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09:43 Uhr - 17.06.2015

Gebremste Bahnkonzerne in Kanada

Die fallenden Aktienkurse der grössten kanadischen Eisenbahngesellschaften gehen auf rückläufige Öltransporte zurück. Trotz allem bieten die Bahntitel eine gute Einstiegsmöglichkeit.

Wer vor fünf Jahren Aktien der zwei grossen kanadischen Eisenbahngesellschaften gekauft hat, konnte in der Zwischenzeit von erklecklichen Kurserhöhungen profitieren. Die Titel von Canadian Pacific Railway (CP 166.92 -0.06%) (CP) und Canadian National (NATN 87.8 0.92%) Railway (CN) stiegen in diesem Zeitraum 260 respektive 185%. Aber jetzt spüren die Bahnkonzerne, dass die Öltransporte auf der Schiene rückläufig sind. Seit Mitte Mai zeigt sich dieser negative Trend in deutlich tieferen Aktienkursen. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Bahntitel künftig keine gute Anlage sein werden.

Das zeigt das Beispiel CP, ein Unternehmen, das in den vergangenen Jahren einen rebellischen Hauptinvestor, einen neuen CEO und das Ausmustern von Bahnwagen durchlebt hat. CP ist der zweitgrösste Eisenbahnkonzern Kanadas und weist eine Marktkapitalisierung von 33 Mrd. kan. $ auf. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete sie mit einem Umsatz von 6,6 Mrd. kan. $ einen Gewinn von 1,5 Mrd. kan. $.

Bill Gates hat investiert

An Kanadas Bahnkonzernen sind auch Grossinvestoren wie Microsoft-Gründer Bill Gates interessiert, der schon seit einigen Jahren eine Beteiligung an CN besitzt. Der US-Hedge-Funds-Aktivist William Ackman stieg 2012 ein. Heute besitzt Ackmans Investmentgesellschaft Pershing Square Capital Management gemäss Bloomberg 8,5% des Kapitals. Ackman fing sogleich an, gegen die damalige Konzernleitung zu opponieren. Schliesslich hatte er damit Erfolg und machte Hunter Harrison, den ehemaligen Konzernchef des Konkurrenten Canadian National Railway, zum CEO von CP. Harrison setzte Kostensenkungen durch und steigerte die Effizienz, indem er beispielsweise 10 000 Bahnwagen aus dem Betrieb nahm und die Auslastung erhöhte. Dem Unternehmen half aber vor allem die wirtschaftliche Lage: Öl wurde zunehmend auf der Schiene transportiert, weil in Nordamerika Pipeline-Kapazitäten fehlten und der Bau neuer Röhren von Politikern kein grünes Licht bekam. Im vergangenen Jahr machte der Öltransport etwa 10% des Umsatzes von CP aus.

Diese Zeiten ändern sich jedoch. Mit dem Rückgang des Ölpreises und der Produktion nehmen auch die Transporte auf der Schiene ab, bei CP allein im April und Mai um 5,1%. Laut der kanadischen Statistikbehörde fiel der Öltransport der Bahnen in den ersten drei Monaten 2015 auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Es gibt derzeit wieder mehr Kapazitäten bei den Pipelines, die für Ölkonzerne preiswerter sind als der Bahntransport. Die Schliessung von Kohleminen und fallende Getreidetransporte unterhöhlen die Resultate der Bahnkonzerne weiter.

Gewinnanstieg erwartet

Ende Mai 2015 kündigte CP 400 Entlassungen und die Stilllegung von rund 200 Lokomotiven an. Die Firmenleitung bezweifelt auch, dass sie in diesem Jahr geschätzte 140 000 Bahnwagen mit Öl wird transportieren können – ursprünglich hatte man sogar mit 200 000 Waggons gerechnet. Manche Marktbeobachter spekulieren, es könnten auch nur 88 000 Wagenladungen sein. Die Konzernleitung hält trotzdem für 2015 an ihrem vorausgesagten Gewinnanstieg pro Aktie von mindestens 25% fest. Dabei darf man nicht aus den Augen verlieren, dass CP im vierten Quartal 2014 und im ersten Quartal 2015 Rekordergebnisse auswies.

Einige Finanzanalysten haben indes ihre Schätzungen revidiert. Andere halten die CP-Titel immer noch – oder erst recht – für eine gute Investition.  Langfristig gesehen dürfte CP weiterhin eine solide Anlage sein. Die Aktienkurse von Bahnunternehmen steigen in der Regel mit der Erholung der Wirtschaft. Der Kurs der CP-Valoren wird sich in den kommenden zwölf Monaten wahrscheinlich nur beschränkt nach oben entwickeln. Jetzt bietet sich eine Kaufgelegenheit für Anleger, denen die Aktie zuvor zu teuer war oder die buchstäblich den Zug verpasst hatten.

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