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16:21 Uhr - 24.06.2015

Stabile Qualität und stetiges Wachstum bei Schweizer Emittenten

Die Zürcher Kantonalbank bewertet im aktuellen Swiss Rating Guide 128 inländische Schuldner. Ein besonderes Augenmerk gilt dieses Jahr der Strombranche. Alpiq, Axpo und BWK werden niedriger eingestuft.

Es werden immer mehr. In ihrer diesjährigen 14. Ausgabe des Swiss Rating Guide analysiert und benotet die Zürcher Kantonalbank (ZKB) 128 inländische Schuldner, sechs mehr als 2014. Von A wie Aargau (Kanton) bis Z wie Zurich Insurance (ZURN 294.8 -0.51%) Co sind damit über 96% des Volumens im Inlandsegment des Schweizer Obligationenmarktes abgedeckt.

Inlandsegment Ende Mai 2015zoomNeun Emittenten kamen neu hinzu, drei werden nicht mehr bewertet. Im Gegensatz zum (nicht abgedeckten) Auslandssegment sei das Ratingniveau im Inlandsegment in den vergangenen Jahren auf hohem Niveau sehr stabil, sagte Mitautor Luca Corletto vom ZKB-Bondresearch bei der Präsentation am Mittwoch. Der weitaus überwiegende Teil sei Anlagequaliät, also zwischen AAA und BBB angesiedelt. Hochzins-Emittenten mit einem Rating unterhalb Anlagequalität gebe es «nur eine Handvoll», darunter die zwei «Sorgenkinder» Meyer Burger (MBTN 8.78 0.92%) und Von Roll (ROL 0.96 1.05%) (jeweils B).

37% den Inlandsanleihen bewertet die ZKB mit der Bestnote AAA, 2014 waren es 35%, im Jahr davor 33%. Der Anteil der BBB-Noten liegt bei 8% (2014: 9%. 2013: 7%). Lediglich im mittleren bis unteren Bereich der Anlagequalität änderte die ZKB die Einstufung von 23 Emittenten, 20 mal nach unten und in nur drei Fällen nach oben. Während das inländische Emissionsvolumen seit 2009 deutlich steigt, von damals von gut 230 Mrd. Fr. auf jetzt  über 330 Mrd. Fr. (+46%), nimmt das Volumen der ausstehenden ausländischen Frankenanleihen entsprechend ab, so dass der Gesamtmarkt seit Jahren praktisch bei rund 550 Mrd. Fr. stagniert.

Ein neues Branchensegment

Die in diesem Jahr neu hinzugekommenen Emittenten im Rating Guide sind Banque Cantonale du Jura, die die ZKB mit A+ einstuft, die Kantone Aargau und Thurgau (jeweils AA+), Geberit (GEBN 325.6 0.37%) und Lindt & Sprüngli (LISN 59545 -0.38%) (jeweils A). Erstmals dabei sind auch die vier Klinikunternehmen, welche das neueste Branchensegment des Obligationenmarktes ausmachen: Psychiatrische Dienste Aargau (AA), Regionalspital Emmental und Spitalverband Limmattal (jeweils A+) sowie GZO Spital Wetzikon (A). Nicht mehr im Rating Guide enthalten, weil sie zum Teil keine Anleihen mehr ausstehend haben, sind Baloise (BALN 117.1 0%) Bank SoBa, Migros Bank und Nobel Biocare (NOBN 17 0%) nach der Übernahme durch Danaher Ende 2014.

Diesjähriges Fokusthema des ZKB Rating Guide ist die Schweizer Strombranche. Mit einem Gesamtvolumen von rund 11,3 Mrd. Fr. spielten die Anleihen der 15 Stromgesellschaften am Franken-Obligationenmarkt zwar nur eine untergeordnete Rolle (Anteil 3%). In den vergangenen zwölf Monaten habe die Branche aber vermehrt im Zentrum des Interesses gestanden. «Es gibt hier kaum ein Unternehmen, das keine Rückstufung hinnehmen musste», stellt die ZKB fest. Eine Wende zum Besseren ist nicht abzusehen.

Bonität der Stromkonzerne sinkt

Nur gerade sechs der 25 betrachteten Stromunternehmen bekamen die gleiche Bonitätsnote wie im Vorjahr. 18 andere, darunter die Branchengrössen Alpiq, Axpo und BKW, wurden eine Stufe tiefer bewertet. Repower (RE 90.45 0.5%) wurde als einziges Unternehmen sogar um 2 Stufen herabgesetzt. Vor allem die Energiewende mache den Schweizer Stromversorgern zu schaffen. «Angesichts der europaweit staatlich geförderten Konkurrenz durch Sonnen- und Windstrom verdienen die Konzerne mit ihren konventionellen Kraftwerken immer weniger.» An den internationalen Strombörsen seien die Preise so tief, «dass selbst Wasserkraftwerke nicht mehr profitabel operieren können,» schreibt die ZKB. Dies mindere in der Folge die Werthaltigkeit der Anlagen. Allein die drei Schweizer Stromkonzerne Alpiq, Axpo und BKW hätten in den vergangenen vier Jahren Wertberichtigungen von zusammen 8 Mrd. Fr. vorgenommen.

Das Leistungsangebot der Stromanbieter werde sich in den kommenden Jahren «bestimmt merklich ändern», sehen die Autoren des Rating Guide voraus. Die Schweizer Anbieter seien auf der Suche nach neuen Ertragsquellen und bemühten sich über Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen die Ertragseinbussen zu kompensieren. Chancen sähen sie im Ausbau des Servicegeschäfts, wie etwa der  Gebäude- oder Verkehrstechnik, aber auch im Rückbau von (Kernkraft)-Anlagen, der besonderes Knowhow erfordert, welches zum Teil bereits vorhanden sei.

Idealerweise sollten die neuen Ertragsquellen zu einem gleichwertigen Ertragspfeiler neben dem traditionellen Energiegeschäft heranwachsen. «Davon sind die Stromkonzerne aber noch weit entfernt», resümiert die ZKB. Das politische und regulatorische Umfeld biete der Strombranche noch genügend Herausforderungen. «Fragen rund um die Marktöffnung, die bilateralen Abkommen und die Atomenerergie werden die Gesellschaften noch mehrerer Jahre beschäftigen.»

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