungsgemäss länger, als einen Prozess in einem Werk zu ändern.
Bis zum Frühling wird der Konzern von einem günstigen Basiseffekt profitieren. Olsen rechnet mit einer «deutlichen» Steigerung des Ebitda im vierten Quartal. Indien, wichtigster Markt in Asien, werde Fortschritte erzielen.
In Nigeria 250 Mio. Fr. Ebitda verloren
Zudem erwartet er eine Erholung der Profitabilität in Nigeria. Wegen eines Produktionsunterbruchs im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land hat LafargeHolcim in den ersten neun Monaten nicht weniger als 250 Mio. Fr. Ebitda verloren.
Für 2016 strebt das Unternehmen eine Steigerung des bereinigten Ebitda im «mindestens hohen einstelligen Prozentbereich» an. Eine Reduktion der Nettoschuld auf 13 Mrd. Fr. ist realistisch, sobald mehr Erlös aus dem Verkauf von Vermögenswerten gebucht ist.
Anderseits sind für das Gesamtjahr Investitionen von weniger als 2 (2015: 2,6) Mrd. Fr. geplant. Der freie Cashflow wird erheblich zunehmen. Devestitionen auch im kommenden Jahr werden höhere Ausschüttungen an die Aktionäre ermöglichen.
Da sich LafargeHolcim auch im ersten Quartal 2017 an einem schwachen Vorjahresresultat messen kann, wird die freundliche Stimmung in diesen Aktien in den nächsten Monaten wohl anhalten. Früher oder später muss der Konzern jedoch zeigen, dass er imstande ist, nicht nur profitabler zu werden, sondern mit neuen Produkten und über neue Absatzwege (vgl. Artikel oben) auch zu wachsen.
Die komplette Historie zu LafargeHolcim finden Sie hier. »
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