Chinas Industrie weist für August das stärkste Wachstum seit fünf Monaten aus. Nach deutlichen Verlusten vom Vortag beruhigte sich die chinesischen Börse.
Die seit zwei Jahren an Schwung verlierende chinesische Wirtschaft zeigt im zweiten Semester 2016 klare Zeichen einer Stabilisierung. Gemäss den vom nationalen statistischen Amt am Dienstag veröffentlichten Daten wies die Industrieproduktion im August gegenüber der Vorjahresperiode 6,3% zu. Das liegt knapp über dem Juli-Wert, als sich das Wachstum auf 6,2% belaufen haate.
Die Sachinvestitionen stiegen in den ersten acht Monaten des Jahres 8,1% an. Der Einzelhandel konnte im Augustden Umsatz 10,6% steigern – eine markante Verbesserung gegenüber Juli (10,2%).
Bestätigter Trend
Damit wird es zunehmend wahrscheinlich, dass die weltweit zweitgrösste Volkwirtschaft im laufenden Jahr das von der Regierung gesetzte Wachstumsziel von 6,5 bis 7% erreichen wird. 2015 expandierte das Bruttoinlandprodukt (BIP) mit 6,7%, zugleich das tiefste Wachstum seit 25 Jahren. Die am Dienstag veröffentlichten Daten bestätigen den Trend der überraschend gut ausgefallenen Importe des Vormonates.
Diese Zahlen bestätigen den Trend, der sich bereits in der Vorwoche abzeichnete. Damals stiegen die Einfuhren im August an, zum ersten Mal seit zwei Jahren. Im Juli waren diese gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen.
Die im August überraschen gute ausgefallene Industriedaten sind allerdings teilweise dem Sonderfaktoren zuzuschreiben. So trieben der Wiederaufbau nach den grossen Überschwemmungen im Juli die Infrastrukturbauten an.
Das zeigt auch, dass es in der chinesischen Wirtschaft weiterhin Gefahrenzonen gibt, so etwa in dem als überhitzt geltenden Immobilienmarkt. Ma Jun, Chefökonom der Researchabteilung der chinesischen Zentralbank sagte Anfang Woche in einem Interview mit «China Business News» dass weitere Massnahmen zur Bekämpfung der Immobilienblase nötig seien.
Weitere Strukturreformen nötig
Er gab damit auch der Meinung Ausdruck, dass weitere tiefgreifende Strukturreformen überfällig sind, so etwa in der Reduzierung der Überkapazitäten in der von Staatsunternehmen dominierten Schwerindustrie und das insbesondere im Bereich der Stahlproduktion. «Wir können den Staatsunternehmen nicht einfach Kapital für ineffizienten Investitionen geben», sagte Ma.
Es ist denn auch unwahrscheinlich dass die People’s Bank of China (PBoC) in der zweiten Jahreshälfte den Geldhahn zur weiteren Stützung des Wachstums weiter öffnen wird.
Nomura revidiert BIP-Prognose nach oben
Nachdem chinesische Aktien am Montag als Reaktion auf eine sich möglicherweise abzeichnende Zinswende deutlich nachliessen, stabilisierte sich die Lage am Dienstag nach Bekanntwerden der Konjunkturdaten. Der CSI-300-Index der Aktienmärke Schanghai und Shenzhen bewegte sich in der Morgensitzung seitwärts, während der Hauptindex der Börse Hongkong bis Mittag rund 1% zulegen konnte.
Das japanische Finanzhaus Nomura korrigierte als Reaktion auf die Konjunkturdaten vom Dienstag ihre Wachstumsprognose für das dritte Quartal von 6,2% auf 6,4% nach oben. Für das gesamte Jahr geht Nomura von einem 6,5% expandieren BIP aus.
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