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17:59 Uhr - 01.04.2016

Die Schweiz muss fit werden für Fintech

An der FuW-Konferenz FinTech 2016 wurde zum ersten Mal der Swiss FinTech Award verliehen – und auch der Regulator machte eine klare Ansage.

zoomMark Branson, Direktor Finma Die Konferenz des Finanz und Wirtschaft Forum «FinTech 2016 – Advance Finance Together» ging mit einer Premiere zu Ende. Die Start-ups Knip und Sentifi wurden mit dem ersten Swiss FinTech Award ausgezeichnet. Jährlich werden nun mit dem Award die besten Schweizer Fintech-Lösungen ausgezeichnet.

Der am Donnerstagabend verliehene Preis ist mit 36 000 Fr. dotiert. Neben dem Preisgeld erhalten die Gewinner eine Wild Card zum «Accenture’s FinTech Innovation Lab» in London. Von ursprünglich sechzig Bewerbern haben 2016 der digitale Versicherungsbroker Knip und das «Reuters der digitalen Welt» Sentifi die zweiundzwanzigköpfige Expertenjury am meisten überzeugt. Nominiert waren ausserdem die Big-Data-Plattform Qumram und der Liquiditätsplaner Advanon.

zoomSandra Emme, Google Switzerland  Bransons Appell

Mit der Awardnacht ging eine Konferenz zu Ende, die im Dolder Grand Hotel alle relevanten Akteure der Schweizer Fintech-Szene versammelte. Gemeinsam diskutierten die Beteiligten über die Bedeutung und die Herausforderung der Digitalisierung für die Finanzbranche.

Einen Appell an die Politik, die derzeitige Regulierung im Finanzbereich zu überdenken, kam vom Chef des Regulators selbst. Es brauche einen klaren politischen Willen in der Schweiz, die Rahmenbedingungen für die Fintech-Branche zu ändern, sagte Mark Branson, Direktor der Finanzmarktaufsicht (Finma). «Die Gesetzgebung in der Schweiz ist nicht fit für Fintech», so Branson. Laut Informationen von «Finanz und Wirtschaft» will der Bundesrat noch in diesem Jahr über Verordnungen Abhilfe schaffen. Im Raum stehen eine abgespeckte Version einer Bankenlizenz und ein regulierungsfreier Raum für junge Firmen (sog. Sandkasten).

zoomJennifer Hansen, Saxo Markets Aber auch jenseits der Regulierung ist die Schweiz für Start-ups kein optimales Pflaster. Geringe Risikofreude, ein Mangel an Wagniskapital und eine gründerfeindliche Besteuerung im Kanton Zürich mache den jungen Firmen das Leben schwer, so Adrian Bührer, Leiter des Swiss Life (SLHN 254.1 -0.63%) Lab.

«In London gab es davor schon ein Start-up-Ökosystem, in das sich die Fintech-Szene setzen konnte», sagte Guillaume Dubray, Gründer des Fusion Akzelerators in Genf. «Jetzt müssen wir in der Schweiz durch Fintech ein Start-up-Ökosystem schaffen.» Ein Beispiel, wie die Fintech-Szene das gesamte Start-up-Ökosystem Schweiz befruchtet, ist die Donnerstag angekündigte Swiss Start-up Association, ein Interessenverband junger Firmen, präsidiert von Fintech-Start-up-Unternehmer Urs Haeusler.

zoomJörg Schönhärl, Horvath & Partners Rohners Eingeständnis

Das frische Blut tut not, denn digitale Innovationen müssten ausserhalb der Kernstruktur einer Bank entwickelt werden, sagte Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse (CSGN 13.43 -1.32%) im Gespräch mit FuW-Chefredaktor Mark Dittli. «Das Geld ist bei den Grossbanken nicht das Problem für Innovation», führte er aus. Es mangle aber oft an der nötigen Freiheit, Neues im eigenen Haus zu entwickeln. «In der Kundenbeziehung haben wir noch zu wenig Innovation gesehen.»

zoomOliver Kutsch, Swisscom Wie man im Banking die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt, zeigen dagegen Start-ups wie Number26 aus Berlin. Das junge Unternehmen hat eine App entwickelt, die das Privatkonto aufs Smartphone bringt – einfache Verwaltung inklusive. «Heute geht niemand mehr in die Filiale, höchstens um Geld abzuheben oder einzuzahlen», sagte Alex Weber, Strategiechef von Number26. «Dennoch erinnert das E-Banking der meisten Banken an das Internet der Neunzigerjahre».

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