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15:45 Uhr - 04.05.2016

Am Anfang fast den Lift verpasst

Thomas Oetterli, 46, leitet den Aufzugs- und Fahrtreppenkonzern seit Anfang April. Geprägt hat ihn vor allem die Zeit in China, dem mit Abstand wichtigsten Markt für neue Anlagen: «Fünf Jahre China ist wie ein Jahr Europa.»

Seine Ernennung zum CEO von Schindler (SCHN 177.2 -0.51%) kam überraschend. Thomas Oetterli übernahm den Posten Anfang April von Silvio Napoli, der die Aufgabe nach nur wenig mehr als zwei Jahren abgab, um in den Verwaltungsrat zu wechseln und dort 2017 von Patron Alfred N. Schindler das Präsidium zu übernehmen. Was von aussen gesehen kurzfristig anmutete, war Teil einer minutiös geplanten Nachfolgeregelung. Die Ernennung von Oetterli zum CEO war zudem der letzte «logische» Schritt einer mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Karriere im Innerschweizer Familienunternehmen. Der 46-Jährige vereint Finanz-Know-how, Marktwissen und Führungserfahrung – eine rare Mischung.

Dabei war der Stadtluzerne bei seiner ersten Bewerbung zweite Wahl gewesen. Den Job als Projektleiter für die Einführung der IFRS-Rechnungslegungsnormen im Konzern bekam er nach Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums an der Uni Zürich erst, als der Gewählte einer anderen Stelle den Vorzug gab. Abgesehen davon ging der Lift stetig nach oben. Die Zahlenwelt empfand Oetterli nie als langweilig. «Aber eine menschenorientierte Führung ermöglicht mehr Gestaltungsfreiraum», betont er. Eine seiner Stärken sei, man merkt es ihm an, Mitarbeiter begeistern zu können. So übernahm er nach 2006 die Führung stetig grösserer Markteinheiten, zunächst die Schweiz (mit der grössten Aufzugsdichte weltweit), dann Europa-Nord (mit einem Viertel des Konzernumsatzes) und dann 2013 China.

«Die drei Jahre in Schanghai waren ungemein lehrreich und haben mein Weltbild verändert», erzählt Oetterli. Grösse und Vorwärtsdrang des Landes seien überwältigend. Ein Jahr China sei wie fünf Jahre Europa. China ist der «Hot Spot» der Branche: Zwei von drei weltweit neue installierten Liften und Fahrtreppen werden im Riesenreich gebaut. Wie Vorgänger Silvio Napoli hat der neue CEO die Grundlagen geschaffen, dass Schindler im Hauptmarkt seit etlichen Quartalen Marktanteile gewinnt.

Oetterli hat sich auch mit der langen Kulturgeschichte Chinas befasst. Eines seiner Hobbys ist das Lesen historischer Romane und Biografien. Er habe Land, Leute und das Essen lieben gelernt. Bei seiner Rückkehr in die Schweiz erlebte er noch einmal einen Kulturschock: «Es war, wie wenn man in einem Auto von 200 auf 10 Stundenkilometer hinunterbremsen würde.»

Thomas Oetterli fühlt sich im Familienunternehmen Schindler wohl. Der Führungswechsel sei reibungslos verlaufen. Die Mitarbeiter hätten rasch gemerkt, dass die Kontinuität gewahrt bleibe. Eine der Stärken des Konzerns sei die Loyalität der Mitarbeiter. Sie spielt auch in der Familie des dreifachen Vaters: Oetterlis Ehefrau arbeitete früher für das Unternehmen, die zwei erwachsenen Söhne haben ihre Lehre im Betrieb absolviert. Nur eines kommt zu kurz: Der ehemalige Fussball-Halbprofi guckt mittlerweile eher Sport, als ihn zu betreiben. Auch nimmt er den Lift, statt Treppen hochzusteigen – «aus Bequemlichkeit», wie er einräumt. Doch man lasse sich nicht täuschen: Als «kompetitiv veranlagter Mensch» will er Schindlers Leistung stetig steigern und «der Ehre, das grösste Unternehmen der Region zu führen, gerecht werden».

Die komplette Historie zu Schindler finden Sie hier. »

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