Bis in drei Jahren will die Versandapotheke 4 Mrd. Fr. Einnahmen erreichen. Für 2020 weist sie tiefrote Zahlen aus.
Da dürfte mancher Aktionär leer geschluckt haben. Zur Rose (ROSE 376.00 -7.27%) weist für das vergangene Jahr einen Verlust von 136 Mio. Fr. aus, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Aktien tauchten im Morgenhandel an der Börse.
Bereits auf Stufe Betriebsergebnis Ebitda, vor Abschreibungen und Amortisation, fehlten 78 Mio. Fr. Darin sind unter anderem zusätzliche Ausgaben für die Umsetzung der Wachstumspläne von 31 Mio. Fr. und Restrukturierungskosten, Wertberichtigungen und Rückstellungen von 47 Mio. Fr. enthalten. Bereinigt um diese Faktoren, wurde das Ziel eines ausgeglichenen operativen Resultats erreicht.
Wachstum vor Profitabilität: Diesem auf Dauer ungesunden Motto hat die Online-Apotheke auch 2020 nachgelebt. Über eine Wandelanleihe und eine Kapitalerhöhung beschaffte sie sich 388 Mio. Fr. Etwa 110 Mio. Fr. investierte sie in zwei Übernahmen in Deutschland, die Versandapotheke Apotal mit 157 Mio. € Umsatz und den digitalen Dienstleister Teleclinic. Der Marktanteil im grössten Einzelmarkt Europas stieg auf 43%.
Ein Fünftel mehr Umsatz 2021
Auch sonst gab das Unternehmen viel Geld aus im nördlichen Nachbarland. Ende Jahr lancierte die Tochter DocMorris eine digitale Plattform, an der sich Gesundheitsdienstleister wie Partnerapotheken, Versicherer und Krankenkassen andocken können. Zudem läuft die Vorbereitung auf die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland auf Hochtouren. Per Anfang 2022 wird es Pflicht; danach müssen keine Papierrezepte mehr eingesandt werden.
Planmässig verläuft auch der Ausbau des Logistikzentrums in Heerlen/NL in Sichtweite der deutschen Grenze. Ab 2022 können dort doppelt so viele Pakete verarbeitet werden wie zuvor.
Im laufenden Jahr wird sich an der Wachstumsstrategie nichts ändern. Zur Rose rechnet mit einer Steigerung des Umsatzes um ein Fünftel auf etwa 2,1 Mrd. Fr. Der Verlust unter dem Strich wird wohl kleiner ausfallen, aber immer noch erheblich sein. Die Expansion fordert weiterhin ihren Tribut. Im Februar hat das Unternehmen eine «umfangreiche» Werbekampagne gestartet, die DocMorris als Dachmarke in fünf Jahren europaweit bekannt machen soll.
Auf Stufe Ebitda strebt die E-Commerce-Apotheke zwölf bis achtzehn Monate nach 2021 ein ausgeglichenes Ergebnis an. Stand heute sieht sie keinen signifikanten Bedarf für die Bereinigung von Sondereffekten. Künftige Akquisitionen könnten die Gewinnschwelle auf Stufe Ebitda in weitere Ferne rücken lassen.
Elektronischer Schub
Ab nächstem Jahr wird das E-Rezept in Deutschland als Umsatztreiber wirken. Zur Rose erwartet mit Blick auf Erfahrungen in Schweden, dass sein Anteil im Onlinekanal in einigen Jahren von 1 bis 2 auf 10% steigen wird. Auf dieser Basis hat das Management die mittelfristige Umsatzprognose von 3 auf 4 Mrd. Fr. für die Gesamtgruppe angehoben. Die Zeitspanne wurde auf eher drei als fünf Jahre gekürzt. Dabei sind weitere Akquisitionen nicht eingerechnet.
Bis unter dem Strich ein Gewinn herausschaut, müssen sich die Aktionäre aber wohl bis mindestens 2023 gedulden. Dem deutschen Konkurrenten Shop Apotheke (SAE 182.60 -4.2%), der für 2020 einen positiven Ebitda ausgewiesen hat, könnte das schon dieses Jahr gelingen (vgl. Textkasten). Eine Investition in Zur Rose erfordert ein ausgeprägtes Mass Risikobereitschaft und Stehvermögen, auch wenn die Aktien seit dem Höchstkurs von 514 Fr. im Februar gut 28% eingebüsst haben.
Die komplette Historie zu Zur Rose finden Sie hier.»
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