Experten der Credit Suisse rechnen trotz einer Eintrübung des Finanzmarktumfelds mit zwei bis drei IPO im zweiten Halbjahr.
Drei weitere Börsengänge für die Schweiz. Dies stellt Jens Haas, Head Investment Banking Switzerland, für die zweite Jahreshälfte in Aussicht: «Ein grosser Börsengang und zwei kleinere», lautet seine Ansage. Trotz zunehmender geopolitischer und handelspolitischer Themen geht der Investmentbanker für die zweite Jahreshälfte von einem konstruktiven Umfeld aus, und zwar sowohl für Börsengänge als auch für Übernahmen und Fusionen (M&A).
Im M&A-Bereich sind die Volumen in der Schweiz mangels Megadeals bislang zwar rückläufig. Trotzdem: Überdurchschnittliche zwölf Deals mit Schweizer Beteiligung brachten in der ersten Jahreshälfte ein Gewicht von je über 1 Mrd. $ auf die Waage. Die Treiber für M&A sind intakt: «Die Bilanzen der Unternehmen sind stark, Finanzierungen günstig und die Zuversicht der Unternehmenslenker hoch», sagt Haas.
Börsengänge konkurrenzieren M&A
Konkurrenz entsteht dem M&A-Markt aus dem Trend, dass beim Verkauf von Unternehmen oft zweigleisig gefahren wird. Parallel zu einem Direktverkauf wird auch ein Börsengang vorbereitet, beispielsweise beim Logistiker Ceva und bei Oerlikons Getriebesparte GrazianoFairfield, deren Publikumsöffnung allerdings verschoben wurde. In der ersten Jahreshälfte versprach dem Verkäufer ein Börsengang dabei oft einen höheren Erlös als der Direktverkauf.
Für die Anleger, die in die Börsenneulinge investiert haben, sah dies oft anders aus: Von den bisher fünf Schweizer Börsengängen notieren nur die Titel von Sensirion (SENS 49.6 -0.8%) und Medartis (MED 68 2.72%) über dem Emissionspreis. Klingelnberg (KLIN 47 0.64%), Polyphor (POLN 32.4 -2.11%) und Ceva Logistics (CEVA 21.9 0%) liegen teilweise deutlich darunter. Der für Frühling geplante Börsengang von Gategroup und Swissport wurde ganz abgeblasen. Vor zwei Wochen wurde die Publikumsöffnung von GrazianoFairfield auf unbestimmte Zeit vertagt.
Dennoch ist gemäss Haas für Nachschub gesorgt: Private-Equity-Häuser dürften weitere Portfoliofirmen an die Börse bringen. Ebenso könnte für manche Familie der Zeitpunkt nahen, ihr Unternehmen dem Publikum zu öffnen. Drittens würde der Schweizer Börsenplatz international an Anziehungskraft zulegen, beispielsweise da London wegen des Brexit mit Ungewissheiten konfrontiert sei. Drei bis fünf weitere Schweizer Börsengänge antizipiert Haas für das kommende Jahr.
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